Kindergartenleiterin: Zwischen Büro und Bastelecke

Die Aufgaben der Kindergartenleitung richten sich nach der Größe des Kindergartens. „Je größer die Einrichtung, desto aufregender und schwieriger wird der Alltag“, weiß die junge Frau. Bei 45 Kindern kann sie die Balance zwischen Kinderbetreuung und Verwaltung gut halten. „In einem größeren Kindergarten würde die Verwaltungstätigkeit wegen des Personalmangels eher auf der Strecke bleiben.“ In einigen städtischen Kindergärten und -tagesstätten arbeitet die Leitung dagegen nur im Büro. Das fände Lena Siber gerade für den Teamzusammenhalt schade.

Am Nachmittag, wenn die ersten Kinder abgeholt werden, kümmert sich die 29-Jährige normalerweise um Verwaltungsaufgaben: E-Mails an die Eltern schreiben, Projekte dokumentieren, Spielzeug, Bastelmaterial, Essen und Toilettenpapier bestellen, freie Kindergartenplätze vergeben und etwa zur Planung von Veranstaltungen Kontakt zu Träger, Stadt und Elternbeirat pflegen. Als stellvertretende Leiterin ist sie außerdem für die Dienstpläne verantwortlich und trifft gemeinsam mit ihrer Chefin Personalentscheidungen. Eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist, den Überblick zu behalten: über die Kinder, die Anliegen der Eltern und das Arbeitsklima unter den Kolleginnen und Kollegen. Bis 15 Uhr werden die letzten Kinder abgeholt. Eine halbe Stunde später hat auch Lena Siber Feierabend.

Um für diesen Job gewappnet zu sein, studierte Lena Siber Erziehungswissenschaft an der Universität Augsburg und sammelte praktische Erfahrungen. Nach dem Abitur war sie ein Jahr lang als Au-pair in England und betreute dort vier Mädchen. „Dabei ist mir klargeworden, dass es mir wahnsinnig Spaß macht, Kindern etwas beizubringen.“ Nach dem Studium arbeitete sie zwei Jahre lang als pädagogische Fachkraft in einem Kinder- und Familienzentrum mit etwa 70 Kindern, bis sie vor fünf Jahren die Stelle als stellvertretende Leitung im MTV-Kindergarten antrat. Für die Zukunft kann sie sich vorstellen, die Leitung des Kindergartens komplett zu übernehmen.

In Lena Sibers Augen sollte eine Kindergartenleitung vor allem gut kommunizieren können, Organisationstalent haben und offen sein für neue Entwicklungen wie die inzwischen gängigen KiTa-Apps. Wer mit Kindern arbeitet, sollte außerdem Geduld mitbringen und mit Stress und Lärm umgehen können. „Es gehört nämlich zum Alltag, dass alles gleichzeitig auf einen zukommt“, erklärt die 29-Jährige. „Ein Kind hat in die Hose gemacht und muss umgezogen werden, das nächste kippt Milch über sich und andere raufen sich und schreien. Dann muss ich tief durchatmen und alles der Reihe nach erledigen.“ Wer sich das nicht vorstellen kann, sollte den Job lieber meiden.

Über die hektischen Momente in ihrem Job sieht Lena Siber gerne hinweg, solange sie die Entwicklung der Kleinen wahrnimmt. Ihr Ziel ist es, die Kinder aufs Leben vorzubereiten, damit sie zu selbstständigen und selbstdenkenden Wesen heranwachsen. „Ich weiß, wie viel meine Arbeit wert ist, wenn ich die Kinderaugen leuchten sehe und merke, dass ich ihnen etwas vermitteln konnte, was sie später ein Leben lang prägt.“