Food-Stylist:
Das große Stylen
Lukas Grossmann arbeitet als freiberuflicher Food-Stylist. Für Buchprojekte und Werbekunden setzt der 30-Jährige Essen und Getränke in Szene.
Dass ein Kaffee zu einer der größten Herausforderungen seiner beruflichen Laufbahn werden könnte, hätte Lukas Grossmann noch vor wenigen Monaten nicht für möglich gehalten. Für eine große, weltweit tätige Fast-Food-Kette sollte der 30-Jährige ein Heißgetränk zaubern, das auf den Werbeplakaten so köstlich aussieht, dass die Kundinnen und Kunden es ohne zu zögern kaufen wollen. So weit, so klar – doch die Aufgabe hatte es in sich.
Nach einer Ausbildung zum Koch fand Lukas Grossmann den Weg zu seinem Traumberuf: Food-Stylist.
Foto: Stefan Thurmann
„Damit Kaffee auf dem Foto nicht nur wie eine langweilige, braune Flüssigkeit aussieht, braucht es einige Tricks“, erklärt Lukas Grossmann. Zwar setzt der Wahl-Berliner bei seiner Arbeit als Food-Stylist vorzugsweise auf natürliche Lebensmittel und versucht den Einsatz künstlicher, nicht essbarer Ersatzstoffe zu vermeiden, doch manchmal gehe es nicht anders, erklärt er.
In diesem Fall bedeutete es, dass er mit Hilfe von Haarschaum und braunem Farbstoff einen Kaffee zauberte, der auf den Fotos genau so aussah, wie es sich die Macher der Werbekampagne vorgestellt hatten. „Nur trinken wollte ihn am Ende natürlich niemand“, berichtet er lachend.
Nach seinem Abitur begann der gebürtige Bonner eine Ausbildung zum Koch und machte damit aus seinem Hobby einen Beruf: „Essen war schon immer meine Leidenschaft. Als ich 15 Jahre alt war, habe ich begonnen mich selbst zu versorgen, wenn meine Eltern arbeiten waren, und mit der Zeit Freude daran gefunden.“
Die Ausbildung zum Koch schien für Lukas Grossmann daher naheliegend, doch nach einigen Jahren in der Branche beschloss er, sich noch einmal neu zu orientieren. „Die Arbeit machte mir Spaß, aber die Arbeitszeiten und die Intensität der Tätigkeit wären langfristig nicht mit meinem Privatleben zu vereinbaren gewesen.“
Lukas Grossmann bewarb sich für ein Praktikum bei der Zeitschrift „Essen und Trinken“, wo er an der Herstellung von Rezepten feilte und erste Einblicke in die Tätigkeit von Food-Stylistinnen und -Stylisten bekam.
Statt – wie zunächst geplant – im Anschluss an das Praktikum Ökotrophologie zu studieren, setzte Lukas Grossmann alles auf eine Karte und ergriff die Gelegenheit, als ein Berliner Start-up ihm eine Stelle als Food-Stylist anbot. Parallel dazu machte er sich mit eigenen Aufträgen langsam selbstständig. „Zwei Jahre lang habe ich beide Jobs parallel gemacht, danach hatte ich so viele Kunden, dass ich vollständig freiberuflich arbeiten konnte.“
Diese Kundinnen und Kunden zu halten und neue zu gewinnen, ist neben den kreativen Elementen seines Jobs eine der zentralen Aufgaben von Lukas Grossmann. „Als Selbstständiger muss man sich darauf einstellen, viele organisatorische Aufgaben zu übernehmen – dazu gehört die Pflege der Auftraggeber ebenso wie das Schreiben von Rechnungen und das Bauen einer Homepage, auf der man seine bisherigen Arbeiten präsentieren kann.“
Sobald Lukas Grossmann am Set ist, darf er sich dann wieder den kreativen Aspekten seines Berufs widmen. Ob die Ausgestaltung eines Diät-Kochbuchs oder die Entwicklung von Rezepten für ein Magazin, das sich dem Thema Gemüse verschrieben hat – die Einsatzmöglichkeiten sind breit. Anspruchsvoll ist die Tätigkeit immer: „Wer zum Beispiel schon einmal versucht hat, Eis oder Tiefkühl-Fischstäbchen für ein Foto zu präparieren, weiß, wie komplex meine Arbeit ist.“
Eine Herausforderung, der sich Lukas Grossmann jedoch gerne stellt: „Essen und Trinken in jeglicher Form ist und bleibt meine große Leidenschaft.“ Sogar dann, wenn der Kaffee gezwungenermaßen aus Haarschaum besteht.
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