Bewährungshelfer:
Zurück in die Gesellschaft
Oliver Hackbarth (27) arbeitet als Bewährungshelfer beim Landgericht München II. In den Bezirken Bad Tölz und Fürstenfeldbruck betreut er über 70 Probandinnen und Probanden.
Einblicke in seinen späteren Beruf erhielt er bereits innerhalb der Familie. „Meine Tante ist Bewährungshelferin und ich fand das Arbeitsfeld spannend“, erzählt der 27-Jährige. „Nach dem Abitur war ich ziemlich orientierungslos. Ein Erststudium habe ich abgebrochen und mir dann überlegt, Soziale Arbeit zu studieren – mit dem Ziel, Bewährungshelfer zu werden.“
Oliver Hackbarth
Foto: privat
Seit gut vier Jahren ist Oliver Hackbarth nun beim Landgericht München II tätig und hat die Entscheidung nicht bereut. „Mein Job besteht hauptsächlich aus Gesprächen und Dokumentation“, fasst er zusammen. „Mit meinen Probanden habe ich monatliche Gesprächstermine, in denen es um Unterstützung bei der Erfüllung der Bewährungsauflagen, bei der Lebensführung oder bei psychischen Problemen geht. Dafür gibt es entweder Sprechtage oder ich mache Besuche, um mir das häusliche Umfeld näher anzusehen. Dazu kommt viel Büroarbeit, da jedes Gespräch und jede Maßnahme schriftlich dokumentiert werden muss.“
Zusätzlich tauscht sich der Bewährungshelfer mit Kooperationspartnerinnen und -partnern aus, die seine Probandinnen und Probanden beispielsweise bei Suchtproblemen betreuen, nimmt Gerichtstermine wahr und führt ein Anti-Gewalttraining durch.
Dabei nimmt Oliver Hackbarth eine Doppelrolle ein: „Ich unterstütze, indem ich dabei helfe, sich wieder erfolgreich in die Gesellschaft einzugliedern. Andererseits muss ich aber auch die Einhaltung der Bewährungsauflagen kontrollieren und Verstöße bei Gericht melden.“ Eine funktionierende Arbeitsbeziehung aufzubauen ist deshalb eine große Herausforderung: „Mir machen die Gespräche am meisten Spaß“, erzählt der Bewährungshelfer. „Hier habe ich mit den Menschen zu tun und nicht nur mit der Straftat. Jeden lernt man neu kennen und muss sich überlegen, mit welchen Methoden man ihn am besten erreicht und vielleicht Widerstände überwindet. Dafür sind Empathie und Einfühlungsvermögen wichtig, aber auch, dass man seine eigene Haltung vertreten kann, Konfrontationen nicht scheut. Und vor allem natürlich Humor.“
Die Grundlagen für seine Tätigkeit hat Oliver Hackbarth im Bachelorstudium Soziale Arbeit an der Katholischen Stiftungshochschule München gelernt. „Für mich war besonders persönlichkeitsbildend, dass ich mich hier erstmalig mit prekären Lebenslagen und sozialen Missständen auseinandersetzen musste, was ich aus meinem bisherigen Umfeld nicht kannte“, erinnert er sich. Auch im Job müssen die theoretischen Kenntnisse beispielsweise im Bereich Recht oder Psychologie immer wieder aufgefrischt werden.
Bereits sein Praxissemester hat der Bewährungshelfer beim Landgericht München II absolviert. „Da sich der Arbeitsalltag vom Studium unterscheidet, war das Praktikum als Vorbereitung für meinen Beruf enorm wichtig“, findet Oliver Hackbarth. „Mir hat die Tätigkeit viel Spaß gemacht und ich habe mich im Team sehr wohl gefühlt. Deshalb bin ich froh, dass ich hier weiterarbeiten kann.“ Der Sozialarbeiter möchte nun weiter Berufserfahrung sammeln und sich in den Bereichen systemische Beratung, Mediation, Supervision oder Anti-Aggressionstraining weiterbilden.
Video: Studium Soziale Arbeit
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