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Chemikant: Unterwegs in zwei Ausbildungswelten

BASF setzt in der Ausbildung auf Virtual-Reality-Technik: Für den angehenden Chemikanten Noras Gula (26) eine spannende Erfahrung, bei der er spielerisch und sicher den Umgang mit den computergestützten Anlagen erlernt.

In einem Labor stehen in einem Reagenzglashalter mehrere Reagenzgläser.

Noras Gula trägt eine VR-Brille auf dem Kopf, in den Händen hält er jeweils einen Joystick. Langsam bewegt er die Arme, dreht den Kopf von rechts nach links. Der 26-Jährige spielt nicht etwa gerade das neueste VR-Game, sondern taucht als Auszubildender ein in die virtuelle Welt der Anlagen bei BASF. Beim Chemiekonzern mit Hauptsitz in Ludwigshafen am Rhein macht der 26-Jährige eine dreieinhalbjährige Ausbildung zum Chemikanten, in der er den industriellen Fertigungsprozess chemischer Erzeugnisse und Produkte von Anfang bis Ende erlernt. Dazu gehört vor allem das richtige Steuern und Überwachen der computergestützten Anlagen von der sogenannten Messwarte aus, aber auch die Entnahme und Analyse von Produktproben und die Einhaltung der hohen Sicherheitsstandards.

  • Porträt von Noras Gula

    Das Arbeiten mit VR ist definitiv eine spannende Abwechslung und Erfahrung im Ausbildungsalltag und ermöglicht mir, die Anlage sicher zu erkunden und mit ihr zu interagieren.

    Noras Gula, angehender Chemikant

Realitätsnahes Lernen im digitalen Zwilling

Momentan befindet sich Noras Gula im dritten Ausbildungsjahr, in dem es für ihn im Rahmen des Lehrgangs „Produktionsverfahren VR“ ins virtuelle Ausbildungszentrum für Produktionstechnik geht, das die BASF im Jahr 2020 in Betrieb genommen hat. Seitdem lernen die angehenden Chemikantinnen und Chemikanten nicht nur in der realen Ausbildungsanlage, dem Technikum, sondern auch in ihrem virtuellen Zwilling, der mit VR-Technik betreten und kennengelernt werden kann.

In diesem virtuellen, detailgetreuen „3-D-Anlagen-Zwilling“, der mit einem Prozessleitsystem verknüpft ist, trainiert Noras Gula, ausgestattet mit VR-Brille und zwei Joysticks, verfahrenstechnische Prozesse, zum Beispiel das thermische Trennen (Trennverfahren, bei dem ein Stoffgemisch beispielsweise durch Verdampfen oder Kühlen voneinander getrennt wird) und lernt, wie Anlagenteile miteinander zusammenhängen. Es ist sogar möglich, dynamische Prozesse des Anlagenbetriebs zu simulieren. „Ich lerne in der digitalen Welt, um für den realen Fall optimal vorbereitet zu sein“, erklärt der technikbegeisterte Azubi. „Das Arbeiten mit VR ist definitiv eine spannende Abwechslung und Erfahrung im Ausbildungsalltag und ermöglicht mir, die Anlage sicher zu erkunden und mit ihr zu interagieren.“

Simuliertes Üben ohne Risiken

Apropos Sicherheit: Diese hat in einem Unternehmen der Chemieindustrie natürlich oberste Priorität. Fehler und Unfälle können schließlich schwerwiegende Folgen für Mensch und Umwelt haben. Dank VR können zum Beispiel Sicherheitsregeln gefahrlos von den Auszubildenden selbst erarbeitet, gelernt und überprüft werden. „Das Gute beim Lernen in der virtuellen Welt ist, dass ich zum Beispiel einen Hebel nicht korrekt bedienen oder ein falsches Ventil öffnen kann – ohne dass etwas an der Anlage kaputtgeht und ohne ‚reale‘ Konsequenzen. Mit diesem beruhigenden Wissen entfällt auch die Angst, etwas falsch zu machen.“ Das Lernen in der virtuellen Welt hat zwar viele Vorteile, ersetzt jedoch die Ausbildung im realen Technikum nicht. Schließlich arbeitet Noras Gula später an realen Anlagen – ohne VR-Brille auf dem Kopf.

Lösungen für zeitgemäßes Lernen

Das Thema Digitalisierung findet sich in der Ausbildung bei der BASF aber auch anderen Stellen. Das iPad, ausgerüstet mit Tools wie beispielweise einer webbasierten Lernplattform, ist Noras Gulas fast ständiger Begleiter. „Und es gibt einen neuen Lehrgang namens DIGIVT, in dem wir grundlegende Kenntnisse im Umgang mit dem Tablet und dessen Programmen noch mal vertiefen.“

Neu, zumindest für Auszubildende, die ab 2023 ihre Ausbildung bei der BASF starten, ist das selbstständige Lernen im Metaversum. Dort können sich die angehenden Chemikantinnen und Chemikanten als Avatare, sprich virtuelle Doppelgänger, in einer originalgetreuen 3-D-Abbildung eines Technikums bewegen, sich austauschen und Lerninhalte wiederholen. Damit öffnet die BASF die Tür zu einer Art dritten Ausbildungswelt.

So kann ein Arbeitstag aussehen >>