Statements:
Ohne Management-Studium in Führungspositionen
Man muss nicht zwangsläufig ein Management-Studium absolviert haben, um eine Führungsposition mit Management-Aufgaben zu erreichen: Ein Teamleiter, ein Geschäftsführer und eine Geschäftsführerin berichten von ihrem Weg ins Management.
Eine berufliche Karriere kann man nicht komplett durchplanen. Wenn ich auf meinen Werdegang zurückschaue, erkenne ich, dass ich mich für das entschieden habe, was mir Freude macht und worin ich gut bin. Als sich neue Gelegenheiten ergaben, war ich bereit, sie zu ergreifen und mich auf den Prozess einzulassen.
Ich habe an der Uni Bonn Volkswirtschaft studiert, im Rahmen einer Graduiertenschule direkt nach dem Bachelor promoviert und parallel den Master gemacht. Das Studium in Bonn war sehr theorielastig – man bildete Forscher aus. So hatte ich nach der Promotion keinerlei Praxiserfahrung – nicht einmal ein Praktikum. Bei meinem Berufseinstieg in einer Unternehmensberatung bin ich also komplett ins kalte Wasser gesprungen.
In Bezug auf BWL- und Managementkenntnisse bin ich mit einem Rückstand gestartet. Doch gerade zu Beginn hatte ich als Berater die Chance, wie in einem Crashkurs sehr viel ‚on the job‘ zu lernen: Wie funktioniert ein Unternehmen? Warum gibt es ein Accounting? Was ist Controlling? Der Vorteil beim Management: Wie es angewendet und gelebt wird, ist von Unternehmen zu Unternehmen verschieden. So konnte ich bei jedem Projekt dazulernen – auch dank solcher Skills wie Problemlösungsstrategien, die ich im Studium erworben habe. Innerhalb von drei Jahren stieg ich zum Senior Consultant und Manager auf.
Seit Anfang 2022 bin ich Teamleiter im „Category Management“ bei Mr. Spex. In dieser Führungsposition profitiere ich von meiner vorherigen Berufs- und auch von meiner Lebenserfahrung. Denn beim Managen ist auch ein gesunder Menschenverstand wichtig. Ebenso wie die Fähigkeit, mit Menschen respektvoll und auf Augenhöhe umzugehen und Entscheidungen nachvollziehbar begründen zu können.
Die Wahl Architektur zu studieren, traf ich nach einem Praktikum in einem Architekturbüro, das rund um die damals noch in Trümmern liegende Frauenkirche in Dresden die Blockrandbebauung am Neumarkt neu errichten durfte. Mein Weg begann mit einem Studienplatz an der Technischen Universität in München, führte über ein halbjähriges Berufspraktikum bei DIN A 4 Architektur, mehrere studienbegleitende Jobs wie zum Beispiel einer Tätigkeit am Lehrstuhl für Planen und Bauen im ländlichen Raum, einen Auslandsaufenthalt an der École Polytechnique Fédérale de Lausanne zum Abschluss als Jahrgangsbeste meines Studienjahrs.
Das für Außenstehende vielleicht etwas Überraschende ist, dass es bei diesem Studium nur hintergründig um den Entwurf, das Design und die Schulung der kreativen Fähigkeiten geht. Im Gegensatz zu vielen anderen Studiengängen, wo es vor allem auf die Leistung des Einzelnen ankommt, lernt man im Architekturstudium, im Team zu arbeiten. Die Form der Kritik ist viel direkter, verteidigt man doch seine Entwürfe und später die Diplomarbeit im Präsentationsweg direkt vor mehreren Professoren. So waren es vor allem diese erlernten Fähigkeiten zum Perspektivwechsel, Teamfähigkeit, der positive Umgang mit Kritik und das Verteidigen der eigenen Überzeugung, was ich aus meinem Studium mit in den Beruf nehmen konnte.
Nach einer kurzen Zeit bei Agropolis München und einigen erfolgreichen Wettbewerbsteilnahmen wechselte ich zu meinem Vater ins Familienunternehmen in die Baubranche und versuche nun hier meinen architektonischen Anspruch und eine nachhaltige Sichtweise in unsere Projekte einfließen zu lassen.
Seit dem Studium bin ich den erneuerbaren Energien treu geblieben. Die Begeisterung für dieses Thema, ein langer Atem sowie Beharrlichkeit haben dazu beigetragen, dass ich heute Geschäftsführer eines Unternehmens bin, das Experte für Ökostromprodukte, Herkunftsnachweise und Klimaneutralität ist.
Ich habe Wirtschaftswissenschaften mit ökologischem Schwerpunkt an der Uni Oldenburg studiert. Über eine Hausarbeit kam ich zu den Erneuerbaren, machte ein Praktikum bei einem Windparkprojektierer und schrieb meine Diplomarbeit über ökonomische Aspekte dezentraler Energiesysteme. Mein Professor sprach damals mit uns über die Internalisierung externer Effekte: Umweltfaktoren wie CO₂-Emissionen haben einen Preis und so Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit von Projekten. Das ist ein Aspekt, der bei meiner heutigen Arbeit immer noch eine Rolle spielt.
Erste Berufserfahrung habe ich bei einer Energieagentur gesammelt. 2008 wurde ich Kunden- und Produktmanager für den Bereich erneuerbare Energie bei der Arbeitsgemeinschaft für sparsame Energie- und Wasserverwendung. Zwei Jahre lernte ich die Welt eines Stadtwerks kennen: Wie funktioniert es? Wie kann es Ökostromprodukte aufbauen und vertreiben? Eine intensive Schule, die sich bis heute auszahlt: Dieses Wissen und die Erfahrung am Ökoenergiemarkt, die ich in zehn Jahren bei Bischoff & Ditze gesammelt habe – zuletzt in leitender Funktion im Produktmanagement –, hat es mir ermöglicht, 2020 mit meiner Kollegin die Geschäftsführung zu übernehmen.
Wir sind ein kleines Unternehmen mit flachen Hierarchien. Daher ist es essenziell, dass das Team harmoniert. Uns sind Teamplayer wichtig, wir brauchen keine Alphatiere. Für Bereiche wie den Vertrieb und das Produktmanagement ist ein akademischer Hintergrund von Vorteil. Man muss nicht BWL oder Management studiert haben, jedoch in der Lage sein, sich komplexe Themen nachhaltig anzueignen, um auch mal in der Metaebene Situationen beurteilen zu können.
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