zum Inhalt

Studium oder Ausbildung – oder beides?: Nach dem Abi: individueller Weg statt Einbahnstraße

Das Abitur ist geschafft, der nächste Schritt steht an. Optionen gibt es viele. Wie schwer es manchmal erscheint, die passende für sich zu wählen, weiß Berufsberater Andreas Sinzinger. Er hilft jungen Menschen dabei, ihren eigenen Weg zu finden.

Auf einem grünen Rasen befinden sich sechs pfeilförmige Holzwegweiser mit folgenden Inschriften: Internet, Hochschulmesse, Berufsberatung, Traumberuf, Studienberatung, Studium. Die Pfeile zeigen in verschiedene Richtungen.

Tobias Koenen glaubt, mit dem dualen Studiengang BWL – Messe-, Kongress- & Eventmanagement an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Ravensburg seinen persönlichen Weg gefunden zu haben. Der Reiz für ihn daran ist, dass er nach drei Jahren sowohl einen Bachelorabschluss als auch eine Menge Arbeitserfahrung vorweisen kann.

„Alle drei Monate konzentriere ich mich entweder voll und ganz auf meine Arbeit bei der Messe Essen oder auf mein Studium in Ravensburg und lerne so beide Welten gut kennen“, sagt der 23-Jährige. Außerdem ist für ihn wichtig, dass er schon während des Studiums Geld verdienen kann und direkt danach eine Arbeitsstelle in Aussicht hat (hier geht es zur Reportage „Duales Studium“).  

  • Porträt von Tobias K.

    Alle drei Monate konzentriere ich mich entweder voll und ganz auf meine Arbeit bei der Messe Essen oder auf mein Studium in Ravensburg und lerne so beide Welten gut kennen.

    Tobias Koenen hat sich für ein duales Studium entschieden.

Berufsberatung hilft bei der Entscheidungsfindung

„Jede Situation und jeder Mensch ist unterschiedlich“, weiß Andreas Sinzinger aus Erfahrung. Er ist Berufsberater bei der Agentur für Arbeit Nürnberg und hilft jungen Menschen bei der beruflichen Orientierung. Zu seinen Aufgaben gehört es, aufzuzeigen, wie der Arbeitsmarkt funktioniert und welche unterschiedlichen Wege es gibt, um berufliche Ziele zu erreichen. „Viele meiner Kolleginnen und Kollegen bei der Berufsberatung haben unterschiedliche Fächer studiert und üben heute alle denselben Job aus“, gibt er ein Beispiel.

Die Qual der Wahl nach dem Abi

Schülerinnen und Schülern stehen nach dem Abitur viele Türen offen. Sie können entweder studieren – ob dual, in Voll- oder Teilzeit, in Präsenz oder virtuell – oder eine Ausbildung machen – schulisch, betrieblich oder erweitert durch eine Zusatzqualifikation.

Wer sich nicht direkt auf etwas festlegen kann oder möchte, kann auch erst einmal überbrücken und ins Ausland gehen. Dafür gibt es Programme wie Work & Travel, Au-pair oder internationale Freiwilligendienste. Wer sich gerne sozial engagieren möchte, kann ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder einen Bundesfreiwilligendienst absolvieren. Außerdem kann man in der Zeit in einem Nebenjob Geld verdienen oder ein Orientierungsstudium ausprobieren.

Dass manche sich von der Fülle an Möglichkeiten überfordert fühlen, sei keine Seltenheit, sagt Andreas Sinzinger. Wichtig sei, sich zeitig Unterstützung zu holen. „Wer erst nach dem Abitur zur Berufsberatung geht, gerät womöglich unter Zeitdruck.“ Zulassungsbeschränkte Studiengänge, Ausbildungsplätze insbesondere bei großen Unternehmen und duale Studiengänge haben nämlich Bewerbungsfristen. Um sich den Stress zu ersparen, empfiehlt abi», sich am besten bereits ab der 9. oder 10. Klasse mit den Zukunftsplänen auseinanderzusetzen.

Persönliche Filterkriterien überlegen

Um junge Menschen bestmöglich beraten zu können, verschafft sich Andreas Sinzinger im Gespräch zunächst einen Überblick über deren Situation. Idealerweise machst du dir deshalb vor einem Beratungstermin Gedanken, wo deine persönlichen Interessen und Fähigkeiten liegen. Als nächstes solltest du überlegen, ob du nach dem Abi gerne losziehen oder im gewohnten Umfeld bleiben möchtest. Ebenso, ob du lieber studieren oder direkt arbeiten möchtest oder ob vielleicht ein duales Studium interessant für dich ist. „So ergeben sich allmählich die persönlichen Filter, die einem selbst oft gar nicht so bewusst sind“, erklärt Andreas Sinzinger. Darüber hinaus kann auch Check-U – das Erkundungstool für Ausbildung und Studium – jungen Menschen Inspiration für mögliche Ausbildungsberufe und Studienmöglichkeiten geben. Wer sich unsicher ist, ob eine bestimmte Studienrichtung zu ihm oder ihr passt, kann vom Berufspsychologischen Service profitieren und einen Studienfeldbezogenen Beratungstest (SGBT) absolvieren. Eine Psychologin oder ein Psychologe bespricht die Ergebnisse mit den Teilnehmenden. Darüber hinaus helfen Berufsmessen oder Hochschulinfotage bei der Entscheidung.

Andreas Sinzinger findet es wichtig, sich nicht von Vermutungen und Klischees verunsichern zu lassen. Nicht selten hört er Sätze wie: „Eigentlich wollte ich ja immer Medizin studieren, aber mit meinem Abi-Schnitt von 1,7 habe ich keine Chance auf einen Studienplatz.“ Der Experte warnt vor solchen Gerüchten, „weil sie jungen Menschen häufig verderben, was für sie greifbar wäre“. Die Gewichtung der Zulassungskriterien variiert nämlich von Hochschule zu Hochschule. Er rät deshalb, sich frühzeitig beraten zu lassen, um „gemeinsam Möglichkeiten zu finden und solche Mythen zu zerbröseln“.

Studium und Ausbildung in Teilzeit

Teilzeitmodelle sind für diejenigen interessant, die neben Ausbildung oder Studium zum Beispiel Kinder erziehen, Angehörige pflegen oder eine Behinderung haben. Studieninteressierte können sich bei der Studienberatung der Hochschulen gezielt darüber informieren. „Die Teilzeitoption in der Ausbildung muss oft direkt mit dem Arbeitgeber verhandelt und im Einzelfall entschieden werden“, erklärt der Berater.

Scheu vor Entscheidungen müsse man nicht haben. Intensive Abwägungsprozesse vor neuen Lebensphasen seien völlig normal, weiß Andreas Sinzinger. Der einmal eingeschlagene Weg ist aber auch keine Einbahnstraße, denn wer eine Ausbildung macht, kann danach immer noch studieren. Und wer ein Studium abbricht, kann sich neu orientieren. „Bei der Wahl eines Weges nach dem Abi gibt es keine richtige oder falsche Entscheidung, sondern nur die erste.“

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild

www.arbeitsagentur.de/berufenet

studienwahl.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung

studienwahl.de

BERUFE.TV

Filmportal der Bundesagentur für Arbeit

berufe.tv

Studiensuche

Die Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit unterstützt dich bei der optimalen Auswahl von Studienfach und Studienort.

arbeitsagentur.de/studiensuche

Berufsausbildung und mehr

In diesem Angebot der Bundesagentur für Arbeit kannst du bundesweit nach schulischen Ausbildungen suchen.

www.arbeitsagentur.de/berufsausbildung