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Im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahr lernte Tobias Rogge (38) die Denkmalpflege kennen und lieben. Mittlerweile arbeitet der Denkmalpfleger für die Stadt Leipzig und hilft, die reiche Geschichte zu bewahren.
Finden sich im Boden Spuren früher menschlicher Siedlungen, die den Bau eines Industriegebiets verhindern? Auf einer Wiese außerhalb von Quedlinburg wurde Tobias Rogge mit dieser Frage konfrontiert. Er befand sich damals in seinem Freiwilligen Sozialen Jahr und durfte bei den Denkmalpflegerinnen und -pflegern mitarbeiten. „Die Arbeit hat mich total begeistert“, erinnert sich Tobias Rogge. Er habe sich gefühlt wie ein Detektiv auf Spurensuche. „Das war aufregend und ich habe ein gewisses Fieber gespürt.“ Ihm wurde klar: „Das ist mein Traumjob!“.
Allerdings dauert es noch etwas, bis er dann wirklich in diesem Bereich landete. „Ich hatte damals gehört, dass die Berufsaussichten nicht gut wären.“ Deswegen entschied er sich zunächst für eine Alternative: Er studierte ein paar Semester Agrarwissenschaften, merkte aber, dass sein Herz für die Denkmalpflege schlug.
Wir Denkmalpfleger kümmern uns darum, dass die alte Baukultur erhalten bleibt – auch die, die für eine Region spezifisch ist.
Tobias Rogge
2008 begann er dann doch ein Studium der Altertumswissenschaften im Profilbereich Archäologie an der Freien Universität Berlin. Den Bachelor schloss er 2011 ab. Es folgte ein Master an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und an der Hochschule Anhalt in Dessau. Danach arbeitete er einige Jahre in der Unteren Denkmalschutzbehörde im Landkreis Anhalt-Bitterfeld und ist seit September 2022 als Stadtbezirkskonservator bei der Stadt Leipzig angestellt.
„Wir Denkmalpfleger kümmern uns darum, dass die alte Baukultur erhalten bleibt – auch die, die für eine Region spezifisch ist“, erklärt der 38-Jährige. „Es geht darum, Geschichte und kulturelle Eigenheiten im öffentlichen Raum sichtbar und erlebbar zu halten und in der gegenwärtigen sowie zukünftigen Stadtgestaltung den architektonischen Entwicklungen an die Seite zu stellen.“ Bei der Stadt Leipzig kümmert er sich nun vor allem um Häuser und Gebäude unter Denkmalschutz. Wenn die Inhaberinnen und Inhaber etwas umbauen oder renovieren möchten, müssen sie einen Antrag stellen und sich das genehmigen lassen.
Hier beginnt dann die Arbeit von Tobias Rogge. „Ich schaue mir vor Ort erst einmal an, wie es aussieht und lasse mir erklären, was gemacht werden soll.“ Manchmal soll etwa ein Balkon an ein Fachwerkhaus gebaut oder eine alte Fabrik in eine Wohnanlage umgebaut werden.
„Ich prüfe, was wie und mit welchen Methoden möglich ist.“ Dafür spielen auch kunstgeschichtliche Aspekte eine Rolle. Geht es zum Beispiel um einen Balkon an einem Fachwerkhaus, wäre Holz möglicherweise besser geeignet als Stahl – oder ein Balkon auf der Rückseite des Hauses. Soll hingegen das Treppenhaus eines Gründerzeithauses neu gestrichen werden, achtet der Denkmalpfleger darauf, welche Farben und Materialien verwendet werden und ob es früher dort möglicherweise ein Muster gab, das wiederhergestellt werden könnte.
Für all diese Details arbeitet er eng mit den Antragstellerinnen und Antragstellern zusammen. „Mir ist wichtig, dass wir nicht als Verhinderer von Projekten gesehen werden, sondern als diejenigen, die bestehende Substanzen instand halten und bewahren wollen.“ Außerdem bespricht er sich mit anderen Expertinnen und Experten, etwa vom Landesamt für Denkmalpflege. Wenn er alle Informationen zusammen hat, erteilt er schriftlich die Genehmigung – und manchmal auch die Ablehnung.
„Mich faszinieren an diesem Beruf verschiedene Aspekte“, erklärt Tobias Rogge. Zum einen seien das die architektonische sowie die gestalterische Arbeit. „Mit dem, was wir vorfinden, können wir die Zukunft gestalten.“ Als Beispiel nennt er seine Heimatstadt Quedlinburg, wo nach der Wende so viel und so hochwertig saniert wurde, dass es nun als Fachwerkjuwel bekannt ist. „Mit unserer Arbeit können wir eine Stadt mitgestalten.“
Außerdem nennt der 38-Jährige den ökologischen Aspekt. „Es heißt oft, dass der Denkmalschutz Solaranlagen verhindert.“ Für ihn ist aber das Gegenteil der Fall. „Indem wir erhalten, arbeiten wir substanzschonend, das ist für mich ökologisch.“ Gleichzeitig verändern Themen wie dieses den Aufgabenbereich. „Wir müssen uns mehr mit erneuerbaren Energien auseinandersetzen als früher. Das ist gut, denn so wächst man mit dem Beruf und es wird nicht langweilig.“ Einen Jobwechsel kann er sich auch deswegen in nächster Zukunft nicht vorstellen – er möchte weiter für die Stadt Leipzig und deren reiche Geschichte arbeiten.
Das Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Denkmalpfleger/in)
Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung
Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.
Die VDL ist der Zusammenschluss der bundesdeutschen Denkmalfachbehörden.
www.vdl-denkmalpflege.de
Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist die größte private Initiative für Denkmalpflege in Deutschland.
www.denkmalschutz.de
Stand: 25.07.2023
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