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Pflege (dual): Pflege studieren

In seinem dualen Studium durchläuft Leon Lippe (23) nicht nur die Ausbildung zum Pflegefachmann mit Schwerpunkt Akutpflege. Sein Studium vermittelt darüber hinaus auch wissenschaftlich basierte Antworten über die Pflegepraxis.

Leon Lippe steht in seiner Arbeitskleidung auf einem Krankenhausflur.

Ein schulfreier Tag – „das war der eigentliche Grund, warum ich als Schüler am Boys‘Day teilgenommen habe“, erzählt Leon Lippe schmunzelnd. Ausgerechnet dieser Tag wurde dann zur Initialzündung für seinen Studienwunsch: Der Tag, den er im Altenheim verbrachte, machte ihm so viel Spaß, dass er neben der Schule dort anfing zu jobben. Heute studiert er „Pflege (dual)“ am Gesundheitscampus Göttingen, einer Kooperation der HAWK Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen und der Universitätsmedizin Göttingen (UMG).

Für ein Studium entschied er sich nicht nur, weil ihn das Abitur dazu berechtigt: „Ich war während meiner Schulzeit für ein Jahr in Australien und wollte unbedingt die Option haben, im Ausland zu studieren beziehungsweise später einmal dort zu arbeiten.“ Die duale Pflegeausbildung sei zwar in der EU anerkannt, aber außerhalb der EU sieht er sich mit einem Studienabschluss besser aufgestellt.

  • Leon Lippe steht in seiner Arbeitskleidung auf einem Krankenhausflur.

    Mich hat das Gesamtpaket gereizt. Die Arbeit in der Klinik ist facettenreich, man hat mit ständig wechselnden Patientinnen und Patienten sowie Krankheitsbildern zu tun.

    Leon Lippe (23), studiert Pflege dual

Von Altenpflege bis Psychiatrie

Ein Ausbildungsvertrag mit der UMG ist Voraussetzung, um sich in den Studiengang einzuschreiben: „Mich hat das Gesamtpaket gereizt. Die Arbeit in der Klinik ist facettenreich, man hat mit ständig wechselnden Patientinnen und Patienten sowie Krankheitsbildern zu tun“, berichtet Leon Lippe. „Man ist den Menschen sehr nah, lernt aber gleichzeitig, professionelle Distanz zu wahren.“ Insgesamt zwölf Stationen durchlief der 23-Jährige, darunter Psychiatrie, Intensiv- und Kinderstation bis zur Altenpflege. Auch das multikulturelle Umfeld seiner Kolleginnen und Kollegen gefällt ihm: „Es gibt eine hohe Quote an ausländischen Fachkräften, ohne die die Arbeit nicht mehr funktionieren würde. Das ist eine Bereicherung.“

In den ersten sechs Semestern laufen Ausbildung und Studium parallel. Das vierte Jahr ist als Vollzeitstudium angelegt: „Die meisten arbeiten aber trotzdem weiter, obwohl es kein Muss ist“, weiß Leon Lippe. Geld sei nicht der Grund. Das Gehalt wird im Vollzeitstudium weitergezahlt: „Es ist einfach wichtig, im Praxisalltag zu bleiben“, erklärt er.

Zwischen Intensiv- und Normalstation

Aktuell ist er im achten Semester und arbeitet neben dem Studium auf der Intermediate Care Station (IMC), wo Patientinnen und Patienten versorgt werden, die intensiv pflegerisch betreut und überwacht werden müssen, jedoch keiner intensivmedizinischen Behandlung bedürfen. Das Aufgabengebiet ist komplex: Körperpflege, Infusionen und Katheter legen, Blutentnahme und Blutwerte kontrollieren, die Patienten und Patientinnen überwachen, nach einer OP mobilisieren, Medikamente verabreichen und Verbände legen.

Wissenschaftlich abgesicherte Pflegepraxis

Ausbildung und Studium sind eng verzahnt und aufeinander abgestimmt: „Im Studium lernen wir, unsere pflegerischen Handlungen wissenschaftlich zu belegen. Wir recherchieren zum Beispiel Studien, die beweisen, dass bestimmte Vorgehensweisen am besten funktionieren.“ Dabei ist das Pflegestudium interprofessionell aufgestellt: „Alle Studierenden der Pflege und Therapiewissenschaften, also auch Physiotherapeuten oder Logopäden, lernen von Anfang an eng zusammen.“

Aktuell schreibt er an seiner Bachelorarbeit, in der er sich mit Queersensibilität in der generalistischen Pflegeausbildung befasst: „Menschen der LGBTQ-Community haben oft einen ganz anderen Pflegebedarf, der in der Berufsausbildung noch kaum eine Rolle spielt“, erklärt Leon Lippe. Für ihn steht bereits fest, dass er später ein Masterstudium anschließen will, am liebsten mit Schwerpunkt Intensivmedizin.