Foto: privat
Dr. Petra Sindern, 1. Vizepräsidentin des Bundesverbandes praktizierender Tierärzte (bpt)
Welche Eigenschaften braucht es als Tiermedizinerin beziehungsweise Tiermediziner? Welche Trends bestimmen den Beruf? Und wie gelingt der Karriereeinstieg? Antworten liefert Dr. Petra Sindern, 1. Vizepräsidentin des Bundesverbandes praktizierender Tierärzte (bpt).
abi» Frau Dr. Sindern, welche Skills benötigt man für den Beruf der Tiermedizinerin beziehungsweie des Tiermediziners?
Dr. Petra Sindern: Tierliebe muss selbstverständlich sein. Man sollte zudem sehr gern mit Menschen kommunizieren und zusammenarbeiten und man braucht ein hohes Maß an Empathie. Außerdem sollte man sich auf Arbeitszeiten einstellen, die auch Notdienste umfassen. In allen tierärztlichen Sparten braucht es eine hohe psychische wie physische Belastbarkeit und Stressresistenz.
abi» Welche aktuellen Entwicklungen sind zu beobachten?
Dr. Petra Sindern: Der Trend geht zur Spezialisierung und zur Teilzeitarbeit, besonders bei angestellten Frauen. Außerdem werden große Praxen und Kliniken von Großinvestoren aufgekauft, sodass sich manche tierärztlichen Therapien eher standardisieren. Bislang tierärztliche Tätigkeiten werden zunehmend von tiermedizinischen Laien ausgeübt, zum Beispiel Impfungen oder Narkose bei Ferkeln.
abi» Worauf muss man sich in Zukunft einstellen?
Dr. Petra Sindern: Haustierärztinnen und -ärzte als Lotsen zu den Spezialistinnen und Spezialisten wird es weiterhin geben. Angestellt arbeitende Tierärztinnen und Tierärzte werden sich zunehmend spezialisieren und in größeren Einheiten im Team arbeiten. Sie werden als voll einsatzfähige Tierärztinnen und -ärzte deutlich besser verdienen als zurzeit, denn es herrscht mittlerweile extremer Fachkräftemangel, auch bei den Tiermedizinischen Fachangestellten als Hilfspersonal. Die Kolleginnen und Kollegen werden sich daher zunehmend darauf einstellen müssen, ohne geschultes Hilfspersonal mit Einbindung der Tierhalterinnen und Tierhalter zu arbeiten. Notfallbehandlungen werden vermutlich auf wenige Zentren beschränkt, damit die Wirtschaftlichkeit gewahrt bleibt. Außerdem verlangen die staatlich angeordneten Dokumentationen einen stetig steigenden zeitlichen Einsatz für allerlei Bürokratie, auch wenn sich deren Sinn nur selten erschließt.
abi» Welche Karrieremöglichkeiten gibt es außerhalb von Praxen und Kliniken beziehungsweise tiermedizinischen Versorgungszentren?
Dr. Petra Sindern: Tierärztinnen und Tierärzte können zum Beispiel im öffentlichen Veterinärwesen oder bei der Bundeswehr arbeiten. Dort kümmern sie sich um den Tierschutz, die Lebensmittelsicherheit, die Apothekenüberwachung und den Tierseuchenschutz. Im Labor bietet sich eine Karriere als Pathologin oder Pathologe, im Bereich der Parasitologie oder Versuchstierbetreuung an. In der Pharmaindustrie beteiligen sich Tierärztinnen und Tierärzte als Forschende an der Zulassung von Medikamenten oder sie sind als Marketingspezialistinnen und -spezialisten tätig. Auch eine akademische Karriere in veterinär- und humanmedizinischen oder landwirtschaftlichen Fakultäten sowie in der Biologie ist möglich.
abi» Welche Tipps haben Sie für einen gelungenen Berufseinstieg
Dr. Petra Sindern: Tiermedizinerin beziehungsweise Tiermediziner ist ein wunderbarer Beruf. Allerdings sollte die Stellensuche, vor allem am Anfang, nicht auf die reinen Ballungsgebiete beschränkt sein. Das erste Jahr sollte man nutzen, um mit Hilfe von engagierten Ausbildungstierärztinnen und -tierärzten schnell komplett einsatzfähig zu werden. Dann erreicht man auch ein gutes Gehalt und eine ausgeglichene Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben.
Foto: privat
Dr. Petra Sindern, 1. Vizepräsidentin des Bundesverbandes praktizierender Tierärzte (bpt)
Stand: 01.08.2022
Vielen Dank für dein Feedback zu dieser Seite! Deine Kritik oder dein Lob zu abi.de kannst du uns gerne auch ergänzend über „Kontakt“ mitteilen. Deine abi» Redaktion
Diese Seite ist erreichbar unter:
https://abi.de/studium/studienbereiche/medizin-gesundheitswissenschaften-psychologie-sport/human-tier-zahnmedizin/tiermedizinerinnen-interview