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Forstwirtin: Zwischen Technik und Wald

Rosali Ratai (21) ist angehende Forstwirtin und arbeitet dort, wo sie sich am wohlsten fühlt: in der Natur. Als Auszubildende bei den Berliner Forsten lernt sie, Bäume zu fällen, zu pflanzen und den Wald zu pflegen. Ihre wichtigsten Arbeitsgeräte: Motorsäge und Pflanzspaten.

Große gefällte Baumstämme liegen aufeinandergestapelt im Wald am linken Wegesrand. Im Hintergrund sind viele Laubbäume zu sehen, die Stämme wurden teilweise farblich markiert.

Rosali Ratai setzt den Helm auf und greift zur Motorsäge. Sie prüft die Markierung am Stamm einer Kiefer und setzt die Säge an, Holzspäne wirbeln durch die Luft. Bevor der Baum zu kippen beginnt, ruft sie laut: „Achtung, Baum fällt!“ Die 21-Jährige absolviert eine Ausbildung zur Forstwirtin bei den Berliner Forsten, der Forstverwaltung des Landes Berlin. Dort lernt sie, Bäume zu fällen, zu pflanzen, zu pflegen und sie vor Wildverbiss sowie Schädlingen zu schützen. Auch der Umgang mit forstwirtschaftlichen Maschinen und Maßnahmen zum Natur- und Wildschutz gehören zur Ausbildung. Im Sommer beginnt ihr Arbeitstag bereits um 6.30 Uhr, im Winter um 7 Uhr. Ein- bis zweimal pro Woche besucht die Auszubildende die Berufsschule. Hinzu kommen regelmäßige überbetriebliche Lehrgänge, die außerhalb Berlins stattfinden.

Das Land Berlin verfügt insgesamt über 28.000 Hektar Wald. Das entspricht einer Fläche von etwa 40.000 Fußballfeldern. Die Berliner Wälder sind jedoch keine Wirtschaftswälder, sondern Erholungswälder. Bäume werden hier nur gefällt, um anderen Bäumen Platz zu verschaffen oder um sie in klimastabile Laubmischwälder umzuwandeln.

Das Fällen von Bäumen ist ein zentraler Bestandteil des Berufs. „Im späteren Berufsalltag geht es dann vor allem darum, die 1.800 Kilometer Waldwege instand zu halten und für die sogenannte Verkehrssicherheit zu sorgen. Dazu kontrollieren wir die Bäume an Straßen und am Rand von Wohnsiedlungen regelmäßig auf Schäden und entfernen gefährliche Äste oder umsturzgefährdete Bäume“, erklärt Rosali Ratai.

  • Die angehende Forstwirtin Rosali Ratai sitzt auf einem gefällten Baum, in voller Schutzkleidung und mit einer Motorsäge in der Hand.

    Die viele körperliche Arbeit war am Anfang eine Umstellung, genau wie das frühe Aufstehen. Aber man gewöhnt sich schnell daran.

    Rosali Ratai, Forstwirtin in Ausbildung

Sicherheit steht an erster Stelle

Die Motorsäge ist ihr wichtigstes Werkzeug. Deshalb machen die Auszubildenden gleich zu Beginn ihren Motorsägenschein. Sie lernen, wie sie die Säge sicher bedienen, fachgerecht warten und verschiedene Schnitttechniken anwenden, um Bäume präzise und kontrolliert zu fällen. „Es gibt viele verschiedene Schnitttechniken, weil jeder Baum anders gewachsen ist“, erklärt die 21-Jährige.

Die Auszubildende entscheidet je nach Dicke und Größe des Baumes, der Umgebung und den Sicherheitsanforderungen, welche Schnitttechnik sie anwendet. Ist der gefällte Baum sicher auf dem Waldboden gelandet, entfernt sie Äste und vermisst und teilt den Stamm. „Die viele körperliche Arbeit war am Anfang eine Umstellung, genau wie das frühe Aufstehen. Aber man gewöhnt sich schnell daran. Eine gewisse Fitness sollte man schon mitbringen, allerdings sind nicht alle Aufgaben so anstrengend wie die Arbeit mit der Säge“, berichtet Rosali Ratai.

