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Tierarzt für Nutztiere: Aufs Rind gekommen

Benjamin Gahr ist Tierarzt im Bereich Nutztiere in einer Gemeinschaftspraxis im niedersächsischen Heeslingen. Zu den Aufgaben des 31-Jährigen gehören unter anderem die Therapie kranker Rinder, der Fruchtbarkeitsservice sowie die Herdenbestandsbetreuung.

Tierarzt Benjamin piekst ein Rind in einem Stall. Foto: Nina Freitag

„Während des Studiums der Veterinärmedizin an der Universität Leipzig und durch diverse Praktika kristallisierte sich heraus, dass der Bereich Nutztiere mein Ding ist“, sagt er und verrät schmunzelnd: „Die Besitzer von Rindern sind sehr entspannte Tierhalter. Das passt gut zu meiner Wesensart.“ In der „Tierärztlichen Gemeinschaftspraxis Heeslingen“ in Niedersachsen betreut Benjamin Gahr mit seinen Kolleginnen und Kollegen aus dem „Team Rinder“ rund 30 Bauernhöfe in der Umgebung, darunter reine Milch- oder Fleischbetriebe sowie Bio-Höfe.

Wirtschaft statt Emotionen

Porträt-Foto von Benjamin Gahr. Foto: Nina Freitag Porträt-Foto von Benjamin Gahr. Foto: Nina Freitag

Benjamin Gahr

Morgens um 7.30 Uhr beginnt sein Arbeitstag mit dem Teamtreffen. „Wir besprechen aktuelle oder schwierige Fälle und teilen die Termine ein. Dann geht’s los auf die Höfe.“ Auf der Liste abzuhaken sind sogenannte Routinetermine – dazu gehören der Fruchtbarkeitsservice, der unter anderem Trächtigkeitsdiagnosen und Zyklusüberwachung beinhaltet, sowie Bestandsrundgänge – und Termine, die der Behandlung von kranken Tieren dienen. „Ob und wie das Tier behandelt wird, oder ob es geschlachtet oder zeitnah eingeschläfert wird, ist in der Viehwirtschaft übrigens eine wirtschaftliche und keine emotionale Entscheidung. Damit muss man umgehen können.“

Prävention gewinnt an Bedeutung

Ab 12.30 Uhr ist Mittagspause, bevor um 15.30 Uhr das zweite Team-Meeting des Tages, Papierkram und weitere Termine in den Ställen anstehen. Zu den Tätigkeiten einer Tierärztin oder eines Tierarztes für Nutztiere gehört auch anspruchsvolle Arbeit im Büro. „Ich werte zum Beispiel Gesundheitsdaten aus, sprich: die Milchleistungsprüfung. Des Weiteren schaue ich mir zum Beispiel Futterrationen an und bewerte diese, um darauf basierend dem Landwirt gegebenenfalls eine Empfehlung auszusprechen.“ Seine vorrangige Aufgabe sei es nämlich, den Rinderbestand gesund zu halten. Nur eine gesunde Kuh gibt gesunde Milch und liefert gesundes Fleisch. „Das Motto ‚Nicht wer heilt, hat recht. Sondern wer heilt, kommt zu spät‘ haben wir uns auf die Fahne geschrieben“, sagt der vorbeugende Veterinär, der Tierarzt, Gesundheits- und Stallmanager in einer Person ist. 

Seine Liebe zu Tieren entdeckte Benjamin Gahr schon sehr früh in seinem Leben. Kein Wunder, besaßen seine Großeltern doch einen kleinen Hof, auf dem er viel Zeit verbrachte. „Mir war damals schon klar, dass ich beruflich etwas mit Tieren machen möchte. Es war nur die Frage offen, ob als Tierpfleger oder Tierarzt.“ Die Antwort fand er im Laufe der Schulzeit und in Form seiner sehr guten Abiturnote, mit der er einen der begehrten Studienplätze für Veterinärmedizin an der Universität Leipzig ergatterte. Heute ist Benjamin Gahr Tierarzt aus Überzeugung – und zwar exklusiv für Rinder.

Körperlich heute weniger anstrengend

Die Abwechslung im Job und das Arbeiten an der frischen Luft machen ihm besonders viel Spaß. Dennoch: „Es ist ein körperlich anstrengender Job, aber auch für Frauen heutzutage machbar. Schließlich haben sich die Gegebenheiten im Stall geändert.“ So sei zum Beispiel dank moderner Ultraschallgeräte die Untersuchung relativ fix gemacht und die Blutentnahme erfolge heute nicht mehr am Hals, sondern an der Schwanzvene, während die Kuh am Gitter festgebunden entspannt frisst. „Die Zeiten, in denen der Tierarzt die Kuh auf der Weide erst einfangen musste, sind vorbei.“ Vorbei ist gegen 19 Uhr auch Benjamin Gahrs Arbeitstag, es sei denn, er ist zum Nachtdienst oder Notfalldienst am Wochenende eingeteilt.