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Hannah Fink (20) hat sich für einen seltenen Beruf entschieden: Sie möchte Klavierbauerin werden und lässt sich dazu an der C. Bechstein Manufaktur im sächsischen Seifhennersdorf ausbilden. Für ihre Ausbildung braucht sie kein absolutes Gehör, dafür aber andere Fertigkeiten.
„Klavier spielen ist keine Voraussetzung, um Klavierbauer zu werden. Das ist ein häufiges Missverständnis.“ Das weiß Hannah Fink nach einem Lehrjahr gut. Die Ausbildung eigne sich auch für Interessierte, die kein Instrument spielen, aber Interesse am Handwerk haben.
Nach dem Abi hat die Coburgerin gemerkt, dass sie „keine Person für ein Studium ist“. Sie wusste, dass sie am Ende des Tages auf etwas Handfestes blicken möchte. Mit ihrem Vater und ihrem Bruder hat sie früher gerne Sachen aus Holz geschnitzt und seit ihrer Schulzeit spielt sie passioniert Klavier, wollte aber nie Musikerin werden.
Es braucht wirklich Monate, bis man an dem Punkt ist, um ein Klavier komplett stimmen zu können.
Hannah Fink macht die Ausbildung zur Klavier- und Cembalobauerin.
Für das Traditionsunternehmen C. Bechstein hat sich Hannah Fink aus mehreren Gründen entschieden. Zum einen wollte sie in einer großen Manufaktur mit vielen unterschiedlichen Abteilungen lernen. Zum anderen stellt Bechstein für seine Azubis eine Unterkunft. Das war ihr wichtig, da sie zwischen ihrer Berufsschule in Baden-Württemberg und dem Ausbildungsbetrieb in Sachsen alle paar Monate pendeln muss.
Für die Ausbildung im Klavier- und Cembalobau gibt es an der Schule zwei unterschiedliche Klassen: für Schülerinnen und Schüler mit und ohne Abitur. Die mit Abitur haben die Möglichkeit, zusätzliche Fächer aus dem Bereich Management im Handwerk zu belegen und damit einen Teil der Meisterprüfung schon während ihrer Ausbildung zu absolvieren. Darin lernen sie zum Beispiel, mit Gesetzestexten zu arbeiten oder Bilanzen und Abschreibungen zu machen. „Wenn ich später den Meister mache, ist ein wichtiger Teil davon bereits erledigt.“
Außer dem Bereich Wirtschaft und Recht liegt der Fokus an der Schule auf der Berufstheorie. Dazu gehören Fächer wie Werkstoffkunde, Berufsenglisch, technisches Zeichnen und Mathematik sowie Werkstattunterricht. Die Kombination aus Handwerk und Musik gefällt der Auszubildenden: Während sie im Fach Akustik physikalische Formeln lernen muss, beschäftigt sie sich in Musiktheorie mit Musikepochen, Dreiklängen, Takten und dem Aufbau eines Sinfonieorchesters.
Ziel ihrer Ausbildung ist es, ein Klavier von Grund auf selbst bauen zu können. „Realistisch gesehen ist der Beruf jedoch viel arbeitsteiliger“, erklärt Hannah Fink. Die meisten ausgelernten Klavierbauerinnen und -bauer entscheiden sich später „erstens für den Neubau, wo man in verschiedenen Abteilungen an einzelnen Teilen des Klaviers arbeitet, zweitens für die Reparatur beziehungsweise Restauration, wobei man ein Klavier eher im Ganzen betrachtet, oder drittens für das Stimmen von Klavieren.“
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Ein Klavier zu stimmen, ist sehr anspruchsvoll. „Es braucht wirklich Monate, bis man an dem Punkt ist, um ein Klavier komplett stimmen zu können.“ Am besten gefällt Hannah Fink bei der Arbeit, wenn sie ein Klavier selbstständig gestimmt hat und ihr das Ergebnis gefällt. „Das ist für mich ein echtes Erfolgserlebnis“, sagt sie.
Sorgfalt, Ehrgeiz und Geduld solle man für den Beruf unbedingt mitbringen, findet Hannah Fink. „Die meisten Arbeitsschritte erfordern viel Präzision und man braucht viel Frusttoleranz, wenn etwas nicht gleich klappt.“ Dann braucht es Ausdauer und Willenskraft, um einen Schritt so lange zu wiederholen, bis er endlich gelingt.
Nach der Ausbildung plant sie, ihren Meister zu machen, „Am liebsten würde ich später eine Reparaturfirma leiten“, sagt sie.
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Stand: 12.08.2024
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