Foto: Holger Groß/DPtV
Enno Maaß ist stellvertretender Bundesvorsitzender der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung (DPtV). Seit 2009 betreibt er seine eigene Praxis und ist seit 2016 Mitglied im Bundesvorstand des DPtV.
Wer einen Beruf ergreifen möchte, in dem er anderen Menschen bei (psychischen) Problemen helfen kann, braucht ausgezeichnete Kommunikationsfähigkeiten. Welche Eigenschaften und Fähigkeiten sonst noch hilfreich sind, erklärt Dr. Enno Maaß, stellvertretender Bundesvorsitzender der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung (DPtV).
abi» Herr Dr. Maaß, welche persönlichen oder charakterlichen Voraussetzungen sollten Problemlöserinnen und Problemlöser mitbringen?
Enno Maaß: Auf jeden Fall ein starkes Interesse an Menschen, der Gestaltung von zwischenmenschlichen Beziehungen und den sozialen Gefügen. Natürlich sind auch ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten wesentlich für diese Berufe. Die nötige Balance zwischen Empathie und emotionaler Distanz hingegen gehört eher zu dem Handwerkszeug, das man auf dem Weg in diese Berufe durch beispielsweise Coachings oder Supervision erlernt und normalerweise nicht schon von Anfang an mitbringt.
abi» Welche Herausforderungen in der eigenen Biografie können für diese Berufe nützlich sein – einmal abgesehen von den nötigen fachlichen Qualifikationen?
Enno Maaß: Grundsätzlich ist es von Vorteil, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und viele Erfahrungen zu sammeln, ein Verständnis von den Themen zu haben, über die man bei der Beratung oder in der Therapie spricht. Damit meine ich nicht, dass man unbedingt selbst die Erfahrung gemacht haben sollte, Schulden zu machen oder eine Sucht zu entwickeln, aber man sollte wissen, wie Menschen in solche Situation kommen können. Hilfreich ist also eine gewisse Weltoffenheit, verschiedenste Menschen und Lebensumstände kennenzulernen. Das erleichtert einem den Alltag als Beraterin oder Berater enorm, weil man sich dann auch besser in die Lage seiner Patientinnen und Patienten oder Klientinnen und Klienten versetzen kann. Schwieriger wird die Arbeit hingegen für Menschen sein, die sich zu Hause verschließen oder sehr wenige soziale Kontakte haben.
abi» Wann sollten Interessierte doch eher davon absehen, einen Problemlöser-Beruf zu ergreifen?
Enno Maaß: Generell würde ich all diese Berufe nicht wegen einer vielleicht hinderlichen Eigenschaft ausschließen. Dafür ist das Spektrum der beruflichen Möglichkeiten hier zu breit gefächert. Es kann zwar sein, dass jemand zum Beispiel nicht die besten Voraussetzungen für den Beruf Psychotherapeut/in mitbringt, weil er oder sie etwa zu sensibel auf die Schicksale reagiert, mit denen man während einer Therapie konfrontiert wird, und dadurch vielleicht handlungsunfähig wird. Trotzdem könnte solch eine Person zum Beispiel für den Beruf des Schuldnerberaters geeignet sein, weil es dabei eher um organisatorische Dinge wie die Kommunikation mit Gläubigern geht und die dahinterstehenden Schicksale oberflächlicher behandelt werden.
Auch bei der Suchtberatung geht es mehr darum, die Voraussetzungen für eine Langzeittherapie zu schaffen, sofern eine notwendig ist. Für die Aufarbeitung psychischer Probleme sind wiederum die Therapeutinnen und Therapeuten zuständig. Allgemein lässt sich sagen, dass es bei der Bandbreite dieser Berufe auch auf unterschiedliche Fähigkeiten ankommt. Es gilt dann also zum Beispiel bei der Berufsberatung, den wirklich passenden Problemlöser-Beruf für sich zu finden, wenn man gern in diese Richtung gehen möchte.
Foto: Holger Groß/DPtV
Enno Maaß ist stellvertretender Bundesvorsitzender der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung (DPtV). Seit 2009 betreibt er seine eigene Praxis und ist seit 2016 Mitglied im Bundesvorstand des DPtV.
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Stand: 31.01.2023
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