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Als Fallmanagerin beim Jobcenter Vechta unterstützt Sarah (27) Menschen, die sich aufgrund persönlicher Herausforderungen im Arbeitsleben schwertun. Dabei ist viel Geduld und Empathie gefragt.
Jeder hat sein Päckchen zu tragen, sagt eine Redensart. Doch bei manchen Menschen sind es mehr Päckchen, als sie allein bewältigen können. Melanie ist so ein Fall. Bei den ersten Terminen, die in der Regel alle sechs Wochen stattfinden, machte sich Fallmanagerin Sarah nach und nach ein Bild von Melanies Situation: Die 35-Jährige hat nach ihrem Realschulabschluss eine Ausbildung zur Sozialassistentin absolviert. Seit Längerem leidet sie jedoch unter gesundheitlichen Problemen – Angststörungen, Depressionen und einem Bandscheibenvorfall. Seit 2016 ist sie krankgeschrieben. Sie ist noch mit einem Mann verheiratet, der ihr gegenüber gewalttätig wurde und in ihrem Namen Schulden gemacht hat.
Viel zu tun für Sarah, doch ganz bei null muss sie nicht anfangen: „Melanie ist bereits in psychotherapeutischer Behandlung und hat sich selbst um Jobalternativen gekümmert. Sie absolvierte auf eigene Kosten einen Online-Kurs zur Yogalehrerin.“ Die Fallmanagerin wird der jungen Frau nun unter anderem helfen, eine Schuldnerberatungsstelle zu finden. Einen Behinderungsgrad oder eine Erwerbsminderungsrente zu beantragen, wären weitere mögliche Stellschrauben. „Menschen wie Melanie, die so lange aus dem Arbeitsleben raus sind, müssen erst wieder zu einer Tagesstruktur finden, zum Beispiel über eine Arbeitsgelegenheit“, betont Sarah. Da Melanie aufgrund ihrer psychischen Erkrankung nicht mehr im sozialen oder pflegerischen Bereich arbeiten kann, käme auch eine Umschulung infrage. „Langfristig sehe ich sie auf einer Teilzeitstelle. Das kann aber noch Monate oder sogar Jahre dauern.“
Oft benötigen wir rund zwei Jahre, bis die größten Hindernisse aus dem Weg geräumt sind.
Sarah, Fallmanagerin beim Jobcenter Vechta
Im Unterschied zu einer Arbeitsvermittlerin, die Ratsuchende zeitnah unterbringen möchte, arbeitet Sarah langfristig. „Oft benötigen wir rund zwei Jahre, bis die größten Hindernisse aus dem Weg geräumt sind“, sagt sie. Wichtig sei dabei, sich in die Menschen einzufühlen und sie nicht von oben herab zu behandeln. Eine gewisse Frustrationstoleranz sei von Vorteil, ebenso wie die Freude über Erfolge: „Viele Ratsuchende bedanken sich bei mir dafür, dass ich sie in kleinen Schritten auf dem Weg in den Job begleite.“
Bei dieser intensiven Betreuung ist es nicht verwunderlich, dass Sarah im Schnitt nur rund 75 Personen betreut, während es bei Arbeitsvermittlerinnen und -vermittlern wesentlich mehr sind. „Wir sprechen sehr viel mit den Menschen, die zu uns kommen, und arbeiten dabei eng mit unseren Netzwerkpartnern zusammen, etwa dem Sozialpsychologischen Dienst. Büroarbeit im klassischen Sinne beschäftigt uns vergleichsweise seltener.“
Das Beispiel Melanie zeigt: Bei vielen Kundinnen und Kunden bestehen mehrere Handlungsbedarfe: Gesundheit und Leistungsfähigkeit sowie Rahmenbedingungen. Unter Letzteres fallen Schulden, Wohnprobleme oder eingeschränkte Mobilität. Gerade in dünn besiedelten Gegenden wie dem Landkreis Vechta braucht man für viele Jobs Führerschein und Auto.
Sarah kommt aus diesem Landkreis und kennt die Gegebenheiten vor Ort gut. Nach dem Abitur studierte sie auf Empfehlung ihres Berufsberaters dual „Arbeitsmarktmanagement“ an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit. Sie wählte den Schwerpunkt „Arbeitsmarktintegration“ und belegte in dieser Zeit bereits Module zum Fallmanagement. „Ich wollte immer mit Menschen arbeiten. In der Beschreibung der Studieninhalte fand ich mich gut wieder“, erinnert sie sich.
Während der Theoriephasen am Campus in Schwerin erwarb sie Kenntnisse in Recht, Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und Soziologie. In den Praxisphasen schaute sie ihren Kolleginnen und Kollegen im Jobcenter Vechta bei Beratungsgesprächen über die Schulter und führte später selbst solche Gespräche. Ein Auslandsaufenthalt in Schweden rundete ihre Praxisausbildung ab.
Nach dem Studienabschluss fand sie eine Stelle im Jobcenter des benachbarten Cloppenburg. „Allen, die die Prüfung erfolgreich bestehen, bietet die Bundesagentur für Arbeit eine unbefristete Stelle an“, erklärt Sarah. Nach einem Jahr wechselte sie zurück nach Vechta. Parallel zu ihrer Tätigkeit ließ sie sich abschließend zur Fallmanagerin qualifizieren.
Sarah hat die Möglichkeit, sich intern zur Teamleiterin weiterzubilden. Auch fachliche Spezialisierungen wie die Reha-Beratung oder ein Wechsel in ein ähnliches Tätigkeitsfeld bei der Arbeitsagentur wären denkbar. Darüber hinaus bieten Rentenversicherungen und Krankenkassen berufliche Perspektiven. Doch das sind für die 27-Jährige derzeit nur theoretische Überlegungen. „Ich möchte einfach das weitermachen, was ich derzeit tue“, sagt sie.
Das Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Fallmanager/in)
Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.
Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung. Hier findest du Informationen rund ums Studium.
In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.
Stand: 04.07.2025
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