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Pharmabranche: Aus der Forschung bis in die Apotheke

Nicht erst seit Corona ist die Pharmaindustrie eine wichtige Branche. Sie bietet gut qualifizierten Fachkräften vielfältige berufliche Möglichkeiten.

Verschiedene Tabletten sind aufeinander gestapelt

„Wir lassen klinische Studien für neue generische Arzneimittel durchführen. Diese sollen zum Beispiel als Blutdrucksenker oder Blutverdünner eingesetzt werden“, fasst Christine Weiser ihre Aufgaben zusammen. Chemie und Naturwissenschaften waren bereits in der Schule ihre Lieblingsfächer. Daher musste sie nicht lange überlegen, was sie studieren wollte: Sie bewarb sich um einen Studienplatz für Pharmazie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Nach ihrem Studium absolvierte sie ein einjähriges pharmazeutisches Praktikum in zwei Apotheken in Zürich und Berlin. Nach zwei weiteren Jahren in einer Apotheke promovierte sie an der Freien Universität Berlin. „Hier habe ich über eine Kollegin das Pharmaunternehmen Stada kennengelernt“, berichtet Christine Weiser. Seit Anfang 2018 arbeitet die Pharmazeutin nun in Bad Vilbel bei der Stada Arzneimittel AG in der Abteilung Clinical Affairs.

Kommunikationsstärke und Teamfähigkeit

Portraitaufnahme von Christine Weiser Portraitaufnahme von Christine Weiser

Christine Weiser

Im Detail entscheidet die Apothekerin, wie die Studien aussehen sollen, die mit Kooperationspartnern durchgeführt werden. Dazu gehört es, die Gruppe der Probandinnen und Probanden zu bestimmen, Unterlagen für die Studiendurchführung zu erstellen und Anträge für Behörden und die Ethikkommission vorzubereiten. Die aufbereiteten Studienergebnisse werden schließlich bei den Zulassungsbehörden eingereicht, damit das Produkt auf den Markt gebracht werden darf. „Da wir mit so vielen unterschiedlichen Stellen zu tun haben, sind Kommunikationsstärke und Teamfähigkeit besonders wichtig für meine Arbeit“, erklärt die 34-Jährige. Bei den international gemischten Teams sind zudem Englischkenntnisse ein Muss, und sie muss gut organisieren und koordinieren können. Derzeit arbeitet Christine Weiser als Projektmanagerin. „Ich kann mir vorstellen, künftig eine Teamleitung zu übernehmen oder mich auf einen Bereich zu spezialisieren, zum Beispiel Biosimilars, also Nachahmerpräparate eines Biopharmazeutikums.“

Niedrige Arbeitslosenquote in einer stabilen Branche

Christine Weiser ist eine von rund 159.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die im Juni 2020 in der Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen tätig waren. Ein Jahr zuvor waren es noch vier Prozent weniger Beschäftigte, meldet die Bundesagentur für Arbeit. „Damit ist dieser Wirtschaftszweig gewachsen, während die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung insgesamt einen leichten Rückgang zu verzeichnen hatte“, erklärt Arbeitsmarktexpertin Claudia Suttner von der Bundesagentur für Arbeit (BA). Im Zuge der Corona-Pandemie wurden für Pharmazieberufe im Jahr 2020 rund 17 Prozent weniger Stellen gemeldet als im Jahr zuvor. Außerdem waren 18 Prozent mehr Menschen arbeitslos. Die Arbeitslosenquote lag laut Claudia Suttner dennoch lediglich bei niedrigen 2,3 Prozent.

Knapp die Hälfte der Beschäftigten in der Branche sind Fachkräfte. Bei den anderen handelt es sich um Spezialistinnen und Spezialisten sowie Expertinnen und Experten, die eine Weiterbildung oder ein Studium absolviert haben. „Die Branche ist stabil und unabhängig von der Konjunktur: Arzneimittel werden immer benötigt“, ergänzt Dr. Matthias Wilken, Geschäftsführer Market Access, Märkte und Versorgung beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI).

Gute Gehälter, viele Frauen

Laut Statistischem Bundesamt gab es im Jahr 2019 insgesamt 510 pharmazeutische Unternehmen in Deutschland. Hinzu kommen 670 Biotechnologie-Unternehmen, von denen jedes zweite im Bereich Gesundheit aktiv ist. Zusammen produzierten sie nach Angaben des BPI pharmazeutische Produkte im Wert von 31,14 Milliarden Euro, 13,7 Prozent weniger als 2018. Der Weltpharmamarkt beläuft sich auf 1.007,44 Milliarden Euro, ist bei den „Pharma-Daten 2020“ des BPI zu lesen. „Die Pharmabranche bietet viele interessante Jobs und Möglichkeiten der Weiterqualifikation. Im Durchschnitt werden sehr gute Gehälter bezahlt. Der Frauenanteil in der Branche ist vergleichsweise hoch, und es gibt interessante Arbeitszeitmodelle“, zählt Matthias Wilken die Vorteile auf, die seiner Ansicht nach die Pharmabranche besonders attraktiv machen. In ihr finden sich nicht nur Pharmazeuten und Pharmazeutinnen, sondern unter anderem auch Pharmakanten und Pharmakantinnen, Chemikanten und Chemikantinnen, Pharmareferenten und -referentinnen sowie Toxikologen und Toxikologinnen (siehe Berufs- und Arbeitsfelder „Rund um Arzneimittel“).

Weitere Informationen

studienwahl.de

Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier kannst du im „Finder“ nach Studiengängen in ganz Deutschland suchen (Suchwort: Pharma).

studienwahl.de

BERUFENET

Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 ausführlichen Berufsbeschreibungen in Wort und Bild (Suchworte: Pharma, Chemie)

berufenet.arbeitsagentur.de

Jobsuche der Bundesagentur für Arbeit

arbeitsagentur.de/jobsuche

Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit

arbeitsagentur.de/news/entgeltatlas-2020

Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V.

bpi.de

Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V.

vfa.de

Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH)

bah-bonn.de

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte

bfarm.de

Forschungsvereinigung der Arzneimittelhersteller e.V.

fah-bonn.de

Berufsverband der Pharmaberater e.V.

bdp-pharmaberater.de