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Oberflächenbeschichter: Verantwortlich für schöne und praktische Oberflächen

Jonas Hübner (26) war nach dem Abi und einem begonnenen Studium schnell klar, dass ihm reine Theorie zu langweilig ist. In der Ausbildung zum Oberflächenbeschichter durfte er von Anfang an mitmischen und mit chemischen Prozessen experimentieren.

Ein Oberflächenbeschichter im blauen Schutzanzug und Händen in grünen Gummihandschuhen taucht ein Gestell mit Objekten in ein Tauchbad.

In allen möglichen Lebenslagen kommen Menschen mit den Produkten in Kontakt, die Jonas Hübner als Oberflächenbeschichter bearbeitet: der metallisch glänzende Duschkopf, der innen aus Kunststoff ist, oder die hochwertige und dekorative Konsole im Auto. Damit diese Oberflächen am Ende so ansprechend aussehen und ihren Zweck erfüllen, ist ein chemischer Prozess nötig. „Inhaltlich ist die Ausbildung relativ weit gefasst, aber es geht in erster Linie um den galvanischen Prozess“, erzählt der Auszubildende. Bei diesem Verfahren bekommen Oberflächen aus Metall oder Kunststoff in einem elektrolytischen Bad einen metallischen Überzug. Die wichtigste Voraussetzung für Erfolg in der Ausbildung sind deshalb gute naturwissenschaftliche Kenntnisse, vor allem in Chemie und Mathematik.

  • Porträt von Jonas Hübner

    In der Galvanik muss man spontan auf Fehler reagieren können, denn bei chemischen Prozessen kann es immer mal Schwankungen geben. Das Schöne daran ist, dass man gleich die Auswirkungen seines Handelns sieht.

    Jonas Hübner

Seltene und besondere Ausbildung

Diese Kenntnisse brachte Jonas Hübner schon mit: Nach dem Abitur studierte er zwei Jahre lang in Freiberg Keramik-, Glas- und Baustofftechnik. Irgendwann merkte er allerdings, dass das noch nicht das Richtige für ihn war. Das Studium war ihm viel zu theoretisch. Die beste Alternative war für ihn eine Lehre zum Oberflächenbeschichter bei Saxonia Galvanik ganz in der Nähe seines ehemaligen Studienortes. Mehr als 330 Mitarbeitende fertigen dort fast 100 Millionen Teile pro Jahr.

Drei Jahre dauert die Ausbildung und teilt sich in Blöcke im Betrieb und in der Berufsschule auf. Jonas Hübner konnte von seinem Zuhause in Frankenberg zur Schule in Zwickau pendeln, „für Azubis, die von weiter her kommen, gibt es ein Internat“. Schulen, die die Ausbildung anbieten, gibt es ansonsten nur in Nürnberg, Schwäbisch Gmünd, Solingen und Pforzheim. Besonders gefallen hat Jonas, dass die Schule eine eigene kleine Galvanik-Anlage hat, bei der die Auszubildenden theoretische Arbeitsschritte in die Praxis umsetzen können. Die Galvanik besteht aus mehreren Wannen. In jeder findet ein eigener Teil des galvanischen Prozesses statt: „Dadurch hatten wir gleich die praktische Anwendung.“ Auch ein Praktikum im Labor eines Chemieherstellers hat ihm großen Spaß gemacht.

Prozesse betreuen und spontan reagieren

In der Galvanik muss man spontan auf Fehler reagieren können, „denn bei chemischen Prozessen kann es immer mal Schwankungen geben. Das Schöne ist, dass man gleich die Auswirkungen seines Handelns sieht“, findet Jonas Hübner. „Ich bin in einem Betrieb, der vollautomatische Anlagen hat. Die muss ich betreuen können. In anderen Betrieben wird mehr manuell gearbeitet, da muss man zum Teil einiges mehr beachten.“ Neben der Anlage ist auch das Labor sein Arbeitsplatz. Hier analysiert Jonas Hübner zum Beispiel die Zusammensetzung der galvanischen Bäder, in denen die Teile behandelt werden. Es muss die richtige Menge an aufgelösten Metallen wie Kupfer, Nickel oder Chrom enthalten sein, damit das Werkstück eine gleichmäßige Metallschicht in der richtigen Dicke bekommt. Auch das Abwasser muss untersucht werden, da sich darin noch Metallionen, toxische Stoffe oder Salze befinden. Diese müssen durch chemische Prozesse zerstört oder neutralisiert werden, bevor das Abwasser abgeleitet werden kann.

Der Job kann auch mal anstrengend werden, zum Beispiel wenn man die schweren Kanister oder Säcke mit Zugaben für die Bäder transportieren muss. Darin enthalten sind beispielsweise Metallionen in Salzform, die ständig in den Bädern nachdosiert werden müssen. In der Anlage trägt der 26-Jährige Schutzkleidung. Je nachdem, womit er gerade arbeitet, sind das Schutzbrille, Handschuhe und Atemmaske – zusätzlich zu geschlossener Kleidung und Arbeitsschutzschuhen.

Schichtdienst gehört dazu

Als Oberflächenbeschichter arbeitet man im Schichtsystem, weil die chemischen Prozesse auch nachts und am Wochenende betreut werden müssen. „Ich selbst arbeite sieben Tage am Stück und habe danach zwei bis drei Tage frei. Der Vorteil ist, dass meine Woche so sehr gut planbar ist und ich keine Überstunden machen muss, weil immer jemand nach mir kommt und weiterarbeitet.“ Als Auszubildender hat Jonas Hübner oft in der Frühschicht gearbeitet, weil er dort am besten angeleitet werden konnte.

2020 wurde der heute 26-Jährige mit der Ausbildung fertig. Im Moment macht er den Galvaniseur-Meister in Solingen. Er arbeitet damit gezielt auf eine Stelle in seinem Unternehmen hin. Als Meister kann er dann neue Auszubildende betreuen und wird voraussichtlich häufiger in der Tagschicht arbeiten.

So kann ein Ausbildungstag aussehen >>

Video: Oberflächenbeschichter/in

Der Artikel enthält ein Video mit weiteren Informationen.

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Weitere Filme findest du auf der abi» Videoübersicht.

Weitere Informationen

BERUFENET

Die Webseite der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Oberflächenbeschichter/in).

www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge (Suchwort: Oberflächenbeschichter/in).

www.berufe.tv

Zentralverband Oberflächentechnik

Informationsseite des Zentralverbands mit Informationen zur Ausbildung

oberflaechenbeschichter.org

BIV

Der Bundesinnungsverband der Galvaniseure, Graveure und Metallbildner vertritt die Interessen seiner Mitglieder.

www.biv.org

DGO

Die Deutsche Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik beschäftigt sich mit Forschung und Weiterbildung.

www.dgo-online.de

Drei Berufe – Ein Netzwerk

Netzwerk für Oberflächenbeschichter, Graveure und Metallbildner

3berufe.de