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Wirtschaftsprüfer: Unternehmen auf dem Prüfstand

Florian Stippich ist in einer mittelständischen Kanzlei als Wirtschaftsprüfer tätig. Dabei arbeitet der 35-Jährige eng mit Unternehmen zusammen und nimmt Einsicht in die jeweiligen Geschäftsunterlagen.

Nahaufnahme eines Textes einer Seite aus einem Steuerfachbuch. Hervorgehoben ist das Wort "Bilanzgewinn".

Als Wirtschaftsprüfer trägt Florian Stippich große Verantwortung: „Wir prüfen, ob Jahresabschlüsse verlässlich sind. Damit stärken wir auch das Vertrauen der Öffentlichkeit in unser Wirtschaftssystem,“ erklärt der 35-Jährige. Dazu gehört mehr als Zahlen zu analysieren. „Am wichtigsten ist das Gespräch mit den Mandanten, um ihre unternehmerischen Aktivitäten zu verstehen.“ Für ihn ist diese erste Phase der Prüfung eines Jahresabschlusses eine spannende Entdeckungsreise durch die Unternehmensbereiche ganz unterschiedlicher Branchen. „Bei neuen Mandaten begleite ich manchmal die Inventur persönlich. Ich war auch schon mit einer Gasmaske im Säurelager eines Biotechunternehmens unterwegs“, erzählt er schmunzelnd.  

Spürnase für Risiken

Florian Stippich Florian Stippich

Im zweiten Schritt identifiziert Florian Stippich mögliche Risiken, die zu Fehlern bei der Bilanz führen könnten. Dabei spielen die internen Kontrollsysteme eine Rolle: „Ich schaue mir an, was ein Unternehmen macht, um Fehler zu vermeiden“, erläutert er. Die dritte und wichtigste Etappe ist die Risikobeurteilung. Auf ihrer Basis plant er die Prüfung selbst. Da bei der Prüfung eines Jahresabschlusses in kurzer Zeit umfangreiche Informationen verarbeitet werden müssen, besteht das Risiko, dass wesentliche Fehler nicht entdeckt werden. Um das Fehlerrisiko zu minimieren, werden mittels systematischer Risikoanalyse Prüfungsschwerpunkte gesetzt. „Das heißt, man dreht nicht jedes Blatt um, sondern identifiziert die Aspekte, auf die es ankommt. Dazu gibt es nationale und internationale Standards.“

Im vierten Schritt werden Zahlen, Daten und Verträge geprüft. Abhängig von der Größe des Unternehmens kann das zwischen einer Woche und mehreren Monaten dauern. Am Ende steht der Prüfungsbericht mit dem Bestätigungsvermerk, dass alles seine Richtigkeit hat – oder auch nicht. „Mittelständische Mandanten wollen häufig zusätzliche Erläuterungen, um den Bericht zu verstehen und Schlüsse zu ziehen, wo es im Unternehmen Verbesserungsbedarf gibt“, erklärt Florian Stippich.

Solche Fragen stehen im Zentrum der zweiten wichtigen Aufgabe für ihn als Wirtschaftsprüfer: der Beratung. Dabei geht es zum Beispiel darum, Prozesse zu optimieren oder Investitionen und Übernahmen vorzubereiten. So hat er etwa vor kurzem eine Bewertung für einen Immobilienerwerb vorgenommen.

Verantwortung braucht Vorbereitung

Florian Stippich hat sich nach zwei Praktika schon während des betriebswirtschaftlichen Studiums für die Karriere als Wirtschaftsprüfer entschieden. Nach dem Diplom sammelte er bei einer großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft drei Jahre Berufserfahrung als Prüfungsassistent und als Prüfungsleiter. Sein Steuerberaterexamen legte er 2014 ab, 2017 folgte das Examen als Wirtschaftsprüfer. Das hat er dank einer gründlichen Vorbereitung im ersten Anlauf bestanden. Ein halbes Jahr vor dem Examen absolvierte er einen Intensivlehrgang mit 37 Kurstagen. „Bei der Wahl des Anbieters haben mich Kollegen beraten“, sagt er. Dazu kam ein Intensivkurs anderthalb Monate vor dem Examen und ein Klausurenkurs einige Wochen vor der Prüfung.

Das kostet Zeit. „Im Jahr vor dem Examen sollte man sich privat nicht viel vornehmen“, betont er. Und die Vorbereitung kostet Geld. 13.000 Euro an Kurs- und Prüfungsgebühren kamen für ihn zusammen. „Davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Die meisten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften übernehmen einen Großteil dieser Kosten“, sagt er. So war es auch bei ihm. Im Gegenzug hat er sich verpflichtet, zwei Jahre im Unternehmen zu arbeiten. Florian Stippich blieb bis 2020, bevor er aus inhaltlichen Gründen zu einer mittelständischen Kanzlei mit größerer Kundenbandbreite wechselte.

„Neben guten juristischen und BWL-Kenntnissen, Präzision und einem Gespür für Zahlen braucht man als Wirtschaftsprüfer auch kommunikative Fähigkeiten“, weiß Florian Stippich. Ein Händchen für Menschen und ein Riecher für Risiken helfen beim Austausch mit den Unternehmen und mit Kolleginnen und Kollegen. „Teamarbeit ist bei uns wichtig, um Spezialkenntnisse zusammenzubringen.“ Er schätzt seine abwechslungsreiche Aufgabe. „Als Wirtschaftsprüfer kann ich meine Karriere selbst gestalten. Mit dem Examen stellt man direkt die Weichen für eine Beförderung.“

Wirtschaftsprüfer/in werden

Voraussetzungen für die Anmeldung zum Examen:
Im Regelfall abgeschlossenes Hochschulstudium und drei Jahre Berufspraxis nach einem abgeschlossenen Masterstudium oder vier Jahre nach einem Bachelorabschluss. Ohne Hochschulabschluss muss eine deutlich längere Berufspraxis nachgewiesen werden – mindestens zehn Jahre in der Wirtschaftsprüfung oder eine fünfjährige Tätigkeit als Steuerberater/in.

Examen: 
Die Prüfung ist bundeseinheitlich und findet zweimal jährlich statt. Themen sind: Wirtschaftliches Prüfungswesen, Unternehmensbewertung und Berufsrecht; Wirtschaftsrecht; Angewandte Betriebswirtschafts- und Volkswirtschaftslehre und Steuerrecht. Auf die schriftlichen Klausuren folgt eine mündliche Prüfung zu Praxisfragen.

Examensvorbereitung:
Vorbereitungskurse kann man bei kommerziellen Anbietern belegen. Die Wirtschaftsprüferkammer verzeichnet aktuell sechs, die bundesweit tätig sind. Angeboten werden Wochenendkurse, mehrstufige Blocklehrgänge oder Intensivkurse.

Dauer:
unterschiedlich, abhängig von den gewählten Modulen

Kosten:
Die Gebühren für Prüfung, Zulassung und Bestellung durch die Wirtschaftsprüferkammer liegen bei 3.730 Euro.
Für Vorbereitungslehrgänge fallen je nach Anbieter und Umfang Kosten zwischen wenigen Hundert und mehreren Tausend Euro an.

Weitere Informationen

studienwahl

Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier findest du Informationen zu den Studienmöglichkeiten in Deutschland und alle Infos rund ums Studieren:
www.studienwahl.de

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.
www.arbeitsagentur.de/studiensuche

BERUFENET

Das Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild
www.arbeitsagentur.de/berufenet

Wirtschaftsprüferkammer (WPK)

www.wpk.de