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Brennpunkt Pflege – Interview: Wohin steuern Pflegeberufe?

Warum die Pflege in der Gesundheitsversorgung eine immer wichtigere Rolle spielt, welche neuen Arbeitsfelder es gibt und wo künftig die Herausforderungen warten, erklärt Dr. Bernadette Klapper, Geschäftsführerin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK).

Ein junger Mann schiebt ein Krankenbett durch einen Krankenhausgang.

abi» In welchen Pflegebereichen werden heute und zukünftig vor allem Pflegefachkräfte gebraucht?

Dr. Bernadette Klapper: Pflegefachpersonal wird in allen Bereichen, das heißt in der stationären und ambulanten Langzeitpflege, in Krankenhäusern, aber zukünftig auch in neuen Rollen in Gesundheitszentren, im Öffentlichen Gesundheitsdienst, im Quartiersmanagement oder als sogenannte School Nurses in Schulen, gebraucht werden. Es gibt also einen hohen Bedarf an Pflegefachpersonal. Qualifizierte und auch akademisch ausgebildete Kollegen und Kolleginnen werden gebraucht und haben vielfältige Karrieremöglichkeiten.

  • Portraitfoto von Bernadette Klapper

    Pflege wird in der Gesundheitsversorgung eine immer wichtigere Rolle spielen.

    Dr. Bernadette Klapper, Geschäftsführerin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK)

abi» Ende vergangenen Jahres haben die ersten Absolventinnen und Absolventen die neue generalistische Ausbildung abgeschlossen: Wie lautet Ihr Fazit?

Dr. Bernadette Klapper: Die generalistische Pflegeausbildung bildet zu Beginn des Berufslebens eine breite, fundierte Basis. Sie befähigt zu pflegerischen Kompetenzen wie der Krankenbeobachtung oder der Angehörigenbetreuung, ungeachtet des Alters oder der Erkrankungen der Pflegebedürftigen. Wie in anderen Berufen erfolgt ein beträchtlicher Wissenszuwachs im praktischen Umfeld innerhalb des ersten Berufsjahres und verschafft Sicherheit im generalistischen beruflichen Handeln. Bei den Praxiseinsätzen gibt es gute Hinweise zur weiteren Anpassung und Weiterentwicklung. Auch ist wichtig, dass die Ausbildungsbedingungen stimmen.

abi» Haben sich dadurch in der Praxis die Einsatzmöglichkeiten der Pflegefachkräfte erhöht?

Dr. Bernadette Klapper: Ja, generalistisch ausgebildete Kollegen und Kolleginnen können in allen Pflegebereichen eingesetzt werden, während man früher auf den Bereich Alten- oder Kinderkrankenpflege beziehungsweise Akutpflege für Erwachsene mehr oder weniger festgelegt war. Wenn man die Ausbildung über ein Bachelorstudium wählt, stehen noch weitere Türen offen. Es werden nun drei Module zur eigenverantwortlichen Heilkundeausübung in den Bereichen Diabetes, Demenz und Wundversorgung integriert. Außerdem eröffnet der Bachelor den Zugang zu Masterabschlüssen beispielsweise in erweiterter Pflegepraxis, in Advanced Practice Nursing oder Community Health Nursing.

abi» Welche Trends sind in dem Beruf erkennbar und wo sehen Sie die künftigen Herausforderungen?

Dr. Bernadette Klapper: Pflege wird in der Gesundheitsversorgung eine immer wichtigere Rolle spielen. Dazu werden mehr akademisch ausgebildete Pflegefachpersonen gebraucht und es wird eine Erweiterung der pflegerischen Kompetenz- und Verantwortungsbereiche geben. Der Beruf wird dadurch noch attraktiver. Die Gesetzesvorhaben, um das zu ermöglichen, sind gerade in Arbeit und wir erwarten, dass die politisch Verantwortlichen die richtigen Weichen stellen. Insgesamt bietet der Beruf eine sichere Zukunftsperspektive in vielen spannenden Praxisfeldern und in Bereichen wie Ausbildung und Wissenschaft.