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Archäologie des Mittelalters: „Jede Grabung ist ein Highlight“

Mirjana R. (25) studiert im vierten Mastersemester „Archäologie des Mittelalters“ an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Um ihren Berufseinstieg vorzubereiten, setzt sie nicht nur Schwerpunkte im Studium, sondern sammelt auch Erfahrungen in Praktika und Projekten außerhalb der Uni.

Detailaufnahme von einem Fundstück mit einer Tafel mit den Funddaten in einer Grabungsstätte.

Neben dem klassischen Geschichtsstudium, das meist eine große Bandbreite vergangener Ereignisse und Entwicklungen vom Mittelalter bis zur Neuesten Geschichte behandelt, werden an deutschen Hochschulen auch zahlreiche spezialisierte Bachelor- und Masterstudiengänge mit historischem Bezug angeboten. „Archäologie des Mittelalters“ ist einer davon: Der Masterstudiengang deckt die Epochen vom frühen Mittelalter bis zur Neuzeit ab, geographisch liegt der Fokus auf Europa. „Nicht nur der Studiengang und das Institut, sondern auch die dazugehörige Fachwelt ist klein und persönlich. Das empfinde ich als Vorteil“, sagt Mirjana R., die sich im vierten Semester befindet. „Zudem hat man die Möglichkeit, sich auf das zu spezialisieren, was einen wirklich interessiert und an vielen Praktika und Exkursionen teilzunehmen.“

Praktika und Exkursionen

Mirjana R bei Ausgrabungen. Mirjana R bei Ausgrabungen.

Mirjana R.

Das viersemestrige Studium besteht aus insgesamt zwölf Modulen, in denen nicht nur die verschiedenen Epochen, sondern auch Bereiche der Bauforschung, Denkmalpflege und Museologie behandelt werden. Bei der Auswahl der Kurse können die Studierenden eigene Schwerpunkte setzen. Viele Module werden durch einen praktischen Teil wie beispielsweise mehrtägige Bauforschungspraktika oder Exkursionen ergänzt. „Jede Grabung ist ein Highlight für sich. Bei einer der schönsten Exkursionen waren wir auf den Spuren der Wikinger auf der dänischen Insel Bornholm unterwegs“, berichtet die Studentin. „Besonders spannend und gleichzeitig sehr berührend war ein Seminar zur ‚Archäologie der Weltkriege‘, im Zuge dessen wir in einer Tagesexkursion ehemalige Arbeitslager aus dem zweiten Weltkrieg besucht haben.“

Voraussetzung für die Zulassung zum Studiengang ist ein Bachelorstudium in einem archäologischen Fach mit einem überdurchschnittlichen Abschluss. Fächer wie Kunstgeschichte oder Geschichtswissenschaften mit einem Fokus auf das Mittelalter sind nach Absprache mit der Studienberatung auch möglich. Ihren Bachelorabschluss in „Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters“ mit Paläoanthropologie im Nebenfach hat Mirjana R. ebenfalls an der Uni Tübingen gemacht. „Weil ich das Institut bereits kannte und meinen Fokus auf das Frühmittelalter legen wollte, lag die Entscheidung für den Master nahe. Außerdem bestand die Möglichkeit, die Profillinie ‚Museen- und Sammlungen‘ zu wählen. Das war für mich interessant, da ich nach meinem Abschluss gerne ein Volontariat an einem Museum machen und mich langfristig auf die Museumspädagogik spezialisieren will.“

Eine eigene Nische finden

Zusätzlich zu den praktischen Modulen wird von den Studierenden erwartet, in den Semesterferien bei Ausgrabungen, in Museen oder bei Projekten im Landesdenkmalamt mitzuarbeiten. Diese sind nicht nur wichtig, um das Gelernte in der Praxis anzuwenden, sondern auch um den späteren Berufseinstieg vorzubereiten. Mirjana R. hat bereits Praktika bei Grabungsstellen und Museen absolviert und als wissenschaftliche Hilfskraft in der Institutsbibliothek und der Provenienzforschung (die Suche nach der Herkunft von Gegenständen in Sammlungen und Museen) sowie in kleinen Projekten in der Museumspädagogik und bei Fachtagungen mitgearbeitet. Sie ist optimistisch, was ihre berufliche Zukunft angeht: „Der Weg ist nicht so klar vorgegeben, aber wer es wirklich will und sich seine Nische sucht, findet auch einen Job in der Archäologie.“