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Textildesign: Kreislaufwirtschaft kreativ

Nach ihrer Ausbildung zur Raumausstatterin wollte Katharina Linke (27) noch tiefer in Materie und Material eintauchen – der Studiengang Textildesign an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg bot dafür beste Voraussetzungen.

Studentin Katharina Linke vor einem Textilprojekt aus Recycling-Materialien.

26 Bettlaken und 96 Stunden Zeit – was nach dem Plan für einen Gefängnisausbruch klingt, sind Katharina Linkes Zutaten für ein außergewöhnliches Studienprojekt: „Wir sollten eine große textile Fläche gestalten und ich wollte auf jeden Fall mit etwas Nachhaltigem arbeiten. Ich habe mich gefragt: ‚Was umgibt uns täglich?‘ und bin auf das Thema Bettwäsche gekommen.“

Sonstige Vorgaben gab es kaum. Textile Fläche, handwerkliche Technik, los geht‘s. „Unsere Design-Kurse sind meist sehr offen gehalten – wir bekommen ein Thema und können es frei gestalten“, erklärt die Bachelorstudentin. Am Ende verarbeitet sie 26 recycelte Bettlaken zu Garn und häkelt daraus ihr buchstäbliches „Groß“-Projekt „Textilgeschehen“.

  • Studentin Katharina Linke vor einem Textilprojekt aus Recycling-Materialien.

    Wichtig ist für mich, dass ein Stoff nicht öko aussehen muss, nur weil er öko ist.

    Katharina Linke, Studentin Textildesign

Kreativität > Leistung

Wie bei den meisten gestalterischen Studiengängen musste Katharina Linke auch für Textildesign eine Aufnahmeprüfung bestehen, die sie aber als „machbar“ erlebte. „Viele denken, dass man sofort super zeichnen und malen können muss“. Aber solange man sich in der Bewerbungsmappe kreativ präsentiert, habe man gute Chancen.

Überzeugt die künstlerische Mappe, folgt der praktische Prüfungsteil, bei dem die Studieninteressierten sich Aufgaben zu Farbempfinden, Vorstellungskraft und konzeptionellem Denken sowie einer Theorieprüfung stellen. „Da wollen die Professoren vor allem sehen, ob du Potenzial hast, dich an der Hochschule weiterzuentwickeln.“

Zwischen Handwerk und High-Tech

Wer für das Textildesign-Studium zugelassen wird, sammelt zwei Semester lang Basiswissen in künstlerischen Grundlagen sowie in flächenbildenden und veredelnden textilen Techniken. Ab dem dritten Semester wird es individueller. „Pro Semester haben wir einen Designkurs, einen Theoriekurs, einen Kunstkurs und einen Laborkurs – da sind wir auch sehr frei in der konkreten Auswahl“, erzählt Katharina Linke, die selbst im sechsten Semester studiert.

Große Teile des Hauptstudiums verbringen die angehenden Textildesignerinnen und Textildesigner in der Weberei, nutzen verschiedene Gestaltungsmethoden für textile Flächen in den Siebdruck-, Strick- und Färbelaboren oder beschäftigen sich mit digitalen Werkzeugen zur Entwicklung textiler Designs.

Öko muss nicht öko aussehen

Diese große Bandbreite macht Textildesign weniger greifbar als verwandte Studiengänge. „Unter Modedesign kann man sich direkt etwas vorstellen und es gibt viele Leitlinien und Struktur. In Textildesign ist man eher frei“, erläutert die Studentin. Dafür wartet später ein weites berufliches Feld zwischen Innenarchitektur, Produktdesign, Mode und Materialforschung.

Letzteres ist für Katharina Linke ein Herzensthema. „Die Meere sind das größte Problem. Wir müssen Möglichkeiten finden, das Negative aus dem Meer zu nutzen – also das ganze Plastik –, aber auch das eigentlich Positive wie die große Menge an Algen. Wichtig ist für mich aber auch, dass ein Stoff nicht öko aussehen muss, nur weil er öko ist.“

Die Zukunft ist textil

Fragt man die Studentin nach ihrer Zukunft, spürt man vor allem Vorfreude: „Ich überlege, den Master dranzuhängen und hätte große Lust auf ein Auslandspraktikum. Gerne in Skandinavien – da sind sie super-innovativ und arbeiten mit modernsten Maschinen und 3D-Druck.“  Was danach kommt? Vielleicht fokussiert sie sich weiter auf Materialforschung, aber auch nachhaltiges Produktdesign kann sie sich gut vorstellen. Aktuell lässt sie sich die Zukunft aber bewusst offen.

Nur dass sie weiter mit Textilien arbeiten wird, ist ausgemachte Sache: „Wir haben tolle Labore bei uns, in denen ich viel experimentieren konnte. Das hat mir auf jeden Fall geholfen, zu sagen: In Zukunft wird es auf Textilien hinauslaufen.“

Textildesign studieren

An der HAW Hamburg wird Textildesign als Studienrichtung des Bachelorstudiengangs Modedesign / Kostümdesign / Textildesign angeboten. Daneben listet die Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit sieben weitere grundständige Textildesign-Studiengänge auf, etwa „International Fashion Business“ an der Hochschule Reutlingen.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Textildesign). www.arbeitsagentur.de/berufenet

studienwahl.de

Das Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung informiert zu Themen rund ums Studium (Suchwort: Textildesign). www.studienwahl.de

Studiensuche

Mit der Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit kannst du herausfinden, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden (Suchwort: Textildesign). www.arbeitsagentur.de/studiensuche

Studiencheck

Das Portal der Bundesagentur für Arbeit bietet studiengangspezifische Wissenstests (Checks) für Studieninteressierte an. Die Checks prüfen die Voraussetzungen für die Aufnahme eines Studiums an einer bestimmten Hochschule. www.studiencheck.de