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Schuldnerberater: Mit Rat und Tat aus der Schuldenfalle

Krzysztof Jastrzebski (40) arbeitet als Schuldnerberater bei der „Caritas im Norden“. Auch wenn schon das Inkassobüro eingeschaltet ist oder ein Insolvenzverfahren läuft, findet er zusammen mit seinen Klientinnen und Klienten Lösungen.

Es ist möglich eine Schuldenfalle zu umgehen, wenn der Umgang mit Geld gut vermittelt ist. Ein Schuldnerberater greift dabei den Ratsuchenden unter die Arme.

Als ihn neulich einer seiner Klienten verzweifelt anrief, musste Krzysztof Jastrzebski erst einmal durchatmen. „Es war ein alleinerziehender Vater von drei Mädchen, der eine sehr hohe Nachzahlung an einen Energieversorger zu leisten hatte“, erklärt der Schuldnerberater. „Zweihundert Euro monatlich betrug die Rate, die er überweisen musste, damit der Familie nicht Strom und Gas abgestellt würden.“ Dies hatten beide gemeinsam mit dem Gläubiger ausgehandelt, und der Klient wollte sich daran halten. Nun aber hatte er das Geld für diesen Monat schon ausgegeben. „Mein Klient hatte den Überblick verloren und übersehen, dass er die 200 Euro hätte sparen müssen. Stattdessen hatte er davon schöne Dinge für seine Töchter gekauft. Nun musste ganz dringend eine neue Lösung her.“

Den Umgang mit Geld vermitteln

Ein Porträt-Foto von Krzysztof Jastrzebski Ein Porträt-Foto von Krzysztof Jastrzebski

Krzysztof Jastrzebski

Krzysztof Jastrzebski gelang es, eine neue Ratenzahlungsvereinbarung mit dem Energieversorger auszuhandeln. Nun hofft er, dass sein Klient dazugelernt hat. „Manchmal ist es nicht einfach mit den Ratsuchenden, denn viele haben nie gelernt, mit Geld umzugehen.“ Geduldig bemüht er sich in solchen Fällen, so etwas wie finanzielle Allgemeinbildung zu vermitteln und zeigt etwa, wie man ein Haushaltsbuch führt. „Es ist ganz wichtig, bei der Beratung professionell zu bleiben und zum Beispiel nicht sauer auf den Klienten zu werden, weil er sich nicht an die Vereinbarung gehalten hat.“

Emotionale Neutralität musste der seit 2005 in Deutschland lebende Pole auch beweisen, als er vor einem ratsuchenden Häftling in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Neubrandenburg saß. „Der Mann war mit Hakenkreuzen und dem Emblem des Ku-Klux-Klans tätowiert. Also sagte ich zu ihm: Sie haben ja mitbekommen, dass ich Migrationshintergrund habe und ich sehe an Ihren Tattoos, dass Sie eine andere Ideologie haben. Können Sie sich vorstellen, dass wir zusammenarbeiten?“ Er bejahte und der Schuldnerberater konnte ihm bei einem Antrag auf Verbraucherinsolvenz mit der Restschuldbefreiung helfen.

Unterschiedlichste Finanzprobleme

Krzysztof Jastrzebski arbeitet bei der Schuldnerberatungsstelle der „Caritas im Norden“. Er teilt seine Zeit zwischen Neubrandenburg und Neustrelitz auf und hat jede zweite Woche einen festen Arbeitstag in der JVA Neustrelitz. Zu ihm kommen Klienten mit den unterschiedlichsten Problemen. „Einige haben zum Beispiel ein teures Auto finanziert und dann ihren Job verloren. Andere sind durch Scheidung, Krankheiten, den Tod des Partners oder Sucht in die Schuldenfalle geraten. Wir machen unter anderem auch Insolvenzberatung und helfen bei entsprechenden Verfahren.“

Nach einer Ausbildung zum Schlosser-Mechaniker – so heißt der Beruf in seinem Heimatland –  holte er in Polen sein Abitur auf dem Fachgymnasium nach. „Ich wollte gern etwas Anspruchsvolleres machen“, begründet er seine Wahl. „Zur Orientierung habe ich dann zunächst ein Internationales Freiwilliges Soziales Jahr in einem Jugendclub in Deutschland gemacht und mich dann für das damalige Diplomstudium Sozialarbeiter/Sozialpädagoge an der Hochschule Neubrandenburg entschieden. Da war auch eine Blockwoche Schuldnerberatung dabei und das hat mir gut gefallen.“ Also entschied er sich für eine Weiterbildung zum Schuldnerberater und belegte ein Grundlagenseminar zur „Sozialberatung für Schuldnerinnen und Schuldner“ in Münster. Die Weiterbildung gliederte sich in vier Blöcke von je drei Tagen Dauer. Nach dem Abschluss fand er seinen heutigen Arbeitsplatz.

Studium plus Weiterbildung

Ein Porträt-Foto von Karin Hoffmann Ein Porträt-Foto von Karin Hoffmann

Karin Hoffmann

„Viele gelangen durch ein Studium im sozialen Bereich plus Weiterbildung in diesen Beruf“, bestätigt Karin Hoffmann von der Arbeitsagentur Magdeburg. „Doch es gibt keinen festgelegten Zugangsweg, so ist zum Beispiel auch ein Einstieg nach einem betriebswirtschaftlichen Studium und einer Weiterbildung denkbar.“ Und welche Fähigkeiten sollte man noch mitbringen? „Vor allem zuhören können und die Balance zwischen Empathie und emotionaler Distanz“, sagt die Berufsberaterin. „Arbeitsmöglichkeiten bieten sich zum Beispiel an vielen Suchtberatungsstellen.“

Weitere Informationen

Weiterbildungssuche der Bundesagentur für Arbeit

In diesem Angebot der Bundesagentur für Arbeit kannst du nach Weiterbildungen recherchieren.
www.arbeitsagentur.de/weiterbildungssuche