Ingenieur – Textiltechnik:
Mit Vollgas ins Familienunternehmen
Bernd Mangold (30) arbeitet als Leiter der Entwicklungsabteilung in der Firma, die einst sein Ur-Urgroßvater gründete und die medizinische Textilprodukte wie Kompressionsstrümpfe herstellt.
Fast wäre für Bernd Mangold alles ganz anders gekommen. Nach dem Abitur entschied er sich zunächst für ein Mathematik-Studium und damit gegen den Eintritt ins Familienunternehmen, die Julius Zorn GmbH (Juzo). Das hatte sein Ur-Urgroßvater im Jahr 1912 gegründet. „Dahinter steckte kein Wunsch nach einer Rebellion oder nach einem Sonderweg innerhalb der Familie, sondern ein wirklich tiefgehendes Interesse an der Mathematik“, sagt er.
Zunächst zeigte sich Bernd Mangold zufrieden mit diesem Weg, doch gegen Ende des Studiums ließ die Begeisterung für das Fach nach. Zu theoretisch sei es ihm gewesen, erzählt er. „Nach dem Bachelor spürte ich ganz deutlich, dass mein berufliches Glück doch woanders liegen muss.“
Bernd Mangold
Foto: privat
Er kehrte zurück in seinen Heimatort Aichach, einer 20.000-Einwohner-Stadt in der Nähe von Augsburg, und arbeitete ein Jahr lang in der Produktion von Juzo, bediente Maschinen, half bei der Herstellung von medizinischen Textilprodukten, wie Kompressionsstrümpfen oder Bandagen, und lernte die Firma von der Pike auf kennen. Danach stand für ihn fest: Das ist es, was ich wirklich will.
An der Hochschule Reutlingen schrieb er sich für den Studiengang Textiltechnologie-Management ein, absolvierte ein Praxissemester bei Hugo Boss und stieg gleich nach dem Bachelor als Leiter der Entwicklungsabteilung bei Juzo ein.
Sein Ziel: Die Produkte, die das Unternehmen weltweit vertreibt, zu verbessern: Welche neuen Materialien kann man verwenden? Wurden neue Stricktechniken entwickelt, die den Patientinnen und Patienten einen höheren Tragekomfort bieten? Hat ein Garnhersteller ein neues Angebot auf den Markt gebracht? Kann man die Kundinnen und Kunden mit Modellen im neuen Look, etwa einer Batik-Optik, überraschen?
„Natürlich sind unsere Produkte schon sehr gut“, sagt er lachend, „aber man kann immer noch etwas optimieren.“ Um das zu erreichen, steht er im ständigen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Abteilungen, beispielsweise aus der Produktion. Auch Telefonate und Treffen mit Lieferanten, Forschungseinrichtungen und Behörden, die sich um die Vergabe von Patenten kümmern, stehen auf dem Programm.
Die Firma fokussiert sich auf die sogenannte Maßversorgung: Sie fertigt Produkte an, die auf die individuellen Beschwerden und Erkrankungen der Patientinnen und Patienten zugeschnitten sind. „Wenn sich etwa ein Sanitätshaus bei uns meldet, weil ein Patient von seinem Arzt die Verschreibung für einen Kompressionsstrumpf erhalten hat, passen wir diesen Strumpf auf dessen Körpermaße an.“ Genäht, gestrickt, gefärbt wird dabei alles am Firmenstandort.
In Bernd Mangolds Aufgabenbereich gehört auch der Besuch von Produktionsstätten in anderen Ländern. Mehrmals jährlich reist er darum durch Europa und in die USA. Vor Ort überprüft er unter anderem, ob alle Maschinen auf dem neuesten Stand sind, welche gewartet oder gar ausgetauscht werden müssen. „In unserer Niederlassung in Belgien beispielsweise mussten wir kürzlich eine Klimaanlage einbauen lassen, weil die Textilien, die wir dort fertigen, sich bei zu hohen Temperaturen verändern würden“, erklärt er.
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