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Redakteurin: Die Leidenschaft für das Schreiben

Nach einem Praktikum in der Lokalredaktion einer regionalen Tageszeitung war für Ann-Kristin Schmittgall (29) klar, dass sie Redakteurin werden möchte. Ihr Studium im Bereich Medien und Recht legte sie dafür auf Eis und begann mit einem Volontariat. Für abi» berichtet sie von ihrer täglichen Arbeit und erklärt, warum Redakteurinnen und Redakteure in Serien oft ein negatives Image haben.

Diverse Tageszeitungen stehen in Regal.

Ich gehöre zu denen, die schon in der Grundschule lange Aufsätze geschrieben haben. In der Oberstufe wirkte ich an der Schülerzeitung mit. Die Leidenschaft für das Schreiben zeichnete sich bei mir also früh ab. Eine genaue Vorstellung vom Berufsbild Redakteur/in hatte ich anfangs zwar nicht, aber als ich den Beruf in der Praxis kennenlernte, habe ich sofort gemerkt, dass es genau der Job ist, den ich machen will.

Das Schöne an meiner Arbeit als Online-Redakteurin bei einem regionalen Medienunternehmen ist, dass ich es mit einem sehr abwechslungsreichen Themenmix vor der eigenen Haustür zu tun habe. Egal ob auf dem städtischen Volksfest, im Stadtrat, in der Schule, am Gericht oder beim Müllentsorger im Landkreis – es gibt überall Menschen und Geschichten, über die es sich zu berichten lohnt. Ein klassicher „Nine-to-five“-Job ist das jedoch nicht. Manchmal habe ich keinen richtigen Feierabend. Unvorhergesehene Ereignisse können zu jeder Zeit passieren – am Wochenende oder spät in der Nacht. Eilmeldungen müssen sofort auf die Homepage und über die Social-Media-Kanäle an die Leserinnen und Leser ausgespielt werden. Dabei ist eine genaue und gründliche Recherche natürlich sehr wichtig für uns, auch deshalb, weil das Vertrauen in die Medien in den vergangenen Jahren stark gelitten hat.

Einen Einblick in die Realität

Porträtfoto von Ann-Kristin Schmittgall Porträtfoto von Ann-Kristin Schmittgall

Ann-Kristin Schmittgall

Leider hat das Berufsbild „Journalist/in" nicht das beste Image. In Serien und im Fernsehen werden sie oft als dreiste und unmoralische Menschen dargestellt, die alles dafür tun, um an spektakuläre Geschichten zu kommen. Wahrheiten werden dann oft verfälscht oder Meinungen einseitig wiedergegeben. Natürlich soll in Serien möglichst viel passieren, Charaktere sollen handeln und nicht verweilen. Regisseur/innen beschränken sich deshalb meistens auf die spannenden Tätigkeiten. Niemand will sehen, wie sich Redakteur/innen stundenlang in ein Thema einlesen, etliche Quellen checken oder Texte redigieren. In der Realität gehören diese Dinge aber zu den Hauptaufgaben.

Die Recherche ist ein gutes Beispiel, denn in Serien fallen die Fakten den Redakteuren oft einfach so in den Schoß. In Wirklichkeit ist das viel mühsamer und es kann Tage oder Wochen dauern, um an bestimmte Informationen zu kommen. In Serien hat sich das nicht selten mit nur einem einzigen Anruf erledigt.

Was ist Realität, was Fiktion?

Eine Filmreihe im Fernsehen fällt mir ein, die das Thema Rechercheaufwand realistisch darstellt. „Tödliche Geheimnisse“ im Ersten. Zwei investigative Journalistinnen, die für ein politisches Online-Magazin arbeiten und sich mit mächtigen Menschen anlegen. Die Filmreihe zeigt, wie schwer es manchmal sein kann, an gesicherte Informationen zu kommen, und wie Journalist/innen selbst von anderen aufs Kreuz gelegt werden. Bei der US-Serie „Sex and the City“ liegt dagegen das Unrealistische auf der Hand: Mit einer einzigen Kolumne, die einmal wöchentlich in einer Zeitung erscheint, kann sich niemand so einen extravaganten Lebensstil wie die Protagonistin leisten. Meiner Ansicht nach funktionieren in amerikanischen Serien generell andere Dinge als in deutschen.