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Mathematikerinnen und Mathematiker: Logisch in vielen Bereichen

Mathematikerinnen und Mathematiker sind nicht nur in Arbeitsbereichen zu finden, in denen mit Zahlen jongliert wird. Ihre Fähigkeit, Probleme zu lösen und strukturiert zu denken, ist in vielen Branchen gefragt.

Mathematische Darstellung auf einer Flipchart

Nina Engels (32) ist Mathematikerin und arbeitet als Unternehmensberaterin bei McKinsey & Company in Düsseldorf. „Ich unterstütze Firmen, vor allem aus dem Bereich Konsumgüter, bei unterschiedlichen Problemen“, erzählt sie. „So möchte beispielsweise ein Klient ein neues Produkt auf den Markt bringen, ein anderer hat Probleme mit der IT-Sicherheit, will in einen neuen Markt einsteigen oder braucht eine Strategie für einen neuen Vorstand. Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich, weil es immer neue Klienten mit neuen Anforderungen gibt.“

  • Porträt von Nina Haarkötter

    Mir gefällt besonders, dass ich Logik und Struktur mit der Arbeit mit Menschen kombinieren kann.

    Nina Engels

Teamarbeit bei Kundinnen und Kunden

Langfristige Strategien zu entwickeln, gehört ebenso zur Arbeit der Unternehmensberaterin wie im Notfall schnell zu reagieren. Die meiste Zeit ist sie direkt vor Ort bei den Kundinnen und Kunden tätig. Sie analysiert Daten, erstellt Modelle und entwirft Strategien, beispielsweise zur Gewinnmaximierung. „In einem Projekt wurde ein Unternehmen gehackt, sodass alle Server, Laptops und damit auch die Produktion nicht mehr funktioniert haben“, berichtet Nina Engels. „Wir haben dann einen Plan entwickelt, wie die Firma am besten auf solch einen Notfall reagiert, den Verlust minimiert und die Produktion wieder aufnehmen kann. Meine Kollegen haben parallel die IT-Sicherheit für die Zukunft erhöht.“

Die Unternehmensberaterin arbeitet an der Problemlösung in einem Team, in dem jeder einen anderen Hintergrund hat. „Eine Mathematikerin denkt anders als ein Philosoph, ein IT-Experte oder ein Betriebswissenschaftler“, erklärt sie. „Indem wir uns im Team ergänzen, können wir den Klienten eine vielschichtige Beratung bieten. Ich mag es, mit anderen zusammen und nicht als Einzelkämpfer zu arbeiten.“

Nach dem Abitur hat Nina Engels Wirtschaftsmathematik an der Uni Mannheim und in Hongkong studiert und den Studiengang mit einem Bachelorabschluss beendet. „Hier habe ich gelernt, strukturiert zu arbeiten und große Probleme herunterzubrechen. Das hilft mir bei meinem Job sehr“, findet sie. „Mir gefällt besonders, dass ich Logik und Struktur mit der Arbeit mit Menschen kombinieren kann.“

Arbeitsmöglichkeiten in vielen Bereichen

Mathematikerinnen und Mathematiker wie Nina Engels finden in vielen unterschiedlichen Bereichen eine Beschäftigung. Die Situation am Arbeitsmarkt ist dabei vielversprechend. Claudia Suttner vom Team Arbeitsmarktberichterstattung der Bundesagentur für Arbeit fasst zusammen: „Der Arbeitsmarkt für Naturwissenschaftler insgesamt zeigte sich im vergangenen Jahrzehnt sehr aufnahmefähig, was sich in einer deutlich gestiegenen Erwerbstätigkeit widerspiegelt. Die Zahl der gemeldeten Stellenangebote, die sich explizit an Naturwissenschaftler richtet, fällt jedoch insgesamt sehr überschaubar aus. Durchschnittlich hatten die Agenturen für Arbeit für Mathematiker 2021 nur rund 160 Stellen im Angebot. Im Juni desselben Jahres waren knapp 10.000 Personen als Mathematiker sozialversicherungspflichtig beschäftigt.“

