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Archiv: Das Gedächtnis der Gesellschaft

Unterschiedliche Archivalien bezüglich ihrer Bedeutung für die Gesellschaft und Wissenschaft beurteilen, die Quellen zielgruppengerecht aufbereiten und vermitteln – all das lernt Sharon Hundehege (30) während ihres Bachelorstudiums „Archiv“ an der Fachhochschule Potsdam.

In einem Archiv sind mehrere Regale mit ledergebundenen Büchern zu sehen.

Archive haben einen riesigen Fundus an Dokumenten, Dateien und Daten. Damit dokumentieren sie alles, was in Politik und Verwaltung, in Gesellschaft und Wirtschaft, in Kunst und Kultur und vielen anderen Bereichen geschieht. Das gilt für aktuelle, aber auch vergangene Themen und Ereignisse. Archive sind sozusagen das Gedächtnis der Gesellschaft. Aber was ist es wert, archiviert zu werden? Wie bereitet man die Quellen für wissenschaftliches aber auch für nichtwissenschaftliches Publikum am besten auf?  Das wird im Studiengang „Archiv“ an der FH Potsdam vermittelt. Die interdisziplinär ausgerichteten Studieninhalte umfassen Geschichte, Verwaltung und Datenmanagement, genauso aber auch Themen wie Recht, BWL und Projektmanagement, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit.

  • Portraitfoto von Sharon Hundehege

    Ich würde gerne in einem kleinen Kommunalarchiv arbeiten oder in einem sehr großen und mich dort um die Öffentlichkeitsarbeit kümmern.

    Sharon Hundehege (30) studiert den Bachelor „Archiv“.

Quellen kritisch betrachten

Die meisten Module bestehen aus theoretischen und praktischen Teilmodulen. „Die spannendsten Module der ersten drei Semester waren für mich die Geschichtsmodule, in denen wir deutsche Geschichte von der Frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert besprochen haben“, berichtet Sharon Hundehege. „Auch die Quellenkritik wurde uns in diesen Modulen nähergebracht.“ Dabei versuchen die Studierenden festzustellen, unter welchen Umständen eine Geschichtsquelle entstanden ist und bewerten ihre inhaltliche Zuverlässigkeit.

„Ein weiteres sehr spannendes Teilmodul war die Erschließungsübung im ersten Semester. Dort haben wir einen Bestand des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) verzeichnet, also die einzelnen Akten in eine Archivsoftware eingepflegt und passende Titel und Enthält-Vermerke geschrieben.“

In ihrem jetzigen – dem dritten – Semester wird Sharon Hundehege eine Hausarbeit schreiben, dabei mindestens drei Archivalien verwenden, diese kritisch begutachten und ihre Schlüsse daraus ziehen.

Digitale Langzeitarchivierung

Auch die Langzeitarchivierung von digitalen Objekten wie Webseiten oder Social Media spielt eine zentrale Rolle in diesem Studium. Da in den Verwaltungen gerade der Transfer von der analogen zur digitalen Akte erfolgt, sind mehrere Module darauf ausgelegt. „Wir haben gelernt, was digitale Archivierung ist und Best Practice-Beispiele gesammelt, um diese umzusetzen. Außerdem gibt es das Wahlmodul ‚Digitale Unterlagen‘, in dem das Gelernte noch einmal vertieft wird“, erklärt die Studentin.

Sharon Hundehege gefällt besonders, dass das Studium sehr praxisnah ausgerichtet ist. „Wir haben viele Exkursionen, außerdem ein sechswöchiges Pflichtpraktikum nach dem zweiten Semester und ein Praxissemester. Die Inhalte der Module werden ebenfalls immer durch Praxisbeispiele untermalt, so haben wir direkt den Transfer zwischen Theorie und Praxis.“ Bei den Exkursionen besuchten die Studierenden bisher zum Beispiel das Landesarchiv und das ZUSE Institut in Berlin. Ihr Praktikum hat Sharon Hundehege im Gemeindearchiv Möhnesee absolviert, für ihr Praxissemester hat sie sich beim LWL Archivamt in Münster beworben. 

Interdisziplinärer Austausch

Neben dem Studium arbeitet Sharon Hundehege in der Vernetzungs- und Kompetenzstelle Open Access Brandenburg (VuK ). „Ich habe die Aufgabe, die Workflows zu betreuen und die Social-Media-Kanäle zu bespielen. Bei meiner Arbeit für die VuK finde ich es sehr spannend zu sehen, wie mit verschiedenen Datenbanken gearbeitet wird.“ Dieses Jahr durfte sie auch an den Open Access Tagen in Berlin teilnehmen. „Hier ist mir besonders in Erinnerung geblieben, wie wichtig interdisziplinäres Arbeiten und der Austausch untereinander sind.“

Das Studium am Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam profitiert ebenfalls von der integrativen Ausbildung in den drei hier angesiedelten Bachelorstudiengängen Archiv, Bibliothek sowie Informations- und Datenmanagement. Auf diese Weise erhalten die Studierenden eine breite Perspektive auf die Anforderungen und Möglichkeiten bei der Bewertung, Auswertung, Aufbereitung, Vermittlung und Bewahrung von Wissen in einer digitalen Wissensgesellschaft.

Sharon Hundehege hat auch schon Pläne für ihren weiteren beruflichen Weg. „Ich würde gerne in einem kleinen Kommunalarchiv arbeiten oder in einem sehr großen und mich dort um die Öffentlichkeitsarbeit kümmern. Eine Fortbildung zur Archivpädagogin fände ich auch sehr spannend.“