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Andreas Günther-Plönes, Geschäftsführer des Berufsverbands Deutscher Geowissenschaftler (BDG), erläutert den Unterschied zwischen Geowissenschaften und Geographie und wirft einen Blick auf Anforderungen und Berufsaussichten.
Andreas Günther-Plönes: Es gibt mehrere Studiengänge, die mit der Vorsilbe „Geo“ beginnen: Diese Wissenschaften beschäftigen sich in irgendeiner Form mit der Erde. Zu den Geowissenschaften zählen vor allem die Teildisziplinen der Geologie, der Mineralogie, der Paläontologie und der Geophysik. Es sind naturwissenschaftliche und zum Teil ingenieurtechnische Disziplinen, die sich ganz überwiegend mit der Zusammensetzung und der Gestalt unseres Planeten beschäftigen sowie mit den Prozessen, die zu seiner Entstehung führten und die ihn heute noch formen. Davon unterscheiden muss man einerseits die Geographie, die sich je nach Teildisziplin zwischen den Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften bewegt, oder auch die Geodäsie als Ingenieurfach, die vor allem die Vermessung der Erdoberfläche zum Gegenstand hat.
Andreas Günther-Plönes: Im System Erde greifen viele Prozesse ineinander und beeinflussen sich gegenseitig, sodass es auch in den Wissenschaften gewisse Überschneidungen gibt. Zum Beispiel beeinflussen die Gesteine der Erde entscheidend die Landschaftsformen sowie die sich darüber und aus ihnen bildenden Böden und die damit verbundenen Biotope. Für die Grundwasserneubildung sind das Klima, der damit zusammenhängende Niederschlag sowie die Aufnahmekapazität der Speichergesteine von entscheidender Bedeutung. Man muss also auch ein Verständnis für Daten aus anderen Disziplinen mitbringen. Allerdings weist die Humangeographie kaum Gemeinsamkeiten mit den Geowissenschaften auf. Anders ist es bei der Physischen Geographie, etwa im Bereich der Bodenkunde. Somit trifft man heutzutage in geowissenschaftlichen Ingenieurbüros Berufstätige sowohl aus den Geowissenschaften als auch aus der Geographie an.
Andreas Günther-Plönes: Studierende der Geowissenschaften werden in allen Naturwissenschaften (Mathematik, Chemie, Physik, Biologie) aus- und weitergebildet. Man sollte also ein gutes naturwissenschaftliches Grundverständnis mitbringen und fähig sein, über den disziplinären Tellerrand zu schauen. In der Vertiefungsrichtung muss man dann eventuell mit komplizierten Analyse- und Messgeräten umgehen lernen. Wichtig: In der vorlesungsfreien Zeit finden häufig Geländekurse statt, in denen die Studierenden aktiv und angewandt Gesteine, Mineralien, Fossilien, geologische Strukturen und Prozesse kennenlernen sollen. Gerade diese Arbeiten machen für uns die Faszination des Studiums der Geowissenschaften aus: Man ist an der frischen Luft und in der Landschaft unterwegs, auch im Ausland, und erkennt, warum unsere Erde so abwechslungsreich ist. Man führt Kartierungen durch, vermisst geologische Strukturen und ordnet diese zeitlich und räumlich ein. Für die Erstellung von Karten oder die Darstellung von geologischen Zusammenhängen benötigt man räumliches Vorstellungsvermögen. Körperliche Fitness sollte man für ein geowissenschaftliches Studium ebenfalls mitbringen – manchmal geht es steil den Berg hinauf oder/und man befindet sich auf einem Erdteil mit ungewohntem Klima. Auch ein Bewusstsein für die eigene Sicherheit sollte vorhanden sein: Festes Schuhwerk und wetterangepasste Kleidung sind die Minimalausstattung.
Andreas Günther-Plönes: Nur ein kleiner Teil der Geowissenschaftlerinnen und Geowissenschaftler bleibt an den Universitäten und Forschungseinrichtungen. Die meisten sind in angewandten Berufen tätig, in Ingenieur- und Geobüros, der Industrie, manche in Ämtern und Behörden oder als Selbstständige. Wichtige Betätigungsfelder sind das Aufsuchen und Gewinnen von natürlichen Ressourcen wie Trinkwasser oder mineralischen Rohstoffen, die Analyse und Beseitigung von Umweltschäden, Baugrunduntersuchungen, der Schutz vor Naturkatastrophen oder die Energiegewinnung mittels Geothermie. Geowissenschaftlerinnen und Geowissenschaftler arbeiten also an den großen Fragestellungen der Zukunft mit. An Bedeutung gewinnt derzeit auch das Modellieren und Visualisieren geowissenschaftlicher Daten (Geodatenmanagement). Besonders gute Berufsaussichten gibt es in Ingenieurbüros, die sich mit Umweltgeologie und Baugrunduntersuchung beschäftigen: Diese suchen händeringend nach Nachwuchskräften und Nachfolgern. Man sollte sich frühzeitig und möglichst umfangreich in Form von Betriebspraktika auf das Berufsleben vorbereiten. So lernt man die Arbeitsweise eines potenziellen Arbeitgebers kennen und präsentiert sich auch selbst als Bewerberin oder Bewerber für die Zukunft.
Andreas Günther-Plönes: Man kann schon mit dem Bachelor ins Berufsleben einsteigen. Allerdings muss man sich im Klaren darüber sein, dass die im Bachelorstudium vermittelten Inhalte zu großen Teilen aus Grundlagen der Natur- und Geowissenschaften bestehen. Im Masterstudium kann man sich in einem Teilbereich spezialisieren und noch mehr Fachwissen zu den Themen ansammeln, die von besonderem Interesse sind. Vielleicht ergibt sich sogar die Möglichkeit, die Masterarbeit bei einem Ingenieurbüro oder in der Industrie anzufertigen.
Stand: 26.06.2023
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