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Andrea Metzner leitet die gfp-Fachschule für Sozialpädagogik in Berlin. Dort wird neben der schulischen auch die praxisintegrierte Ausbildung (PiA) für Erzieher/innen angeboten. Mit abi» spricht sie über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Ausbildungsmodelle, Zugangsvoraussetzungen sowie berufliche Perspektiven.
Andrea Metzner: Unsere Auszubildenden sind drei Tage pro Woche in ihrer Praxisstelle. Einige arbeiten in dieser Zeit in einer Kindertagesstätte (Kita), andere sind in Grundschulen, Einrichtungen der stationären Kinder- und Jugendhilfe, in Jugendclubs oder Familienzentren untergebracht. An zwei Tagen pro Woche besuchen sie für jeweils acht Stunden die Berufsschule. Die Auszubildenden eignen sich den Stoff geordnet nach Lernfeldern an. Dazu kommen Lernbereiche und Profilunterricht sowie Theorie-Praxis-Aufgaben im Umfang von 80 Stunden pro Semester. Etwa nach der Hälfte der Ausbildung absolvieren die Azubis an den Schultagen ein zehnwöchiges Praktikum in einem sozialpädagogischen Arbeitsfeld, das nicht dem ihrer Praxisstelle entspricht.
Ein deutlicher Vorteil des praxisintegrierten Ausbildungsmodells ist, dass die Azubis für ihre praktischen Stunden eine Bezahlung erhalten.
Andrea Metzner, Leiterin der gfp-Fachschule für Sozialpädagogik in Berlin
Andrea Metzner: Bei uns in Berlin kann man die Ausbildung entweder mit der Fachhochschulreife Sozialwesen/Sozialpädagogik, einer anderen Fachhochschulreife oder der allgemeinen Hochschulreife plus acht Wochen Vollzeitpraktikum im pädagogischen oder sozialpädagogischen Bereich starten. Alternativ, wenn man den mittleren Schulabschluss mitbringt und eine abgeschlossene Berufsausbildung oder mehrere Jahre Berufstätigkeit vorweisen kann. Zudem benötigen die Auszubildenden ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis und müssen nachweisen, dass sie gesundheitlich für den Beruf geeignet sind. Sie müssen zudem den Vertrag vorlegen, den sie mit ihrer sozialpädagogischen Einrichtung geschlossen haben. Es ist vorgeschrieben, dass sie dort mindestens im Umfang einer halben Stelle arbeiten.
Andrea Metzner: Bei der rein schulischen Ausbildung bekommen die Auszubildenden den Lernstoff in der Berufsschule vermittelt, wo sie rund 32 Wochenstunden ableisten. Ferien sind freie Zeit. Die Praxiserfahrung erwerben sie in drei mehrwöchigen Praktika, bei denen sie im Vergleich zu ihren Kolleginnen und Kollegen mit festem Vertrag durchaus noch einen Schutzstatus haben. In der praxisintegrierten Ausbildung kommt zu den sechzehn Unterrichtsstunden und durchschnittlich vier Stunden Praxisaufgaben pro Woche mindestens eine halbe Stelle in der Praxis dazu; bei vielen ist es mehr. Damit sind die meisten bei einer 44-Stunden-Woche plus Lernzeit, Unterrichtsvorbereitung und Präsentationen. Die Praxis kann sehr anstrengend sein, das berichten sogar erfahrene Fachkräfte. Da die meisten Auszubildenden klassische Arbeitsverträge – und keine Ausbildungsverträge – mit ihren Praxisstellen geschlossen haben, arbeiten sie dort in der Regel auch in den Ferien. Ein deutlicher Vorteil ist hingegen, dass die Azubis für ihre praktischen Stunden eine Bezahlung erhalten. Gerade für diejenigen, die nicht oder nicht mehr BAföG-berechtigt sind, ist das oft die einzige Möglichkeit, in den Beruf des Erziehers beziehungsweise der Erzieherin einzusteigen. Wie hoch das Gehalt ist, hängt vom Stundenumfang und von der jeweiligen Praxisstelle ab. Und ganz wichtig: Bei diesem Modell kann man das, was man in der Schule gelernt hat, direkt in der Praxis anwenden, prüfen und anpassen. Das hilft einigen, den Lernstoff besser zu verstehen.
Andrea Metzner: Nach dem Abschluss der praxisintegrierten Ausbildung haben die Azubis hervorragende Berufsaussichten. Wenn beide Seiten zufrieden sind, werden die fertigen Erzieher/innen nach Möglichkeit von ihrer Praxisstelle übernommen. Die Einrichtungen wissen zu schätzen, dass sie gut ausgebildete Fachkräfte gewinnen, die bereits über drei Jahre Berufserfahrung verfügen und zudem die Einrichtung und den Träger gut kennen. Manchmal werden die Absolventinnen und Absolventen auch gleich nach der Ausbildung in Trainee- oder Fortbildungsprogramme zur Kita-Leitung aufgenommen. Außerdem können sie nach der Ausbildung studieren, wenn sie das wollen – nicht selten mit Unterstützung des Arbeitgebers, der die jungen Fachkräfte zum Beispiel für einige Stunden für die Lehrveranstaltungen freistellt. Auch der Erwerb von Zusatzqualifikationen, wie zum Beispiel der zum/zur Facherzieher/in für Integration, kann eine Option sein. Bei dem derzeitig herrschenden Fachkräftemangel sind die Absolventinnen und Absolventen jedenfalls äußerst gefragt.
Stand: 05.12.2024
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