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Arbeitsmarkt Lehrerinnen und Lehrer: Prognosen nur zur groben Orientierung

Der Lehrkräftemangel bleibt weiterhin ein großes Thema. Viele Schulen in Deutschland klagen über unbesetzte Stellen. Für welche Schulformen werden Lehrkräfte am dringendsten gesucht? Und welche Fächer sind besonders nachgefragt?

Junge Lehrerin unterrichtet an einem Whiteboard in einem Klassenzimmer.

„Die Berufsaussichten für angehende Lehrkräfte sind grundsätzlich sehr gut“, erklärt Sybille Siegling, Referentin der Kultusministerkonferenz (KMK). „Allerdings muss man im Detail betrachten, wo welche Lehrkräfte gefragt sind.“ Laut der Veröffentlichung der KMK zum Lehrkräfteeinstellungsbedarf in den einzelnen Bundesländern bis 2035 werden vor allem in ländlichen Regionen nicht ausreichend Lehrkräfte zur Verfügung stehen. Für die Sekundarstufe I sowie an berufsbildenden Schulen werden tausende Fachkräfte fehlen. Aber auch bei den Lehrämtern der Grundschule beziehungsweise des Primarbereichs und den sonderpädagogischen Lehrämtern zeigen sich zum Teil große Engpässe. Der Bedarf an Gymnasien ist, mit Ausnahme der Bedarfsfächer speziell im MINT-Bereich, hingegen voraussichtlich gedeckt; es wird sogar ein Überangebot erwartet.

Ein Porträt-Foto von Udo B. Ein Porträt-Foto von Udo B.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) nennt konkrete Zahlen: Laut einer Studie im Auftrag des VBE fehlen bis 2035 bis zu 158.000 Lehrkräfte in Deutschland – vor allem in den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. „Die Schulen stehen derzeit vor großen Herausforderungen: Coronapandemie, Integration, Inklusion, Digitalisierung, Ganztagsbeschulung“, sagt Bundesvorsitzender Udo Beckmann. „Ohne die Bereitstellung der erforderlichen personellen Ressourcen sind diese Herausforderungen nicht zu bewältigen. Lehrkräfte arbeiten schon seit Langem und nochmals verstärkt durch die Pandemie an oder oberhalb ihrer Belastungsgrenze.“ Um den Lehrkräftemangel abzumildern, könnten zum Beispiel Seiteneinsteigende eingesetzt werden, schlägt Udo Beckmann vor. Diese müssten allerdings eine mindestens sechsmonatige Vorqualifizierung durchlaufen und anschließend berufsbegleitend bis zum Erwerb der vollständigen Lehrbefähigung weiterqualifiziert werden.

Ist ein Lehramtsstudium damit ein Garant für einen festen Job und ein gutes Einkommen? „Prognosen zum Lehrkräftebedarf können immer nur eine grobe Orientierung bieten, man sollte sich nicht zu sehr davon beeinflussen lassen“, erklärt Sigrid Bucher, Berufs- und Studienberaterin bei der Agentur für Arbeit Ulm. „Es kann sich im Laufe des Studiums und des Referendariats, also in fünf bis acht Jahren, viel ändern.“ So konnte zum Beispiel niemand vorhersagen, dass sich die Zahl der Schülerinnen und Schüler durch den Zuzug von Geflüchteten so stark erhöhen würde. Auch politische Entscheidungen, zum Beispiel der Anspruch auf Ganztagsbetreuung, wirken sich auf den Lehrkräftebedarf aus.

Lebenslanges Lernen als Grundbedingung

Um den Beruf von Lehrerinnen und Lehrern attraktiver zu machen, bieten verschiedene Bundesländer besondere Anreize: „Viele Länder haben bereits für Lehrkräfte an Grundschulen die Bezüge erhöht“, nennt Sybille Siegling ein Beispiel. „Und das Bundesland Berlin hat nun wieder die Verbeamtung für Lehrerinnen und Lehrer eingeführt.“ Beamtinnen und Beamte genießen diverse Vorteile gegenüber angestellten Lehrkräften. „Da ist zum einen die Jobsicherheit“, erklärt Berufsberaterin Sigrid Bucher. Zudem müssen sie geringere Sozialabgaben leisten und sind privat krankenversichert. Ein Nachteil bei der Verbeamtung kann sein, dass man von seinem Dienstherrn an eine andere Schule versetzt werden kann. „In der Praxis geschieht dies jedoch meist auf freiwilliger Basis und unter Berücksichtigung sozialer Aspekte“, betont die KMK-Referentin. Grundsätzlich ist es möglich, als Lehrkraft zwischen Bundesländern zu wechseln. „Aber da Studieninhalte und Schulformen in jedem Bundesland etwas anders sind, stellt jedes Bundesland bevorzugt die eigenen Lehramtsabsolventen und -absolventinnen ein“, gibt Sigrid Bucher zu bedenken. Ihr Tipp lautet deshalb, möglichst schon in dem Bundesland zu studieren, in dem man später auch arbeiten will.

Weiterbilden müssen und können sich Lehrkräfte allemal: „Zum Lehrberuf gehört lebenslanges Lernen“, betont Sybille Siegling. „Das hört nach Studium und Referendariat nicht auf.“ Ein Thema ist zum Beispiel die fortschreitende Digitalisierung in den Schulen und im Unterricht. „Die Rahmenvorgaben für das Studium in Bezug auf das Thema Digitalisierung wurden bereits 2019, also vor der Coronapandemie, von der Kultusministerkonferenz überarbeitet.“ Ziel ist es, Lehrkräfte für die Zukunft mit digitalen Kompetenzen auszustatten – nicht nur das junge Kollegium, sondern auch erfahrene Lehrerinnen und Lehrer. Laut „Monitor Lehrerbildung 2022“ von Bertelsmann Stiftung, CHE Centrum für Hochschulentwicklung gGmbH, Robert Bosch Stiftung GmbH und Stifterverband ist das Thema Digitalisierung allerdings nur an jeder zweiten Hochschule, die angehende Gymnasiallehrkräfte ausbildet, für alle Studierenden ein Pflichtbestandteil des Studiums.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild
berufenet.arbeitsagentur.de

BERUFE.TV

Filmportal der Bundesagentur für Arbeit
berufe.tv

studienwahl.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung
studienwahl.de

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche können Sie recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.
arbeitsagentur.de/studiensuche

„Career Counselling for Teachers“ (CCT)

Online-Selbsttest, der etwa in Baden-Württemberg Voraussetzung für die Studienbewerbung in einem Lehramtsstudium ist.
www.cct-germany.de/

„Lieber Lehramt“

Portal des Landes Baden-Württemberg zum Lehrberuf
www.lieber-lehramt.de