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Ingenieurin – Farben, Lacke: Von Laborarbeit bis Projektmanagement

Im dualen Studium hat Lara Walter (30) eine Ausbildung zur Lacklaborantin absolviert und parallel an der Hochschule Niederrhein in Krefeld das Fach Chemieingenieurwesen studiert. Jetzt leitet sie ein Labor bei BYK, einem weltweit führenden Anbieter von Spezialchemie.

Nahaufnahme eines breiteren Malerpinsels der auf einem Farbeimer und Abstreichgitter abgelegt ist

Lara Walter öffnet vorsichtig die Klappe der Salzsprühkammer, um austretende Nebelschwaden zu vermeiden. In dieser Truhe herrscht eine besondere Atmosphäre – wegen der hohen Luftfeuchtigkeit und Salzkonzentration. Die mit Schutzkittel und -brille ausgestattete Ingenieurin legt Proben von Lacken, die bestimmte chemische Stoffe enthalten, auf Stahlblechen hinein, um zu prüfen, wie sie auf diese Belastung reagieren: Welchen Einfluss haben Additive auf den Korrosionsschutz? „Eine DIN-Norm legt fest, nach welcher Zeit die Proben entnommen werden müssen, zum Beispiel tausend Stunden, und unter welchen Bedingungen dann die Auswertung erfolgen muss“, erklärt die Chemieingenieurin.

  • Ein Porträt-Foto von Lara W.

    Wenn ein Kunde ein Problem mit einem Produkt hat, testen wir im Labor verschiedene Additive, um zu prüfen, mit welchen wir die besten Eigenschaften erzielen. Am Ende schreiben wir einen Bericht für den Kunden oder stellen ihm die Ergebnisse persönlich vor.

    Lara Walter

Lacke verbessern – mithilfe chemischer Stoffe

Häufig führt Lara Walter solche Proben im Auftrag von Kunden aus. Das sind etwa Farbhersteller, die ein Problem mit ihrem Produkt haben. Vielleicht bildet ein Lack zu viele Schaumblasen. Vielleicht setzt er sich aber auch am Boden der Dose ab, sodass man sehr kräftig rühren muss, bevor man damit arbeiten kann. Die Firma, für die die Ingenieurin tätig ist, produziert und entwickelt Spezialchemikalien, sogenannte Additive, mit denen sich Farben oder Kunststoffe verbessern lassen.

Sie leitet innerhalb des Unternehmens ein Labor im Bereich des technischen Service, das sich mit Schiffs- und Korrosionsschutzfarben sowie Flammschutzmitteln beschäftigt. Lara Walter ist verantwortlich für sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die alle eine Lacklaborantenausbildung und teilweise zusätzlich eine Technikerausbildung oder einen Bachelorabschluss haben. „Wenn ein Kunde ein Problem mit einem Produkt hat, testen wir im Labor verschiedene Additive, um zu prüfen, mit welchen wir die besten Eigenschaften erzielen. Am Ende schreiben wir einen Bericht für den Kunden oder stellen ihm die Ergebnisse persönlich vor“, erklärt die 30-Jährige.

Manchmal arbeiten Lara Walter und ihr Team aber auch in Projekten. Sie entwickeln dann beispielsweise neue Produkte – weil bei den Kunden neue Bedarfe entstehen oder bestimmte Additive aufgrund gesetzlicher Veränderungen nicht mehr verwendet werden dürfen. „Wenn einer unserer Rohstoffe chemikalienrechtlich neu eingestuft wird, müssen wir versuchen, mit einem anderen Rohstoff ein Produkt zu entwickeln, das ähnliche Eigenschaften hat“, erklärt sie. Lara Walter und ihr Team stehen nicht nur im Labor, sondern managen auch solche Projekte. Wer möchte, kann den Kunden auch in Vorträgen erklären, welche Effekte sich mit den Additiven erzielen lassen, oder sogar weltweit Kunden vor Ort besuchen und beraten.

Überraschungseffekt – welcher Stoff bewirkt was?

Lara Walter mag ihren Job nicht nur wegen dieser Aufgabenvielfalt, sondern auch wegen der Herausforderungen der Laborarbeit. „In meinem Studium spricht man häufig über Ein-Komponenten-Systeme, also zum Beispiel über eine Chemikalie, deren Eigenschaften man genau kennt. Man weiß also beispielsweise, bei welchem Druck oder bei welcher Temperatur sie welchen Aggregatzustand hat. Im Lack aber sind viele Komponenten enthalten, die teilweise wieder aus verschiedenen Komponenten bestehen, sodass man immer nur Annahmen machen kann, die man dann prüfen muss. Das ist spannend und sorgt überhaupt dafür, dass es Leute wie uns gibt.“

Ursprünglich ist Lara Walter eher zufällig in der Lackbranche gelandet. Sie wünschte sich nach dem Abitur einen technischen Beruf, wollte gerne ein duales Studium machen und kam so zu einem Lackhersteller in ihrer Heimatstadt Herdecke. Dabei hatte sie Chemie in der Oberstufe eigentlich abgewählt. „Das Studium hat mir trotzdem richtig viel Spaß gemacht“, sagt sie augenzwinkernd. Nebenbei engagierte sich die junge Frau bald auch im VILF e.V., dem Verband der Ingenieure des Lack- und Farbenfaches e.V. Über die Kontakte dort bekam sie später die Möglichkeit, ihre Masterarbeit bei der Firma Dow Chemical am Standort im südfranzösischen Valbonne zu schreiben. Anschließend wechselte sie zu ihrem heutigen Arbeitgeber, der Firma BYK. Die Laborleitung hat Lara Walter hier vor einem Jahr übernommen. Seitdem lernt sie wieder viel Neues – über Mitarbeiterverantwortung, disziplinarische Führung und die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen wie dem Außendienst. 

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Netzwerk der Bundesagentur für Arbeit für Berufe mit über 3.000 ausführlichen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Ingenieur/in – Farben, Lacke)
www.berufenet.arbeitsagentur.de

studienwahl.de

Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit.
www.studienwahl.de

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.
www.arbeitsagentur.de/studiensuche​​​​​​​

Jobsuche der Bundesagentur für Arbeit

arbeitsagentur.de/jobsuche

Verband der Ingenieure des Lack- und Farbenfaches e.V.

www.vilf.de