Der Mikrozensus verzeichnet für 2021 dagegen rund 92.000 Erwerbstätige mit einem Hochschulabschluss in Mathematik. „Die große rechnerische Differenz ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass Naturwissenschaftler häufig interdisziplinär in den verschiedensten Berufsfeldern tätig sind und ihre konkrete Berufsausübung oft nicht den Naturwissenschaften zugeordnet wird,“ erläutert die Expertin der Bundesagentur für Arbeit. „So arbeitet laut Mikrozensus ein großer Teil der studierten Naturwissenschaftler in Tätigkeitsfeldern wie Lehre und Forschung, Unternehmensführung und -organisation, Informations- und Kommunikationstechnik oder technische Entwicklung und Produktion.“

Thomas Vogt, Pressesprecher der Deutschen Mathematiker-Vereinigung, ergänzt: „Einen großen Bedarf an Nachwuchskräften gibt es im Moment bei den Mathematiklehrkräften, da viele Lehrpersonen in der nächsten Zeit in den Ruhestand gehen. Ansonsten sind Mathematikerinnen und Mathematiker bei Banken und Versicherungen, in Unternehmensberatungen oder im Projektmanagement beschäftigt.“ In den letzten Jahren haben sich außerdem neue Berufsfelder entwickelt: „Stark gewachsen ist die enge Zusammenarbeit von Mathematikerinnen und Mathematikern und Informatikerinnen und Informatikern, insbesondere bei der Softwareentwicklung für Spezialanwendungen, der Internetsicherheit, der Suchmaschinenoptimierung und bei der Verarbeitung und Auswertung von Big Data.“

Geringe Arbeitslosigkeit

Da Mathematikerinnen und Mathematiker in vielen Bereichen Beschäftigung finden, ist die studienfachspezifische Arbeitslosenquote gering: „Rund 700 Arbeitslose suchten 2021 eine hochqualifizierte Tätigkeit als Mathematiker, sieben Prozent weniger als im Vorjahr“, weiß Claudia Suttner. „Dagegen gingen im Laufe des Jahres fast 900 Offerten für Mathematiker ein. Die studienfachspezifische Arbeitslosenquote von 2,3 Prozent signalisiert, dass Arbeitslosigkeit in der Regel nur ein kurzfristiges Suchphänomen darstellt.“

Die Qualifikation für den Arbeitsmarkt kann man auf verschiedene Weise erwerben. Neben den reinen Mathematikstudiengängen gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Angeboten, die Fächer kombinieren, wie Techno-, Bio- oder Computermathematik. Um bei den vielfältigen Beschäftigungsmöglichkeiten für Mathematikerinnen und Mathematiker flexibel zu bleiben, rät Thomas Vogt zum reinen Fachstudium: „Ich empfehle, sich erst einmal die mathematischen Grundlagen anzueignen. Dabei erwirbt man auch eine generelle Problemlösungskompetenz und die Fähigkeit, strukturiert zu arbeiten, was bei Arbeitgebern in vielen Bereichen gefragt ist. Für ein spezielles Anwendungsgebiet oder Berufsfeld kann man sich später noch entscheiden und qualifizieren.“

Bei der Bewerbung nach dem Studium ist dann Kreativität gefragt: „Wer Mathematik studiert hat, kann sich auf praktisch jede Stellenanzeige für Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler bewerben“, meint der Experte der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. „Weil Absolventinnen und Absolventen in Mathematik so selten sind, werden sie oft in den Stellenanzeigen vergessen. Sie bringen aber für Unternehmen ähnliche Qualifikationen mit wie Absolventinnen und Absolventen anderer Naturwissenschaften. Auch Initiativbewerbungen beim Lieblingsunternehmen sind erlaubt!“

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Netzwerk der Bundesagentur für Arbeit für Berufe mit über 3.000 ausführlichen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Mathematiker/in)
berufenet.arbeitsagentur.de

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

Die Studiensuche hilft dir bei der optimalen Auswahl deines Studienorts oder Studienfachs. (Suchwort: Mathematik)
arbeitsagentur.de/studiensuche

studienwahl.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung. Hier kannst du dich über Studienmöglichkeiten in Deutschland informieren.
studienwahl.de

JOBSUCHE der Bundesagentur für Arbeit

arbeitsagentur.de/jobsuche

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit
berufe.tv

Deutsche Mathematiker-Vereinigung (DMV)

www.mathematik.de

Video: Studium der Mathematik

Der Artikel enthält ein Video mit weiteren Informationen.

Weitere Filme findest du auf der abi» Videoübersicht.