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Pflegeberufe: Freie Wahl für Pflegefachkräfte

Pflegekräfte begleiten uns unser ganzes Leben: Begonnen bei der Geburtshilfe über Erkrankungen in Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter bis hin zur fachlichen Unterstützung im Alter oder in Hospizen. Ihr Ansehen in der Gesellschaft ist hoch, die Tätigkeit häufig anspruchsvoll.

Ein Fachkinderkrankenpfleger betreut ein Mädchen auf einer Trage mit ihrem Vater.

„Viele Menschen in Pflegeberufen berichten mir, der Beruf sei spannend und schön“, sagt Otto Pompe, Berufsberater in der Agentur für Arbeit Rheine. „Man habe bei der Arbeit oft das gute Gefühl, anderen helfen zu können. Auch die Rückmeldung von den Menschen, die man betreut, sei toll.“ Der Berufsberater kennt aber auch die weniger glanzvollen Seiten der Pflegeberufe. Vor allem bei der Bezahlung und den Arbeitszeiten sieht er Verbesserungsbedarf. „Es muss noch einiges getan werden, um die Berufe attraktiver zu gestalten.“

  • Portraitfoto von Otto P.

    Eine gewisse Empathie für andere Menschen ist unerlässlich. Immerhin haben sie regelmäßig mit Menschen zu tun, die krank oder hilflos sind, sich Sorgen machen oder Angst haben.

    Otto Pompe

Eine Ausbildung für alle Fachbereiche

Ein erster Schritt in diese Richtung erfolgte mit dem Gesetz zur Reform der Pflegeberufe, das zum 1. Januar 2020 in Kraft trat. Mit dieser Reform wurde die neue generalistische Ausbildung zum/zur Pflegefachmann/-frau eingeführt. „Sie befähigt dazu, Menschen in jedem Alter und in allen Versorgungsbereichen zu pflegen. Damit löst sie die bisherigen Ausbildungsberufe in der Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege ab“, erklärt der Berater.

Die Ausbildung zum/zur Pflegefachmann/-frau dauert drei Jahre in Vollzeit bzw. fünf Jahre in Teilzeit und erfolgt an staatlichen oder staatlich anerkannten Pflegeschulen, die meist direkt von den Kliniken betrieben werden. Hinzu kommen praktische Ausbildungseinheiten, beispielsweise im Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung. Mit dem Abschluss als examinierte/r Pflegefachfrau/-mann haben die Auszubildenden einen EU-weit anerkannten Berufsabschluss und können flexibel wählen, in welchem Fachbereich sie arbeiten wollen. Wer im Ausbildungsvertrag einen Vertiefungseinsatz vereinbart hat, etwa in der Altenpflege oder in der Kinderkranken- und Gesundheitspflege, kann sich im letzten Drittel der Ausbildung für einen gesonderten Abschluss in dieser Spezialisierung entscheiden. Dieser ist jedoch nicht EU-weit anerkannt und beschränkt auf das gewählte Themenfeld.

Akademisierung in der Pflege

Zusätzlich zur generalisierten Pflegeausbildung wurde der Studiengang „Angewandte Pflegewissenschaften“ eingeführt. Er ist dual und ausbildungsintegriert: „An Fachhochschulen lernt man die Theorie, an Pflegeschulen die berufsfachliche Ausbildung. Hinzu kommen praktische Einsätze“, berichtet Otto Pompe.

Eine Reform erlebte 2020 auch die Hebammenausbildung. „Dort gibt es nun ein duales Bachelorstudium, das Hebammenkunde oder angewandte Hebammenwissenschaft heißt“, erklärt der Berufsberater. Dieses kann ebenfalls in Voll- oder in Teilzeit absolviert werden. Die Zugangsvoraussetzung ist eine gültige (fachgebundene) Hochschulreife oder eine erfolgreich absolvierte Berufsausbildung, beispielsweise zum Pflegefachmann oder zur Pflegefachfrau. „Mit all diesen Neuerungen sollen die Pflegeberufe aufgewertet und an die modernen Anforderungen angepasst werden.“

Empathie und Sorgfalt sind wichtig

Mit dem Abschluss in der Tasche und vielleicht schon einigen Jahren Berufserfahrung können sich Fachkräfte zusätzlich qualifizieren oder spezialisieren. „Dazu zählen beispielsweise die Weiterbildungen zum Intensivpfleger oder zur Intensivpflegerin sowie die zur Pflegedienstleiterin oder zum Pflegedienstleiter“, weiß Otto Pompe.

Egal, in welchem Umfeld Pflegekräfte arbeiten, einige Fähigkeiten und Interessen sollten sie alle haben, meint der Berufsberater: „Eine gewisse Empathie für andere Menschen ist unerlässlich. Immerhin haben sie regelmäßig mit Menschen zu tun, die krank oder hilflos sind, sich Sorgen machen oder Angst haben.“ Außerdem sollten sie sehr sorgfältig sein und genau arbeiten können. Darüber hinaus seien gute Nerven wichtig, ebenso wie eine Portion Geduld. „Das Arbeitspensum ist immer wieder hoch und es kann zu Personalmangel kommen.“ Nicht zuletzt müssen sich Pflegekräfte darüber bewusst sein, dass die Arbeitszeiten oft familienunfreundlich sind – Schichtdienst, Einsätze am Wochenende und Nachtarbeit sind nicht selten.

Dafür sind die Arbeitsmarktchancen für Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger sehr gut: „Der Bedarf in Krankenhäusern und anderen Pflegeeinrichtungen ist groß“, fasst der Berufsberater zusammen. Die Übernahme von Absolventinnen und Absolventen läge derzeit bei fast 100 Prozent. „Pflegefachkräfte sind heiß begehrt.“

Weitere Infos

BERUFENET

Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Pflege)
berufenet.arbeitsagentur.de

BERUFE.TV

Filmportal der Bundesagentur für Arbeit
berufe.tv

Berufsausbildung und mehr

Portal für Aus- und Weiterbildung der Bundesagentur für Arbeit. Hier kannst du nach dualen und schulischen Berufsausbildungen suchen.
www.arbeitsagentur.de/berufsausbildung

Studiensuche

Mit Hilfe der Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit lässt sich das Studienangebot an deutschen Hochschulen und Universitäten recherchieren.
www.arbeitsagentur.de/studiensuche

Pflegeausbildung

Informationsportal des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zur neuen Ausbildung in der Pflege.
pflegeausbildung.net

DBfK

Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe
dbfk.de