Suchtberaterin:
Hilfe auf dem Weg in die Suchtfreiheit
Von Kokain, Heroin oder anderen illegalen Drogen sind die Menschen abhängig, die zu Lisa Lück (35) kommen. Mit einfühlsamen Gesprächen und Lösungsstrategien hilft die Suchtberaterin ihnen weiter.
Die Klientinnen und Klienten kommen mit verschiedenen Anliegen zu Lisa Lück in die Beratung. Es geht dabei etwa um eine Therapievermittlung, Hilfe bei der Regulierung oder Beendigung des Konsums, Informationen für Angehörige in puncto Suchtmittel und Gespräche mit minderjährigen Konsumentinnen und Konsumenten. Eine besondere Herausforderung ist es oft, weil bei Weitem nicht alle freiwillig die Beratung aufsuchen. „Viele haben gerichtliche Auflagen oder Druck durch die Schule, ihren Arbeitgeber oder die Eltern, sich mit uns in Verbindung zu setzen“, sagt die Sozialarbeiterin. „Das heißt, die Bereitschaft über den eigenen Konsum kritisch nachzudenken, ist häufig nicht gegeben.“ Hier ist es besonders wichtig, der Klientin oder dem Klienten zu vermitteln, dass man sie für ihren Konsum nicht verurteilt. Prinzipiell bestimmen aber die Klientinnen und Klienten selbst, ob und wie sie die Beratung für sich nutzen. „Natürlich müssen sie dann mit den Konsequenzen ihrer Entscheidung leben, auch diese besprechen wir dann in der Beratung.“
Im Laufe einer längeren Beratung ändert sich die Einstellung der Klientinnen und Klienten häufig, wie Lisa Lück weiter berichtet. „Ich habe einige gerade jüngere Klienten, die zu Anfang gar keine Lust hatten und nun regelmäßig seit Monaten oder teilweise Jahren immer wieder die Beratung und das Gespräch suchen.“ Das Feedback zeigt der Suchtberaterin, wie es ihr gelungen ist. „Mir wird vor allem rückgemeldet, dass es gut tut, in einem nicht wertenden Gespräch über die Sucht reden zu können ohne dafür verurteilt zu werden – und auch die Vorteile, die die jeweilige Person im Konsum zu sehen glaubt, zum Beispiel eine entspannende oder aufputschende Wirkung, zu besprechen.“
Lisa Lück arbeitet in der Drogenberatung Westvest e. V. in Marl. Die Einrichtung betreut Menschen, die direkt oder indirekt – etwa als Angehörige – mit illegalen Suchtmitteln zu tun haben. „Häufig haben diese Menschen neben ihrer Suchterkrankung weitere psychische und soziale Probleme, die alle in die Suchtproblematik einfließen und diese oftmals bedingen.“ Um mit der psychologischen Belastung umzugehen, helfen ihr eigene Strategien. „Ich glaube, ein wichtiger Aspekt, um den es auch bei der Suchtberaterausbildung ging, ist der, dass man mitfühlen aber nicht mitleiden sollte. Häufig hängen an Situationen, die einen mehr belasten oder beschäftigen als sie sollten, eigene Erfahrungen aus der Vergangenheit, die unbewusst angetriggert werden. Das heißt, je mehr ich über mich und meine schwarzen Flecken und Stolpersteine weiß, und diese benennen kann, desto weniger laufe ich Gefahr, dass ich emotional mit dem Klienten mitleide.“
Als weiteren wesentlichen Faktor nennt sie die Kommunikation und den Zusammenhalt im Team. „Je mehr man einander vertrauen und sich auf die anderen verlassen kann, desto weniger besteht die Gefahr, dass man in Situationen kommt, die psychisch nicht machbar sind. Ich hatte beispielsweise eine schwangere Klientin, während ich selbst hochschwanger war. Da diese Dame für sich entschied, weiter zu konsumieren, und ich damit zu der Zeit nicht zurechtkam, konnte ich den Fall an eine Kollegin abgeben.“
Nach dem Abitur war ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) wegweisend für Lisa Lück. „Ich wusste damals schon, dass ich im sozialen Bereich tätig sein möchte.“ Nach einem Semester Lehramt beschäftigte sie sich mit dem Beruf der Sozialarbeiterin und schrieb sich daraufhin an der Hochschule Bochum für das Bachelorstudium Soziale Arbeit ein. „Im Laufe des Studiums habe ich viele Praktika gemacht, eines bereits bei einer anderen Suchthilfeeinrichtung. Danach wusste ich, dass in diesem Bereich meine berufliche Zukunft liegt.“ Ihre Weiterbildung zur Suchtberaterin machte sie berufsbegleitend bei der Koordinationsstelle Sucht des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL). „Dabei habe ich nicht nur viel über den Umgang mit den Klienten gelernt, auch die eigene Biografie stand im Fokus. Durch die Weiterbildung habe ich mehr Sicherheit in meiner Arbeit bekommen und viele tolle Ansätze, die ich im Arbeitsalltag regelmäßig nutze. In ein paar Jahren möchte ich noch meine Ausbildung zur Suchttherapeutin starten.“
Wie bei allen Problemlöser-Berufen ist die Balance von Empathie und professioneller Distanz wesentlich, um diesen Beruf ausüben zu können. Auch gibt es Überschneidungen, denn Sucht geht oft mit einer Schuldenproblematik einher. „Man muss sich einerseits einfühlen können in die Menschen und ihre Probleme, aber zugleich emotionalen Abstand wahren“, sagt Karin Hoffmann von der Arbeitsagentur Magdeburg. Sie spricht aus eigener Erfahrung, hat früher selbst für ein Sozialamt ehemalige Drogenabhängige und Alkoholiker betreut. „Bei mir zum Beispiel hat eine Coaching-Ausbildung in Neurolinguistischer Programmierung geholfen. Es gibt aber noch andere Möglichkeiten. Auf jeden Fall benötigt man im Zuge der Qualifikation etwas, um zu lernen, professionelle Distanz zu wahren, denn dies ist eine Fähigkeit, die viele von Haus aus nicht mitbringen.“ Als Arbeitsmöglichkeiten nennt die Berufsberaterin unter anderem auch vom Sozialamt unterstützte Jugendprojekte und -programme sowie Projekte von Bildungsträgern.
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