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Prof. Dr. Frank Ziegele ist Geschäftsführer des Centrums für Hochschulentwcklung und Professor für Hochschul- und Wissenschaftsmanagement an der Hochschule Osnabrück.
Was hat sich seit der Bologna-Reform in der deutschen Hochschullandschaft getan? Darüber hat abi» mit Frank Ziegele, Geschäftsführer des Centrums für Hochschulentwicklung und Professor für Hochschul- und Wissenschaftsmanagement an der Hochschule Osnabrück, gesprochen.
Frank Ziegele: Insgesamt halte ich die Reform für einen Erfolg. Durch die Zweistufigkeit haben Absolventinnen und Absolventen in vielen Fächern die Chance, deutlich früher in den Arbeitsmarkt zu kommen. Das war Deutschland besonders wichtig. Das zweite technische Herzstück ist das European Credit Transfer and Accumulation System, kurz ECTS. Es ist die Idee, ein Studium in Module zu zerlegen, die mit Credits versehen sind. Diese formale Voraussetzung ist essenziell, um Studierenden eine unkomplizierte Mobilität innerhalb Europas zur ermöglichen und damit zugleich die Attraktivität des europäischen Hochschulraums zu stärken. Auch das ist gelungen.
Frank Ziegele: Es gibt in der Tat wenig Zeit zum Durchatmen, da jedes Modul mit einer Prüfung abschließt und diese nicht – wie zuvor – nach mehreren Semestern kumuliert anstehen. Das System ist jedoch auch wie geschaffen dafür, das Studium zu strecken: Es erlaubt eigentlich, nicht in Semestern, sondern in Modulen zu studieren. Das ist vor allem für diejenigen wichtig, die ein flexibles Studium benötigen, weil sie etwa Kinder oder pflegebedürftige Eltern haben oder arbeiten müssen.
Frank Ziegele: Meines Erachtens ergibt die Regelstudienzeit im Bologna-System keinen Sinn mehr. Meine Vision: Lernen als lebenslanger Prozess, in dem sich Menschen ihren persönlichen Wünschen entsprechend nach einem bestimmten Kompetenzportfolio Bildungsangebote flexibel zusammenstellen. So kann man sich etwa auch außerhalb der Hochschule angeeignete Kompetenzen anrechnen lassen. Genau dafür ist Bologna genial: Das Modul-System schafft Chancen für individualisiertes, flexibles Lernen.
Frank Ziegele: Sehr gut: Ihre Arbeitslosenquote liegt bei 2,2 Prozent, das grenzt an Vollbeschäftigung. Wobei nicht alle ins Berufsleben starten. 45 Prozent derjenigen, die im Prüfungsjahr 2020 ihren Bachelor an deutschen Hochschulen erworben haben, begannen laut Statistischem Bundesamt bis zum Wintersemester 2021/22 ein Masterstudium in Deutschland. In der Fächergruppe Mathe und Naturwissenschaften ist die Übergangsquote mit 79 Prozent besonders hoch. Da scheint es einen Konsens zwischen Hochschulen und Arbeitsmarkt zu geben, man sei mit einem Bachelorabschluss nicht fertig. Das finde ich schade, man könnte ja auch erst arbeiten und dann berufsbegleitend zum Master zurückkehren.
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Prof. Dr. Frank Ziegele ist Geschäftsführer des Centrums für Hochschulentwcklung und Professor für Hochschul- und Wissenschaftsmanagement an der Hochschule Osnabrück.
Stand: 23.10.2023
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