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Wirtschaftsinformatik dual: BWL und Informatik mit hohem Praxisbezug

Siham Abulzahab (35) studiert „Wirtschaftsinformatik – Sales & Consulting“ an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Mannheim. Praxispartner ist der Softwarekonzern SAP SE.

Ein Mann sitzt im Büro und arbeitet am Laptop

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In ihrer Heimatstadt Damaskus hatte Siham Abulzahab bereits ein Übersetzungsbüro gegründet. „Ich hätte es gern weitergeführt, doch die aktuelle Situation ließ dies nicht zu. Wir waren den Bomben ausgesetzt, hatten oft stundenlang keinen Strom oder kein Internet“, erzählt sie. Sie zog zunächst nach Ägypten, wo sie ihren Mann kennenlernte und heiratete. Doch auch dort wurde es 2013 wegen politischer Unruhen zu gefährlich.

Ein Studienprogramm für Geflüchtete

Ein Porträt-Foto von Siham Abulzahab Ein Porträt-Foto von Siham Abulzahab

Siham Abulzahab

So floh ihr Mann schließlich nach Deutschland und Siham Abulzahab folgte ihm als Familiennachzug. Das war vor sechs Jahren. „Wir dachten, es wird Zeit in Ruhe eine Familie zu gründen, und haben unseren heute dreijährigen Sohn bekommen. Nach einem Jahr Elternzeit wollte ich wieder etwas lernen.“ In Syrien hatte sie bereits eine Ausbildung im Bereich Medizin abgeschlossen. „Weil ich aber auch schon berufliche Erfahrung im Bereich Unternehmensführung hatte und zertifizierte Projektmanagerin war, wollte ich lieber in Richtung Wirtschaft gehen“, erklärt sie. Sie plante zunächst, an der Universität Mannheim Betriebswirtschaftslehre zu studieren, doch es gab eine Hürde: „Ich war zu dem Zeitpunkt schon über 30 Jahre alt. Deswegen hätte ich kein BAföG mehr bekommen.“

Eine Lösung ergab sich durch ein Gespräch mit einem Freund, der bei SAP arbeitet. Er berichtete von einem Programm für Geflüchtete im dualen Studiengang Wirtschaftsinformatik – Sales & Consulting, wo sie gleich Geld verdienen würde. Das Unternehmen kooperiert dabei mit der DHBW in Mannheim.

Um einen Platz zu bekommen, musste Siham Abulzahab einige Herausforderungen meistern. „Es gab bei SAP ein zweitägiges Training im Programmieren. Bei einem abschließenden Test mussten wir Programmieraufgaben lösen und zeigen, ob wir alles richtig verstanden hatten.“ Sie schloss den Test erfolgreich ab und überzeugte im anschließenden Bewerbungsgespräch. Auch ihr sehr gutes syrisches Abitur trug dazu bei, dass sie einen Studienplatz erhielt. Bereits ein Jahr zuvor hatte sie bei einem Deutschkurs für Geflüchtete an der Universität Mannheim das Sprachniveau C1/C2 erreicht. So konnte sie die geforderten Sprachkenntnisse nachweisen.

Perspektive: gute Übernahmechancen

Vor Studienstart  nahm Siham Abulzahab an einem Vorbereitungskurs für Geflüchtete teil, den die duale Hochschule anbietet. „Dabei haben wir zum Beispiel unsere Kenntnisse in Mathematik und Wissenschaftlichem Arbeiten erweitert“, berichtet sie. Inzwischen befindet sich die Studentin im fünften von insgesamt sechs Semestern. Auf dem Stundenplan stehen sowohl betriebswirtschaftliche als auch Informatik-Fächer. Dazu gehören Buchführung, Prozessmanagement und Volkswirtschaftslehre, aber auch Datenbanken, Programmiersprachen oder Systemanalyse.

Während ihrer Praxisphasen bei SAP darf Siham Abulzahab sich aussuchen, in welcher Abteilung sie die jeweilige Phase absolvieren möchte, und lernt, das Wissen dort anzuwenden. „Anfangs hatte ich Sorgen, weil dieses Studium so praxisorientiert ist“, erinnert sie sich. „Tatsächlich ist es zwar anstrengender als ein normales Studium an einer Universität, aber es hat definitiv Vorteile, weil man zugleich Praxiserfahrung sammelt. Und das Unternehmen unterstützt uns dabei sehr.“ Theorie- und Praxisphasen wechseln sich alle drei Monate ab. Ihre Perspektiven für die Zeit nach dem Abschluss sehen gut aus. „Ich erfülle schon jetzt alle Übernahmebedingungen. Sehr gern würde ich bei SAP bleiben und vielleicht in zwei Jahren einen Master im Bereich Wirtschaftsinformatik oder BWL machen. Das wäre berufsbegleitend möglich.“