Erziehungsberater/in – Hintergrund:
„Wir beraten nicht einfach aus dem Bauch heraus“
Die Familie ist für die meisten Menschen das Wichtigste im Leben. Umso problematischer ist es, wenn das Zusammenleben schwierig wird und es zu Krisen kommt. In solchen Fällen helfen Erziehungsberaterinnen und -berater mit professionellem Rat.
Der Weg in die Erziehungsberatung führt über ein Studium, idealerweise mit Masterabschluss. Infrage kommt etwa Soziale Arbeit, Psychologie oder Pädagogik, seltener Heilpädagogik. „Wir beraten nicht einfach aus dem Bauch heraus“, betont Silke Naudiet, Geschäftsführerin der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung. Arbeitgeber sind meist freie Träger, etwa die Caritas oder die Diakonie, oder Kommunen.
Interessierte sollten ein Praktikum machen und später eine Weiterbildung, etwa in systemischer Beratung oder Gesprächs- und Verhaltenstherapie. Aber auch Psychotherapeutinnen und -therapeuten mit Approbation sind erwünscht. „In der Erziehungsberatung arbeiten multiprofessionelle Teams zusammen – verschiedene Fachkräfte mit unterschiedlichen Berufsabschlüssen und Weiterbildungen“, erklärt die Expertin. „Die Probleme in Familien sind so vielfältig, das kann nicht eine Profession alleine abdecken.“
Silke Naudiet
Foto: privat
Erziehungsberaterinnen und -berater unterstützen – anders als der Name vermuten lässt – bei allen familiären Problemen, nicht nur bei Erziehungsfragen. Eine Aufgabe ist die Prävention in Form von Vorträgen oder Veranstaltungen. Die meiste Zeit verbringen sie allerdings in der Einzelberatung: Mal kommen Mutter oder Vater allein in die Beratung, manchmal gemeinsam, dann wiederum nur die Kinder oder die ganze Familie zusammen. Und immer dann, wenn sie ein Problem haben. „Leider“, sagt Silke Naudiet. „Es wäre ideal, wenn Eltern schon kommen, bevor sie sich trennen.“ Denn mittlerweile machen Trennungsprobleme den größten Bereich der Beratung aus. Doch eigentlich ist jeder mit einem familiären Problem hier richtig: Etwa die Mutter, die verzweifelt, weil sich das Kleinkind immer schreiend auf den Boden wirft. Oder der Vater, der Rat sucht, weil sein Kind ein massives Suchtproblem hat.
Sie alle kommen spontan und freiwillig, denn die Erziehungsberatung hat bewusst einen „niederschwelligen Zugang“, sagt Silke Naudiet. Betroffene können sich einfach melden und einen Termin für eine Beratung ausmachen. Ist es dringend, gibt es so schnell wie möglich eine Krisenintervention, denn insbesondere das Thema Kinderschutz müssen die Beraterinnen und Berater im Auge behalten.
Eines ist also klar: Eine gewisse Belastbarkeit muss sein. „Erziehungsberater müssen es aushalten können, wenn sie Leid mitbekommen“, sagt Silke Naudiet. Andererseits sei Einfühlungsvermögen wichtig. Mit etwas Erfahrung schaffe man es, einen Mittelweg zu finden und sich eine „professionelle Distanz“ zwischen zu empathisch und zu unnahbar anzueignen. Außerdem könne Optimismus und Zuversicht nicht schaden und man müsse natürlich teamfähig sein. Das Wichtigste sei aber Offenheit für unterschiedliche Probleme, Leben und Situationen. „Erziehungsberater dürfen nicht müde werden, sich für den Menschen zu interessieren“, betont die Expertin.
BERUFENET
Das Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild.
www.arbeitsagentur.de/berufenet
studienwahl.de
Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier findest du Informationen über Studienmöglichkeiten in ganz Deutschland.
www.studienwahl.de
Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V.
Fachverband der Erziehungs- und Familienberatung in Deutschland
bke.de
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