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Grüne Ausbildungsberufe im Freien: Am Puls der Natur

Draußen im Freien sein, mit den Händen arbeiten, sich mit der Natur, mit Pflanzen, Tieren und deren Produkten befassen – all das bieten die „grünen Berufe“. Zehn davon arbeiten im Freien, der beliebteste darunter ist und bleibt: Gärtner/in. Genau dafür hat sich Laura Kalinowski entschieden. Der Beruf erfüllt, was sie sich erhofft hatte, und „noch so viel mehr“.

Auf dem Foto ist im Vordergrund eine Sprenkleranlage auf einem Feld zu sehen. Im Hintergrund ist der Umriss eines Gärtners zu erkennen.

Fachkraft Agrarservice, Fischwirt/in, Forstwirt/in, Gärtner/in, Landwirt/in, Pflanzentechnolog/in, Pferdewirt/in, Revierjäger/in, Tierwirt/in, Winzer/in – das sind die grünen Berufe. Eine etwas außergewöhnliche Berufsgruppe, auf die Laura Kalinowski erst einmal gar nicht kam.

Ein Foto von Laura Kalinowski Ein Foto von Laura Kalinowski

Laura Kalinowski

Die heute 26-Jährige hatte nach dem Abitur und einem freiwilligen sozialen Jahr begonnen, Sozialwissenschaften zu studieren. Doch in den Hörsälen wurde ihr bald klar: „Das ist nichts für mich“, erzählt Laura Kalinowski heute. Deshalb ging sie in sich und überlegte: „Was mag ich denn eigentlich?“ Die Antwort lautete: Pflanzen. Sie versuchte es spontan mit einem Praktikum in einem botanischen Garten. Es war genau das Richtige. „Es gibt unendlich viel zu lernen“, schwärmt sie. Sie bekam einen Ausbildungsplatz im Unterbereich Zierpflanzen, stemmte die verkürzte Ausbildungszeit und wurde als fest angestellte Gärtnerin im Botanischen Garten Rombergpark in Dortmund übernommen. „Es ist genau das, was ich mir erhofft hatte, und noch so viel mehr“, sagt sie begeistert. „Die praktische Arbeit ist einfach super spannend.“

Interesse an ökologischen Zusammenhängen

Ein Foto von Franziska Schmieg Ein Foto von Franziska Schmieg

Franziska Schmieg

Wer sich mit Haut und Haaren für einen der naturnahen grünen Berufe entscheiden will, der sollte definitiv „ein Naturmensch sein, der gerne draußen ist“, betont Peter Reith, Berufsberater an der Agentur für Arbeit in Rosenheim. Auch Franziska Schmieg, Referentin für Nachwuchswerbung des Deutschen Bauernverbands e.V., betont: „Einige Grundvoraussetzungen sollten alle Interessenten mitbringen: technisches Verständnis und Interesse an ökonomischen Zusammenhängen. Dazu sollten sie eine gewisse Begabung und vor allem Freude am Umgang mit Tieren und Pflanzen haben.“ Ein Interesse, das in der Gesellschaft derzeit wieder stärker wird und somit sind naturnahe Berufe ebenfalls wieder stärker gefragt.

„Die grünen Berufe haben in den vergangenen Jahren am Arbeitsmarkt an Bedeutung gewonnen“, berichtet Ralf Beckmann, Arbeitsmarktexperte bei der Bundesagentur für Arbeit. „Rund 348.000 Menschen haben laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit 2023 einen grünen Beruf sozialversicherungspflichtig ausgeübt, das waren etwa so viele wie im Vorjahr – und haben sich damit besser entwickelt als die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung für Fachkräfte insgesamt.“ Das zahlenmäßig größte Berufsfeld ist dabei die Hauswirtschaft, gefolgt vom Gartenbau und der Landwirtschaft. „Die Arbeitsmarktchancen haben sich stark verbessert, sind aber unterschiedlich“, erklärt Ralf Beckmann. „Sehr geringe Arbeitslosenquoten gibt es in der Land- und Forstwirtschaft, im Gartenbau oder im Labor.“

