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Gender Studies – Hintergrund: Das Geschlecht als Forschungsgegenstand

Ein Abschluss im Fach Gender Studies ermöglicht eine Zukunft in unterschiedlichsten Berufen. Bei der Wahl der Universität sollte man allerdings auf die örtlichen Schwerpunkte achten.

Das Bild zeigt zwei Frauen und einen Mann, die zusammen an einen Tisch sitzen.

„Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ – was 1949 im Grundgesetz unter Artikel 3 festgehalten wurde, ist bis heute noch nicht komplett verwirklicht. Sexismus, Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen und immer noch in vielen Bereichen existierende patriarchale Rollenmuster belegen dies. Noch bis in die 1970er-Jahre hinein haben Frauen die Einwilligung ihres Ehemannes gebraucht, um ein Konto zu eröffnen oder einen Beruf auszuüben. Mit dem Emanzipationskurs ab 1968 wuchs das öffentliche Interesse, die Geschlechterverhältnisse zu hinterfragen. Zuerst noch als Frauenforschung aus den USA bekannt, hielt die Bewegung bald Einzug in die deutschsprachige Wissenschaft. Inzwischen gibt es hierzulande seit mehr als 20 Jahren Gender-Studiengänge.

Themen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten

Porträt-Foto von Ilona Pache Porträt-Foto von Ilona Pache

Ilona Pache

Ilona Pache ist Studienfachberaterin  an der Humboldt-Universität Berlin (HU). Die Uni bot als erste in Deutschland zum Wintersemester 1997/98 Gender Studies im Hauptfach an. Seit 2001 ist Ilona Pache auch Mitglied des Zentrums für transdisziplinäre Geschlechterstudien (ZtG), das als internationale Anlaufstelle für Lehre, Forschung und Kooperation in allen Genderbelangen bekannt ist. Seine Forschungsbereiche sind breit gefächert und reichen von der Untersuchung der Arbeitsteilung in Partnerschaften bis hin zu den Auswirkungen der Globalisierung auf Frauen und Geschlechterverhältnisse in Exportländern.

Der transdisziplinäre, sprich: fachübergreifende Zugang erlaubt es, Themen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. „So wird zum Beispiel das Thema ‚Abtreibung‘ nicht nur aus einer rechtlichen, sondern auch aus einer naturwissenschaftlichen und soziokulturellen Sicht beforscht“, erklärt die Studienfachberaterin.

Unterschiedliche Studienschwerpunkte, vielfältige Berufsmöglichkeiten

Im deutschsprachigen Raum gibt es mittlerweile einige Hochschulen, die Gender Studies als Haupt- oder Nebenfach anbieten. Auf seiner Webseite fasst das Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien das Studienangebot zusammen. Bei der Wahl der Universität empfiehlt Ilona Pache, auf die eigenen Interessen zu achten, da die Hochschulen unterschiedliche Schwerpunkte anbieten. So ist es möglich, an der HU Berlin zum Beispiel disziplinübergreifend zu studieren, während der Masterstudiengang Gender, Intersektionalität und Politik an der Freien Universität Berlin einen politikwissenschaftlichen Fokus aufweist. In Köln richtet sich der Schwerpunkt auf Queer Studies und in Kiel auf Diversität.

So vielfältig wie die Entfaltungsmöglichkeiten der Studierenden, sind ihre beruflichen Wege. Wie aus einer Befragung des ZtG hervorgeht, sind knapp 30 Prozent der befragten Absolventinnen und Absolventen in der Wissenschaft tätig. Andere Einsatzbereiche sind mit jeweils 15 Prozent Kultur und Medien sowie die Privatwirtschaft. Etwa sieben Prozent engagieren sich in der außeruniversitären Bildungsarbeit und ebenso viele in sozialen Projekten und der Politik. Ein wesentlich geringerer Teil verteilt sich auf die öffentliche Verwaltung und Nicht-Regierungsorganisationen.

Blick über den Tellerrand hinaus

Als Arbeitgeber kommen für Absolventinnen und Absolventen demnach sowohl Forschungsinstitute als auch Hochschulen oder Unternehmen in Frage. Ob in Gleichstellungs- oder Diversity-Funktionen, im Personalmanagement, aber auch zunehmend in beratender Funktion: Wenn es um globalisierte Strategien eines Unternehmens geht, sind Kompetenzen aus dem Gender-Studium laut Ilona Pache gefragt. Als entscheidende Stärke der Absolventinnen und Absolventen betrachtet sie die Fähigkeit, über den Tellerrand hinauszublicken und eine Fragestellung unter Berücksichtigung verschiedener Perspektiven zu lösen.

Insgesamt stellt die Expertin fest, dass das Interesse an Diversity- und Gleichstellungspolitiken über die vergangenen Jahre stark zugenommen hat. „In dieser Entwicklung drücken sich gesellschaftliche Veränderungen und Vorstellungen im Rahmen von Demokratie aus“, erklärt Ilona Pache.

Weitere Informationen

Studiensuche

Die Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit hilft dir bei der Auswahl von Studienort und Studienfach.
www.arbeitsagentur.de/studiensuche

studienwahl.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung. Hier findest du Informationen zu allen Studienmöglichkeiten in Deutschland
www.studienwahl.de

BERUFENET

Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Genderwissenschaftler/in)
www.arbeitsagentur.de/berufenet 

Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien

Studienangebote zur Frauen- und Geschlechterforschung/Gender Studies in deutschsprachigen Ländern
www.gender.hu-berlin.de/de/index 

Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie

Schnittstelle von Wissenschaft und Politik zum Thema Gender mit Angebot an Informationen, Veranstaltungen und Beratung
www.gwi-boell.de/de/startseite 

Broschüre über Berufswege nach Gender-Studium

Absolvent(inn)en berichten über berufliche Wege nach dem Gender-Studium.
www.gender.hu-berlin.de/de/publikationen/gender-bulletin-broschueren/broschueren/00-broschre-final.pdf