Unverzichtbar für die Arbeit im Wald ist die persönliche Schutzausrüstung: Sie besteht aus Schnittschutzhose und -schuhen, Handschuhen, einer Arbeitsjacke in Warnfarben und einem Helm mit Gehörschutz und Visier. „Die eigene Sicherheit und die der Kollegen steht an erster Stelle“, sagt sie.

Mit Naturwissenschaften in den Forst

Nach ihrer Hochschulreife hat Rosali Ratai ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) in der Tierpflege absolviert. „Ich wollte schon immer im Grünen arbeiten und schwankte zwischen der Arbeit mit Tieren und der mit Pflanzen“, erzählt sie. „Mein Großvater ist Hobby-Botaniker und mehrere Freunde meiner Familie arbeiten in der Forstwirtschaft.“ So entschied sie sich für die dreijährige Ausbildung zur Forstwirtin. Da im Bundesland Berlin mindestens die Hälfte der Ausbildungsplätze in der Forstwirtschaft an Frauen vergeben werden, ist sie es gewohnt, mit anderen Forstwirtinnen zusammenarbeiten.

Forstwirtinnen und Forstwirte kümmern sich nicht nur um die Pflege, Entwicklung und Bewirtschaftung von Wäldern. Sie errichten auch Hochsitze für die Jagd, bauen Erholungseinrichtungen und Waldspielplätze und führen Naturschutzmaßnahmen durch. Arbeit finden sie in staatlichen Forstverwaltungen, privaten Forstbetrieben, kommunalen Wäldern, Naturschutzgebieten und bei Forstunternehmen.

Video: Forstwirt/in

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Weiterbildung zur Gespannführerin

Nach der Ausbildung möchte sich Rosali Ratai, die in ihrer Freizeit reitet und mit Pferden trainiert, zur Gespannführerin weiterbilden. Gespannführerinnen und -führer lenken in der Forstwirtschaft Arbeitspferde, um gefällte Baumstämme für den Abtransport aus dem Wald an den Waldweg zu befördern. Diese Methode wird vor allem in schwer zugänglichen oder ökologisch sensiblen Gebieten eingesetzt. Wird es für die Pferde zu schwer, kommen Maschinen zum Einsatz. „Außerdem könnte ich mir gut vorstellen, die Meisterprüfung zu machen und als Ausbilderin zu arbeiten“, sagt sie. „Einen Kletterschein fände ich ebenfalls spannend und ein Studium der Forstwirtschaft würde ich auch nicht ausschließen.“

Gut zu wissen

Wer annimmt, eine Forstwirtin sei dasselbe wie eine Försterin, der irrt. Tatsächlich handelt es sich um zwei verschiedene Berufe. Während eine Forstwirtin nach ihrer Ausbildung praktisch im Wald arbeitet, hat eine Försterin ein Studium der Forstwissenschaften oder des Forstingenieurwesens absolviert und übernimmt eher planerische und verwaltende Aufgaben. Sie entscheidet zum Beispiel für ihr Revier, welche Bäume gefällt oder gepflanzt werden, plant und überwacht den Waldschutz, kümmert sich um die Jagd und koordiniert die Arbeit der Forstwirtinnen und Forstwirte.

So kann ein Arbeitstag aussehen >>

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Forstwirt/in).

www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.

www.berufe.tv

Ausbildungsplatzsuche

In der Ausbildungsplatzsuche der Bundesagentur für Arbeit kannst du nach dualen Ausbildungsplätzen in ganz Deutschland suchen.

www.arbeitsagentur.de/ausbildungsplatzsuche

Berufsausbildung und mehr

In diesem Angebot der Bundesagentur für Arbeit kannst du bundesweit nach schulischen Ausbildungen suchen.

www.arbeitsagentur.de/berufsausbildung

Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)

www.ble.de

Deutscher Bauernverband (DBV)

www.bauernverband.de

Deutscher Forstverein e. V.

www.forstverein.de