Arbeiten mit lebendem Material

Laura Kalinowski kümmert sich als Gesellin um Pflanzen auf etwa 1.000 Quadratmetern, die auf vier Schauhäuser verteilt sind: ein Kakteen-/Sukkulentenhaus, ein Farnpflanzenhaus, ein Regenwaldhaus und das Tasmanienhaus. Unter ihren Schützlingen befinden sich anspruchsvolle Exoten genauso wie genügsame Kakteen. Für ihr Wohlergehen trägt sie die Verantwortung: „Man arbeitet mit lebendem Material“, betont Kalinowski. „Wenn man die Pflanzen nicht gießt, sie nicht pflegt, dann sterben sie, das muss einem klar sein.“ Wer sich für den Beruf interessiert, sollte bereit sein, sich Wissen anzueignen und ein gutes logisches Grundverständnis besitzen: „Ich kann die Pflanzen nicht fragen, deshalb muss ich erkennen können, was sie gerade brauchen“, so die junge Expertin. „Und man sollte körperliche Arbeit nicht scheuen und gerne mit anpacken.“

Die praktische Ausbildung zum Gärtner ist zudem eine „gute Grundlage für ein Studium, etwa für Gartenbauwissenschaft“, sagt der Berufsberater Peter Reith. „So bekommt man in Theorie und Praxis einen guten Einblick in den Beruf und kann sich überlegen: Mache ich da weiter?“ Ähnlich kann auch die Ausbildung zum Landwirt, Forstwirt, Tierwirt oder Pferdewirt ein Vorlauf für ein Studium sein. „Und mit den Laborberufen kann man feststellen, ob man für ein naturwissenschaftliches Studium geeignet ist“, erklärt er.

Nachwuchs an Arbeitskräften gefragt

Doch auch diejenigen, die im Beruf bleiben, haben recht gute Zukunftsaussichten. „Die Arbeitsmarktchancen haben sich stark verbessert, sind aber unterschiedlich“, erklärt Ralf Beckmann. „Sehr geringe Arbeitslosenquoten gibt es in der Land- und Forstwirtschaft, im Gartenbau oder im Labor.“ Franziska Schmieg vom Bauernverband ist sich zudem sicher: „Angesichts der demographischen Entwicklung dürfte der Bedarf an qualifiziertem Nachwuchs künftig steigen – auch und gerade in der Landwirtschaft. Aktuell sind 34 Prozent der landwirtschaftlichen Erwerbstätigen älter als 55 Jahre. Damit werden im kommenden Jahrzehnt viele Fachkräfte aus dem Erwerbsleben ausscheiden und Platz für den Nachwuchs machen.“ Flexibilität ist dabei jedoch gefragt. Nicht nur bei den Arbeitszeiten, die sich an die Tages- und Jahreszeiten anpassen müssen, sondern auch hinsichtlich der Ortsgebundenheit“, so Peter Reith: „Man sollte überregional mobil sein, denn man findet so eine Stelle nicht unbedingt direkt vor der Haustür.“

Laura Kalinowski weiß die Vorteile ihres Berufs zu schätzen. „Natürlich ist die Tätigkeit körperlich anstrengend, trotzdem ziehe ich sie der Kopfarbeit im Büro vor. Ich bin draußen an der frischen Luft, ich bewege mich und bin frei im Kopf.“ Wobei sie im Moment wieder mehr pauken muss: Laura Kalinowski besucht derzeit die Meisterschule. Nach dem Abschluss sieht sie Ihre Zukunft weiterhin im Botanischen Garten der Stadt Dortmund. Dennoch wird sie weit herumkommen. „Der internationale Austausch bei den Botanischen Gärten ist intensiv, das ist sehr spannend“, erzählt die 26-Jährige. „Wer hätte vorher gedacht, dass man in diesem Beruf auch noch die Welt bereisen kann?“

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 ausführlichen Beschreibungen in Text und Bild (Suchwort: z.B.: Natur, Landwirtschaft).

berufenet.arbeitsagentur.de

Berufsausbildung und mehr

Recherchiere in dieser Datenbank nach schulischen Berufsausbildungen

arbeitsagentur.de/berufsausbildung

Ausbildungsplatzsuche der Bundesagentur für Arbeit

arbeitsagentur.de/ausbildungsplatzsuche

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

www.bmel.de/DE/Laendliche-Raeume/07_GrueneBerufe

Bildungsserver Agrar

www.bildungsserveragrar.de

Zentralverband Gartenbau

www.g-net.de

Deutscher Bauernverband

www.bauernverband.de
www.krassgruen.de

Deutscher Weinbauverband

www.dwv-online.de

Deutscher Imkerbund

deutscherimkerbund.de

Vereinigung der Berufsreiter

www.berufsreiter.com

Bundesverband der Berufsschäfer

www.berufsschaefer.de

Verband der Binnenfischerei

www.vdba.org

Bundesverband Deutscher Berufsjäger

www.berufsjaegerverband.de