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Afrikanistik: Afrika mit anderen Augen sehen

Klischees hinterfragen und die Vielfalt eines Kontinents erkennen – das sind nur einige der Punkte, die Emma Schätzlein (25) an ihrem Studiengang Afrikastudien an der Universität Leipzig reizen.

Ein Mann in grünem T-Shirt hält eine Enzyklopädie von Afrika in seinen Händen. Auf dem Titel ist der Umriss des afrikanischen Kontinents abgebildet.

Emma Schätzlein sitzt auf gepackten Koffern. Sie ist bereit für den Aufbruch nach Tansania. Vor ihr liegt ein Auslandssemester in der Hafenstadt Daressalam. An der Universität in der ehemaligen Hauptstadt an der Ostküste Afrikas wird sie ein paar Monate lang Philosophie, Soziologie und Kiswahili (Suaheli) Studies studieren.

Behilflich sind ihr dabei vor allem ihre Suaheli-Kenntnisse, die sie innerhalb von fünf Semestern an der Uni Leipzig erworben hat. Die Sprache ist vor allem in Ostafrika verbreitet.

  • Emma Schätzlein lächelt in die Kamera, vor ihr steht ein Kaffee.

    Zuvor war ich überzeugt, dass ich privilegiert bin, weil ich aus Deutschland komme und in Afrika etwas verbessern kann.

    Emma Schätzlein, Studentin im Bachelor Afrikastudien

Kolonialismus kritisch beleuchten

Der europäische Blick auf Afrika ist auch heute immer noch durch den Kolonialismus geprägt. Ihr habe das Studium geholfen, das zu erkennen und eine kritische Haltung zu entwickeln. „Was assoziieren wir meist mit Afrika? In der Regel: Natur und Armut“, sagt Emma Schätzlein. „Der Kontinent wird oft vereinheitlichend passiv und hilfsbedürftig dargestellt. Im öffentlichen Raum gibt es zum Beispiel häufig Plakate mit Werbung für Spenden. Abgebildet sind darauf meist arme schwarze Kinder. Das treibt das bestehende Narrativ voran und macht die Zusammenhänge zur europäischen Ausbeutung des Kontinents unsichtbar.“

Nach dem Abitur ist Emma Schätzlein für ein Freiwilliges Soziales Jahr nach Südafrika gegangen. Dort hat sie in einem Kinder- und Jugendzentrum gearbeitet. Diese Zeit brachte sie zum Nachdenken. „Zuvor war ich überzeugt, dass ich privilegiert bin, weil ich aus Deutschland komme und in Afrika etwas verbessern kann.“ Vor Ort kam ihre Denkweise ins Wanken. „Auch dort gibt es eine sehr reiche Oberschicht und viele erfolgreiche Menschen in Unternehmen, Wissenschaft und Kunst.“

Von Wirtschaft über Ethnologie bis Suaheli

Diesen Erkenntnissen wollte die 25-Jährige auch in der Heimat nachgehen. In ihrem ersten Studiengang Philosophie hat sie für sich zwar einige Antworten gefunden, ihren Wissensdurst in Bezug auf Afrika konnte er aber nicht stillen. Ihre Recherchen führten sie schließlich zum Bachelorstudiengang Afrikastudien an der Uni Leipzig.

Neben zwei Pflichtmodulen – einer Einführung in die Entstehungsgeschichte des Studienganges und einem Methodenmodul – kann sich die Studentin in unterschiedlichen Disziplinen ausprobieren. Zur Auswahl stehen Seminare in Wirtschaft, Politik, Linguistik, Soziologie oder Ethnologie in Afrika. Suaheli ist eines ihrer Wahlpflichtmodule im Studium. Bei den Sprachmodulen können sich die Studierenden zwischen Suaheli und Hausa, Verkehrssprache in Nigeria und Niger, entscheiden.

Diskutieren, lesen und viel schreiben

Grundsätzlich besteht das Studium laut Emma Schätzlein zu einem Drittel aus Veranstaltungen, bei denen „gerne und viel aus unterschiedlichen Perspektiven diskutiert wird“. Die restliche Zeit verbringt die Studentin mit der Vor- und Nachbereitung des Stoffes. Sie schreibt viele Hausarbeiten und hält Referate.  

Ein Highlight war für sie bisher das Modul „Postkoloniale Theorien“. Dort hat sie gemeinsam mit ihren Mitstudierenden ein Symposium mit eigenen Vorträgen zum Thema „Rassismus, Postkolonialität und Dekolonisierung“ organisiert. „Dabei konnten wir auch an gesellschaftlich aktuelle Themen wie der Debatte um die Rückgabe von Benin-Bronzen an Nigeria anknüpfen.“

Sinnvoll in die Gesellschaft einbringen

Was ihre berufliche Zukunft angeht, ist Emma Schätzlein zuversichtlich. Praktika sieht sie dabei als Muss, um Erfahrungen außerhalb der Uni zu sammeln. Sie konnte durch redaktionelle Praktika zum Beispiel ihre Liebe zum Schreiben entdecken.

Nach ihrem Bachelor möchte sie vielleicht noch einen Master in Afrikastudien absolvieren. Alternativ sieht sie sich auch im Journalismus und in der Bildungsarbeit. „Diese Aussichten geben mir etwas Handfestes, um mich mit meinem Wissen sinnvoll in die Gesellschaft einzubringen.“

Afrikanistik studieren

Studiengänge aus dem Bereich Afrikanistik vermitteln ein breites Wissen zum Thema Afrika und greifen Aspekte wie Kultur, Gesellschaft, Politik, Geschichte, Kunst und/oder Sprache auf. Ziel ist es, sich wissenschaftlich kritisch mit Afrikas Rolle in der Welt auseinanderzusetzen. Bachelor- und Masterstudiengänge dazu bieten derzeit unter anderem die Universität Leipzig (Afrikastudien), die Universität Bayreuth (Kultur und Gesellschaft Afrikas), die Universität Hamburg (Afrikanische Sprachen und Kulturen) sowie die Humboldt-Universität zu Berlin (Regionalstudien Asien/Afrika) an. Die Studiengänge unterscheiden durch verschiedene Schwerpunkte. Die Lehre findet auf Deutsch und/oder Englisch statt.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Afrikanistik).
www.arbeitsagentur.de/berufenet

studienwahl.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung. Hier findest du Informationen rund ums Studium.
www.studienwahl.de

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.
web.arbeitsagentur.de/studiensuche

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.
www.berufe.tv

Studiencheck

Das Portal bietet studiengangspezifische Wissenstests (Checks) für Studieninteressierte an. Die Checks prüfen die Voraussetzungen für die Aufnahme eines Studiums an einer bestimmten Hochschule.
www.studiencheck.de