Techniker – Textiltechnik:
Stoff geben mit der Weiterbildung
Makai Phitnok (25) hat sich nach seiner dualen Ausbildung zum Produktionsmechaniker - Textil für eine zweijährige Weiterbildung zum Techniker - Textiltechnik entschieden und macht nun Karriere im mittleren Management.
„Ich habe nach meiner Weiterbildung nur eine einzige Bewerbung geschrieben“, sagt Makai Phitnok lachend. Das war letztes Jahr. Der 25-Jährige arbeitet seitdem für den Berufsbekleidungshersteller Engelbert Strauss in Schlüchtern in Hessen. Hier baut sein Arbeitgeber gerade einen neuen Logistik- und Produktionsstandort aus. Makai Phitnok wird nach der Aufbauphase für die Qualitätssicherung im Unternehmen mit zuständig sein. „Ohne meine Technikerweiterbildung wäre ich dafür nicht qualifiziert“, erzählt er.
Makai Phitnok
Foto: privat
Wie sichere ich die Qualität von Textilien? Wie organisiere ich Textilprüfungen und Faseranalysen und wie führe ich diese durch? Über das Know-how, um diese Fragen selbstständig zu beantworten, verfügt er durch seine Aufstiegsweiterbildung im oberfränkischen Münchberg. „Neben dem Ruhrgebiet ist Oberfranken eine Hochburg der Textilindustrie, vor allem was die Aus- und Weiterbildung betrifft“, merkt er an.
Zwei Jahre lang drückte Makai Phitnok in Vollzeit noch einmal die Schulbank. Neben branchenspezifischen Fächern wie Textilanalyse, Faserstofflehre, textile Verfahrenstechniken und Maschinenkunde standen für ihn von Montag bis Donnerstag Mathe, Physik und Chemie sowie Betriebswirtschaftslehre, Arbeitssicherheit und Betriebspsychologie auf dem Stundenplan. Der Freitag war komplett für sein Spezialisierungsthema reserviert: Textile Prüftechnik.
Vor dem Beginn der Corona-Pandemie besuchte er im Klassenverband zudem wichtige Branchenmessen im In- und Ausland. Seine Facharbeit schrieb er im zweiten Jahr über Textilien als Akustik-Absorber. „Wir sind auf Aufgaben mit Fach- und Führungsverantwortung vorbereitet worden und das nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch“, erzählt er und berichtet vom klassischen Unterricht im Klassenzimmer und von anschließenden Praxiseinheiten im Labor. „Die Schule hat uns alle Maschinen für die Fertigung von Textilien, auch Strick- und Webmaschinen, sowie alle wichtigen Analysegeräte im Labor vorgestellt.“
Die Textilfachschule kannte er schon von seiner dualen Ausbildung zum Produktionsmechaniker - Textil. Nach dem Abitur hatte Makai Phitnok erst einmal keine Lust mehr auf Theorie. „Ich wollte lieber mein erstes Geld verdienen und eine Ausbildung machen“, erinnert er sich. In seiner örtlichen Agentur für Arbeit erfuhr er, dass eine Traditionsweberei vor Ort noch Azubis sucht. „Das war ein totaler Glücksfall, sonst wäre ich nie auf die Textilbranche gekommen“, schildert er.
Makai Phitnok startete in die Ausbildung und tauchte mehr und mehr in die Welt der Textilien ein. Er war fasziniert davon, wie und wo überall natürliche und künstliche Fasern zum Einsatz kommen. „In Autoreifen, als Filter in Industrieanlagen. Es ist unglaublich vielseitig, so innovativ, da wollte ich dranbleiben und mehr erfahren“, erinnert er sich.
Nach seiner Ausbildung blieb er zunächst ein Jahr bei der Weberei, um die formalen Voraussetzungen für die Weiterbildung zum/zur Techniker/in zu erfüllen. „Ich wollte verantwortungsvollere Aufgaben übernehmen und dies so schnell wie möglich angehen“, erklärt er. Da er seine Ausbildung mit einer guten Note abschloss, bekam er ein Weiterbildungsstipendium über insgesamt 8.000 Euro. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert diese Begabtenförderung, die die örtlichen Industrie- und Handelskammern (IHK) vermitteln. Zudem beantragte er Aufstiegs-BAföG, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. „Die Weiterbildung an sich ist kostenlos, dennoch braucht man eine Wohnung, etwas zu essen, muss Heimfahrten zahlen. Wenn man aus dem Arbeitsleben kommt mit einem gutem Gehalt, ist das schon eine Umstellung.“ Für Makai Phitnok hat sich die Investition gelohnt. Für die Zukunft strebt er in jedem Fall weitere Führungsaufgaben mit Personalverantwortung an.
Voraussetzung: abgeschlossene Berufsausbildung im Textilbereich plus ein Jahr Berufspraxsis
Lernorte: Fachschule (Theorie), Fachschullabor (Praxis), ggf. Betrieb (Facharbeit)
Dauer: in Vollzeit 2 Jahre, pro Woche 35 bis 38 Stunden
Inhalte: unter anderem Faserstofflehre, Maschinenkunde, naturwissenschaftlche Fächer, Betriebwirtschaftslehre, Betriebspyschologie, Arbeitssicherheit
Kosten: kostenlos, zum Teil müssen Arbeitsmaterialien selbst gezahlt werden, Unterhalt kann durch BAföG bzw. Stipendien bezuschusst werden
Abschluss: Staatlich geprüfte/r Techniker/in – Textiltechnik
Mögliche Zusatzqualifikationen: Staatlich geprüfte/r Textilbetriebswirt/in, Ausbildereignungsprüfung, REFA-Grundschein (Prozessorganisation und Arbeitsgestaltung)
BERUFENET
Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchworte: Techniker/in – Textiltechnik)
www.arbeitsagentur.de/berufenet
NewPlan
Selbsterkundungstool der Bundesagentur für Arbeit zur beruflichen Weiterbildung. Anhand verschiedener Fragen und psychologisch fundierter Tests finden die Nutzer*innen heraus, welche persönlichen Stärken sie mitbringen, welche Kompetenzen sie weiter ausbauen sollten und welche beruflichen Möglichkeiten sich ihnen bieten.
www.arbeitsagentur.de/m/newplan
Go Textile!
Infos rund um Ausbildung und Karriere in der Textil- und Modeindustrie vom Gesamtverband textil+mode
www.go-textile.de
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