Lehrer für Englisch und Geografie:
Der Sprachvermittler
Um eine Englischstunde wirklich interessant zu gestalten, braucht es mehr als exzellente Sprachkompetenz. „Man sollte sich auch für Land und Leute interessieren. Nur so kann man Themen auch lebendig rüberbringen“, sagt Hannes Ultsch (29), Gymnasiallehrer für Englisch und Geografie.
Habe ich einen freien Willen? Bestimme ich selbst, was ich tue oder ist mein Handeln vorbestimmt? Schwerer Stoff, aber schön verpackt, zumindest in dem Roman „Saturday“ von Ian McEwan. Das findet auf jeden Fall Englischlehrer Hannes Ultsch, der diesen Roman gerne mit seinen Oberstufenschülern bespricht. Themen zu finden, bei denen seine Schüler gerne mitdiskutieren, ist ihm eine Herzensangelegenheit.
Hannes Ultsch unterrichtet Englisch und Geografie. Zuletzt war er an einem Gymnasium im bayerischen Kempten tätig – Endspurt in seinem Referendariat. „Die Schüler schätzen es, wenn man die englische Sprache mit Hilfe allgemeinbildender Themen gut vermitteln kann“, erzählt er von seinen Erfahrungen. Das setzt natürlich voraus, dass auch er als Lehrkraft seinen Blick über den Tellerrand richtet.
Hannes Ultsch
Foto: privat
Das war bei ihm schon im Lehramtsstudium an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen so. In seinen fachwissenschaftlichen Teilen entspricht das Lehramtsstudium Englisch für das Gymnasium weitgehend dem Bachelorstudium English and American Studies: „Ich habe mir im Studium Zeit gelassen und Seminare besucht, die mich einfach interessiert haben. Gerade aus diesen Seminaren habe ich vieles mitgenommen, was ich heute im Berufsalltag einfließen lassen kann.“ Dazu gehört auch Ian McEwan.
Unterrichtsinhalte und wie man sie vermitteln kann, machen nur einen Teil seiner Arbeit aus. Im Schuluniversum treffen viele Interessengruppen aufeinander. Lehrer müssen sich mit Kollegen abstimmen und mit Eltern Hand in Hand arbeiten. Und dann sind da natürlich noch die Schüler: „Im Gymnasialunterricht steht das Fachliche stärker im Vordergrund als an anderen Schulen“, erzählt Hannes Ultsch. Um die Persönlichkeiten der Schüler nicht aus dem Blick zu verlieren, fährt er zum Beispiel gerne auf Klassenfahrten mit. „Man lernt sich anders kennen und kann Vertrauen aufbauen“, lautet seine Erfahrung.
Der Beruf sei zwar anstrengender als es von außen oft aussehe, aber unheimlich vielfältig. Und genau das war es, was ihn schlussendlich dazu bewogen hat, Lehrer zu werden. „Ich habe nach dem Abitur lange überlegt, was ich machen will. Beim Lehramt war die Schnittmenge aus allem, was ich wollte, am größten.“ Er war in der Kirche in der Jugendarbeit tätig und wollte gerne mit jungen Menschen arbeiten. Nach dem Abi verbrachte er ein Jahr in Kanada: „Englisch lag danach nahe. Ich hatte damals den Eindruck, dass viele Oberstufenschüler aus anderen Ländern einfach besser sprechen können. Das wollte ich ändern und den deutschen Schülern ebenfalls gutes Englisch beibringen.“
Er selbst sei in der Schule in Englisch zwar kein Überflieger gewesen, habe sich aber immer leichtgetan, genau das zu formulieren, was er sagen wollte. Auch durch sein Hobby Musik und die englischen Liedtexte habe er früh einen guten Zugang zur Sprache gehabt. „Man entwickelt dadurch einfach ein gutes Sprachgefühl“, findet Hannes Ultsch.
Während des Studiums wäre er gerne noch einmal als Teaching Assistant ins Ausland gegangen, aber leider hat es mit dem Austauschprogramm nicht funktioniert. Sei es drum: „Fachlich kann man an der Universität sicherlich alles lernen. Ich kann jedoch Studierenden nur empfehlen, so früh wie möglich neben dem Studium selbst zu unterrichten.“ Offene Ganztagesschulen würden stets für die Mittagsbetreuung Personal suchen. Durch so einen Nebenjob habe er viel Routine und Souveränität gewonnen: „Davon profitiere ich heute.“
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