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Arbeitgeber Hochschule: Arbeiten, wo andere lernen

Hochschulen bieten interessante und vielfältige Berufsmöglichkeiten mit Einstiegs- und Aufstiegsmöglichkeiten auf unterschiedlichen Hierarchieebenen – weit über den wissenschaftlichen Bereich hinaus.

Junger Mann macht in rot Anmerkungen auf einem Blatt

Sein Forscherherz schlägt für die Molekülebene und insbesondere für die Analyse eines einzelnen Molkeproteins: Andreas Mauser (27) ist Doktorand bei Prof. Dr. Monika Pischetsrieder am Lehrstuhl für Lebensmittelchemie an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen. Dort konzentriert er sich nicht nur auf sein Forschungsprojekt, sondern ist auch in die Betreuung der Studierenden im Hauptstudium Lebensmittelchemie eingebunden. „Ich habe eine befristete halbe Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter, wie das in den Naturwissenschaften für eine Promotion üblich ist. Das bedeutet, ich bin halbtags angestellt, aber den ganzen Arbeitstag an der Uni“, erklärt der junge Wissenschaftler. 

Zu seinen Aufgaben gehört es, Protokolle von Versuchen, die die Studierenden im Labor durchgeführt haben, zu korrigieren und Kolloquien über Analysemethoden zu halten. Außerdem kontaktieren die Studierenden ihn, wenn sie Probleme mit einem Gerät im Labor haben oder mit der Analyse an sich nicht weiterkommen.

Lust auf wissenschaftliches Arbeiten

Ein Porträt-Foto von Andreas Mauser Ein Porträt-Foto von Andreas Mauser

Andreas Mauser

Während seines Lebensmittelchemie-Studiums, ebenfalls in Erlangen, hatte Andreas Mauser noch nicht darüber nachgedacht, zu promovieren. „Erst als ich meine Abschlussarbeit über Molkeproteine geschrieben habe, bin ich in das wissenschaftliche Arbeiten eingetaucht und habe gemerkt, wie viel Spaß es mir macht, so selbstständig zu arbeiten“, erinnert er sich. Daraufhin hat er sich am Lehrstuhl um eine Promotionsstelle beworben und schließlich eine Zusage bekommen. Seit knapp dreieinhalb Jahren ist er nun Doktorand, insgesamt rechnet er mit viereinhalb Jahren für die Promotion. Ob er danach möglicherweise auf einer Postdoc-Stelle an der Uni bleibt oder sich nach einem Job in der Industrie, in der Analytik oder Produktentwicklung umschaut, weiß der Doktorand derzeit noch nicht.

Weit über wissenschaftliches Personal hinaus

Befristete Arbeitsverträge sind für das wissenschaftliche Personal an deutschen Hochschulen typisch. Die damit verbundene Unsicherheit führt dazu, dass viele den Wissenschaftsbetrieb wieder verlassen. „Drei Jahre nach der Promotion sind nur noch rund 20 Prozent in der akademischen Forschung tätig“, weiß Dr. Kolja Briedis vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), Abteilung Bildungsverläufe und Beschäftigung. Doch auch abseits der Wissenschaft ist eine Karriere an der Hochschule möglich. „Klar denkt man in erster Linie an das wissenschaftliche Personal in Forschung und Lehre. Aber da gibt es weitaus mehr – von verschiedenen Ausbildungsberufen bis hin zu akademisch Ausgebildeten in der Verwaltung“, zeigt der Experte auf. Insgesamt sind rund 700.000 Menschen an deutschen Hochschulen beschäftigt, davon knapp 400.000 als wissenschaftliches und künstlerisches Personal und gut 300.000 in Verwaltung, Technik oder sonstigen Bereichen.

So hat beispielsweise die Ruhr-Universität Bochum (RUB) mit ihren rund 43.000 Studierenden über 6.150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Darunter sind 159 Auszubildende in mehr als 20 Berufen“, erzählt Steffen Mankel, der im Dezernat für Personal und Recht der RUB arbeitet. Die Uni bildet beispielsweise zum/r Baustoffprüfer/in, Buchbinder/in,  IT-Systemelektroniker/in oder Mediengestalter/in aus. Gerade handwerkliche Berufe sind an der Ruhr-Uni gefragt: Die Werkstätten und Labore sind gut ausgestattet und brauchen unter anderem Fachleute, die Modelle für Forschungsprojekte fräsen können, darüber hinaus Werkstattleiter/innen mit Personalführungsqualitäten. „Unsere Universität ist einer der größten Arbeitgeber hier in der Region. Vom Gärtner und Tierpfleger bis hin zum Ingenieur im Baudezernat gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Berufen und Tätigkeiten“, berichtet Steffen Mankel.

Mehrbedarf an qualifizierten Arbeitskräften

Außerhalb von Forschung und Lehre hat im wissenschaftlichen Bereich der Hochschulen in den vergangenen Jahren ebenso eine Professionalisierung stattgefunden. „So sind zahlreiche Fachkräfte und Akademiker beispielsweise im Fakultätsmanagement tätig, in der Studiengangsevaluation oder im Qualitätswesen“, meint Kolja Briedis. „Das Thema Befristung spielt in diesem Bereich eine eher untergeordnete Rolle. Es gibt zwar befristete Einstellungen, häufig werden diese dann allerdings entfristet“, berichtet der Experte vom DZHW. Aus eigenen Untersuchungen weiß er außerdem, dass die Arbeitszeitflexibilität sowie die gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an Hochschulen zu einer hohen Zufriedenheit beitragen.

Das sieht Steffen Mankel genauso: „Bei uns wird versucht, den Wünschen der Beschäftigten gerecht zu werden. Sei es bei befristeten Arbeitszeitreduzierungen, dem Wunsch nach Teilzeit oder der Rückkehr auf eine Vollzeitstelle.“ Zusätzlich seien die Arbeitsplätze an einer Hochschule im nichtwissenschaftlichen Bereich sehr sicher. „Dafür können wir als öffentlicher Arbeitgeber nicht immer mit den Gehältern in der freien Wirtschaft mithalten. Das sehen wir zum Beispiel im IT-Bereich, wo wir dringend qualifiziertes Personal suchen.“

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild
berufenet.arbeitsagentur.de

Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW)

www.dzhw.eu

Verein für moderne Karrierewege in der Wissenschaft (DGJ)

www.dgj-wissenschaft.de

Research in Germany

Zentrale Informationsplattform der Initiative „Werbung für den Innovations- und Forschungsstandort Deutschland” des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Redaktionell wird das Portal vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) betreut.
www.research-in-germany.org/de.html

Bundesministerium für Bildung und Forschung

Infos zum Tenure-Track-Programm 
www.bmbf.de/forschung

DZHW Promoviertenpanel

Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Paneluntersuchung beschäftigt sich mit Personen, die im Prüfungsjahr 2014 erfolgreich eine Promotion abgeschlossen haben.
www.promoviertenpanel.de

Ruhr-Universität Bochum

www.ruhr-uni-bochum.de

Video

Der Artikel enthält ein Video mit weiteren Informationen.

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