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Maßschneiderin: Traumjob hinter den Kulissen

Agnieszka Brauer absolvierte an der Oper Leipzig ihre Ausbildung zur Maßschneiderin. Hier ist sie mit dafür zuständig, dass die männlichen Schauspieler passgenaue, individuelle Bekleidung tragen. Die 22-Jährige ist begeistert – aber sie musste auch lernen, Geduld zu haben.

Schon in der fünften Klasse wurde Agnieszka Brauers Leidenschaft für das Schneidern geweckt. Damals hatte sie in der Schule einen Nähmaschinenkurs und war fasziniert. Erst nähte sie Outfits für ihre Barbiepuppen, dann schneiderte sie sich eigene Kleidung. Als sie später das Theater und die Filmbranche für sich entdeckte, wollte sie beruflich gerne beides miteinander verbinden.

„In der Oberstufe erhielten wir viele Informationen zu Studienmöglichkeiten“, erinnert sich die 22-Jährige. „Ich wollte aber ein Handwerk lernen, um verstehen zu können, welche Ideen umsetzbar sind – auch für Bühnenaufführungen und Filmdrehs.“ Agnieszka Brauer informierte sich im Internet über verschiedene Optionen und entschied sich für eine Ausbildung zur Maßschneiderin. „Mich hat gereizt, dass ich dort alles von Grund auf lerne.“

  • Agnieszka B.

    Ich wollte ein Handwerk lernen, um verstehen zu können, welche Ideen umsetzbar sind – auch für Bühnenaufführungen und Filmdrehs.

    Agnieszka Brauer

Erst Praktika, dann Ausbildungsplatz

Die Suche nach einem Ausbildungsplatz war allerdings nicht einfach. Während ihres letzten Schuljahres bewarb sie sich deutschlandweit, doch ohne Erfolg. „Viele Betriebe wollten, dass man bereits praktisch gearbeitet hat“, erinnert sie sich. Nach ihrem Abitur 2018 im sächsischen Bautzen absolvierte sie daher ein sechsmonatiges Praktikum an einem Theater und anschließend ein dreimonatiges in einem Maßschneideratelier in Bautzen. Als sie sich danach erneut um einen Ausbildungsplatz bemühte, bekam sie mehrere Zusagen – darunter eine von der Oper Leipzig. Dort begann Agnieszka Brauer im September 2019 ihre Ausbildung mit dem Schwerpunkt Herren-Maßschneiderei.

In der Praxis ging es los mit einfachen Stichen. „Das war schwierig, weil man sehr gleichmäßig arbeiten musste“, schildert sie. Danach vertiefte sie ihr Wissen an der Nähmaschine. Im Laufe der Ausbildung stand das Herstellen unterschiedlicher Kleidungsstücke auf dem Plan, von Hosen über Westen bis Sakkos.

In der Schule lernte Agnieszka Brauer unterdessen die Theorie. Sie beschäftigte sich beispielsweise mit verschiedenen Fasern und Stoffen, mit Modegeschichte und Maschinenkunde. Wichtig war auch die Beratung von Kundinnen und Kunden. Während das an der Oper eine untergeordnete Rolle spielt, ist der Kontakt zur Kundschaft für Maßschneiderinnen und Maßschneider in Ateliers eine entscheidende Komponente.

Genauigkeit ist wichtig

Fähigkeiten, die man für die Ausbildung mitbringen sollte, sind nach Ansicht von Agnieszka Brauer Genauigkeit und Leidenschaft für das Handwerk. Außerdem müsse man kreativ sein, um Probleme eigenständig lösen zu können. „Für mich wurde allerdings etwas anderes zur Herausforderung: Ich musste lernen, Geduld zu haben.“ Die war notwendig, wenn sie einen Stich immer und immer wiederholen, Fehler korrigieren und stets genau arbeiten musste.

Von ihrer Ausbildung ist Agnieszka Brauer dennoch begeistert. „Am tollsten ist, dass ich die ganze Zeit eine Eins-zu-Eins-Betreuung hatte“, sagt sie. Ihre Ausbilderin sei immer für sie da gewesen. „Dadurch habe ich unfassbar viel gelernt. Ich habe sehr viel Glück gehabt.“

Im September 2022 hat Agnieszka Brauer die Ausbildung beendet – und wurde von der Oper Leipzig übernommen. „Ich möchte noch ein Jahr bleiben, um mehr Sicherheit und Routine zu bekommen.“ Danach würde sie allerdings gerne noch weiter lernen und vielleicht ein Kostümbild-Studium oder einen handwerklichen Meister dranhängen. „Was es genau wird, weiß ich noch nicht. Ich nutze das nächste Jahr zur Orientierung.“

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Video: Maßschneider/in

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