In die Fußstapfen meiner Eltern:
Psychiaterin, so wie die Mutter
Dr. med. Laura Apollonia Stöver (36) behandelt in einer Berliner Klinik psychisch schwer erkrankte Menschen. Für abi» berichtet sie, wie ihre Mutter ihre Berufswahl beeinflusst hat.
Eigentlich wollte ich nach der Schule Biologie studieren. Meine Mutter, die ebenfalls Psychiaterin ist, hat mir immer gesagt: „Mach bloß nicht das, was ich mache!“ Als es jedoch konkret wurde, war sie anderer Meinung und hat mich vom Medizinstudium überzeugt.
Der Schritt, das zu tun, was meine Mutter macht, war im Grunde einfach, weil ich einigermaßen gut einschätzen konnte, was mich beruflich erwartet. Schon als Kind hat sie mich manchmal mit in die Arbeit genommen. Ich mochte ihre Kollegen und die Patienten. Über meine Entscheidung, wie meine Mutter Psychiaterin zu werden, bin ich sehr froh, denn die Arbeit mit Menschen passt genau zu mir und ist sehr spannend.
Aber trotzdem unterscheidet sich unser Tätigkeitsfeld, denn im Gegensatz zu mir, arbeitet meine Mutter mit psychisch kranken Kindern und Jugendlichen, hat eine eigene Praxis und ist darüber hinaus auch noch für Gerichte tätig. Die Arbeit mit unterschiedlichen Zielgruppen sorgt natürlich für Gesprächsstoff, und so tauschen wir uns gerne auch privat über unsere Arbeit und Krankheitsbilder aus.
Dr. med. Laura Apollonia Stöver
Foto: privat
Nach meinem Abitur studierte ich Humanmedizin an der Charité in Berlin. Im Studium habe ich auch andere Fachrichtungen kennengelernt, stellte jedoch fest, dass mir die Arbeit in der Psychiatrie tatsächlich am meisten Spaß macht. Anschließend ging ich in die psychiatrische Abteilung der Charité im St. Hedwig Krankenhaus und arbeite seitdem als Assistenzärztin mit psychisch kranken Patienten.
Zuerst war ich eine Zeit lang auf einer allgemeinpsychiatrischen Station tätig: Patienten leiden dort beispielsweise an einer Psychose und entwickeln Wahnvorstellungen. Andere haben Depressionen. Seit einigen Jahren bin ich in einer speziellen Tagesklinik für ältere Menschen mit psychischen Krankheiten, zum Beispiel Demenzen und Depressionen im Alter.
An einem normalen Tag führe ich Einzelgespräche mit den Patienten, viele von ihnen bekommen zur Unterstützung Medikamente, die die Stimmung ausgleichen oder gegen Wahnvorstellungen oder Ängste helfen. Manchmal habe ich Nachtdienste, wo ich für die psychiatrischen Patienten zuständig bin, die in die Rettungsstelle kommen, und mich um Krisen auf der Station kümmere.
Die Stelle als Assistenzärztin habe ich mir selbst erarbeitet. Dass meine Mutter sich als „Türöffnerin“ positioniert und mir einen Arbeitsplatz vermittelt, wäre für mich nicht in Frage gekommen. Tatsächlich kennen einige meiner Kollegen meine Mutter von früher. Bei meinem Bewerbungsgespräch kam das aufgrund meines Nachnamens witzigerweise zur Sprache.
Aber auch wenn Kollegen meine Mutter kennen, kann ich mich aktiv nicht daran erinnern, schon mal mit ihr verglichen worden zu sein. Auch nicht von Freunden oder Verwandten. Wir haben zwar viele Gemeinsamkeiten – zum Beispiel die Liebe zum Deutschen Theater und Berliner Ensemble – dennoch sind wir zwei sehr unterschiedliche Charaktere.
Momentan plane ich weiter im Krankenhaus zu arbeiten, ich bin dort in einem tollen Team. Als nächstes steht mein Weiterbildungsjahr in der Neurologie an. Dieses muss ich absolvieren, um meinen Facharzttitel für Psychiatrie zu erlangen. Ich denke, den Rat der Eltern in den Jugendjahren anzunehmen, ist nicht unbedingt leicht – bei mir hat es sich aber definitiv gelohnt.
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