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Erziehungswissenschaft: Der Mensch im Fokus

Friederike Seidl (23) studiert im dritten Semester Erziehungswissenschaft an der Universität Halle-Wittenberg. Sie interessiert sich vor allem für die Erwachsenenpädagogik – und möchte später in der politischen Bildung arbeiten.

Eine junge Frau sitzt an einem Schreibtisch. Vor ihr liegt ein Spiralblock, auf den sie mit ihrem Füller schreibt. Der Spiralblock ist voll handgeschriebener Textzeilen. Zusätzlich liegen mehrere geöffnete Bücher auf dem Tisch.

Ob es um pädagogische Psychologie, Soziologie oder Soziale Arbeit geht – das Bachelorstudium der Erziehungswissenschaft an der Universität Halle-Wittenberg ist breit gefächert.

Friederike Seidl befindet sich im dritten Semester und findet es spannend, die historische Entwicklung der Erziehungswissenschaft zu betrachten: „Seitdem der Mensch sich zivilisiert hat, beschäftigt er sich mit der Frage, wie er anderen etwas beibringt – schon die alten Griechen entwickelten Bildungskonzepte“, erklärt sie. „In der Sozialpädagogik kam zum Beispiel mit der Industrialisierung in den Arbeitervierteln der Städte die Frage auf, wer sich um Menschen in Notlagen kümmert, die nicht in familiäre Strukturen eingebettet sind“.

Im nächsten Semester möchte die 23-Jährige einen Schwerpunkt auf die Erwachsenenbildung legen. Hier stehen zum Beispiel Lehrveranstaltungen zur Alphabetisierung und zur ökologischen Bildung auf ihrem Stundenplan. „Ich finde Erwachsenenbildung besonders spannend, weil dieses Thema im Alltagsverständnis von Bildung eher vernachlässigt wird. Bei Bildung denken die meisten erst mal an Kinder und Jugendliche“, sagt sie. In der Praxis sei die Erwachsenenweiterbildung schon ein großes Arbeitsfeld, es brauche deshalb noch viel Forschung dazu, wie Erwachsene lernen.

  • Ich finde Erwachsenenbildung besonders spannend, weil dieses Thema im Alltagsverständnis von Bildung eher vernachlässigt wird. Bei Bildung denken die meisten erst mal an Kinder und Jugendliche.

    Friederike Seidl

Von Sozialpädagogik bis Rehabilitationspädagogik

Die Inhalte und den Ablauf ihres Studiums kann Friederike Seidl zu großen Teilen selbst bestimmen. Bei der Orientierung hilft ihr ein Studienverlaufsplan, den sie wie ein Muster verwenden kann. „Natürlich ist es sinnvoll, die Einführungsseminare vor den Vertiefungsseminaren zu belegen. Und es gibt auch Lehrveranstaltungen, die alle besuchen müssen“, erklärt sie. Aber sie könne entscheiden, wann sie was belegt und bei welchen Themen sie Schwerpunkte setzen möchte.

In der Einführung in das wissenschaftliche Denken und Arbeiten hat die Studentin beispielsweise gelernt, wie man wissenschaftliche Literatur recherchiert und wie eine Hausarbeit aufgebaut wird. Die Einführung zur Sozialpädagogik betrachtete, wie sich diese Disziplin entwickelt hat und auf welche gesellschaftlichen Bereiche sie sich bezieht. In der Rehabilitationspädagogik geht es darum, wie die Gesellschaft mit Menschen umgeht, die eine Behinderung haben. „Die Unterscheidung zwischen all diesen Feldern muss man noch nicht kennen, wenn man sich für das Studienfach entscheidet – denn das ist ein Inhalt des Bachelors“, betont Friederike Seidl, die sich auch in der Institutsgruppe Pädagogik engagiert.

Wer Erziehungswissenschaft studieren möchte, solle unbedingt gerne mit Menschen zu tun haben. Denn darum geht es in allen pädagogischen Berufen. Für das Studium sei es außerdem wichtig, gerne mit Texten zu arbeiten.

Staatliche Anerkennung möglich

Friederike Seidl wusste schon vor Beginn des Bachelors in Erziehungswissenschaft, dass sie sich besonders für die Arbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen interessiert. Denn sie hat nach dem Abitur einen Bundesfreiwilligendienst im Bereich der politischen Bildung gemacht und dort vor allem mit Schulklassen, aber auch mit Erwachsenen, Planspiele und Medienprojekte durchgeführt. Aktuell arbeitet sie als Co-Teamleiterin für Seminare, die innerhalb von Freiwilligen Sozialen Jahren für die Freiwilligen angeboten werden.

Weil sie beruflich auch in der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung tätig werden möchte, hat Friederike Seidl zunächst einen Bachelorstudiengang in Politikwissenschaft und Philosophie abgeschlossen. Nach Abschluss des Bachelorstudiengangs in Erziehungswissenschaft kann sie in Sachsen-Anhalt die staatliche Anerkennung als Sozialpädagogin bekommen – dafür fordern die Bundesländer unterschiedliche Voraussetzungen, die nicht alle Studiengänge erfüllen. Alternativ kann sie noch einen passenden Master aufsatteln.

Erziehungswissenschaft studieren

Pädagogik, Erziehungs- oder Bildungswissenschaft – so oder so ähnlich heißt das Fach, das als grundständiger Bachelorstudiengang bundesweit an über 80 Universitäten und Hochschulen angeboten wird, darunter auch Pädagogische Hochschulen. Einige dieser Studiengänge gehören zur Lehramtsausbildung, einige sind Ein-Fach- oder Zwei-Fach-Bachelor. Einige fokussieren auf bestimmte Themen wie die Kindheitspädagogik, die Frühförderung oder die Kultur- und Medienpädagogik. Teilweise handelt es sich dabei um duale Studiengänge.

Weitere Informationen

BERUFENET

Die Webseite der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Erziehungswissenschaft).

www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.

www.berufe.tv  

studienwahl.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung. Hier findest du Informationen rund ums Studium.

www.studienwahl.de

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.

web.arbeitsagentur.de/studiensuche

Studiencheck

Das Portal bietet studiengangspezifische Wissenstests (Checks) für Studieninteressierte an. Die Checks prüfen die Voraussetzungen für die Aufnahme eines Studiums an einer bestimmten Hochschule.

www.studiencheck.de

Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE)

www.dgfe.de

Berufsverband der Erziehungswissenschaftlerinnen und Erziehungswissenschaftler (BVPäd)

www.bv-paed.de