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Ausbildung in Teilzeit: Familie und Ausbildung kombiniert

Ina (31) ist es wichtig, einen beruflichen Abschluss zu haben. Aber sie will auch genügend Zeit mit ihren beiden Kindern verbringen. Dass sie ihre Ausbildung in Teilzeit machen kann, ist für sie die beste Lösung.

Zahnfüllungen vorbereiten, Absprachen mit dem Labor, Material nachbestellen: Die angehende zahnmedizinische Fachangestellte Ina hat verschiedene Aufgaben in ihrer Zahnarztpraxis in Friedrichshafen zu erfüllen. „Am meisten Spaß macht mir die Präparation, also den Zahn für eine Krone vorzubereiten“, erzählt die 31-Jährige.

Dazu assistiert sie bei den verschiedenen Arbeitsschritten: den Zahn schleifen und reinigen sowie Abdrücke nehmen für die Zahntechnikerinnen und Zahntechniker, welche die Krone erstellen. Bis diese soweit ist, unterstützt Ina dabei, ein Provisorium anzupassen und zu befestigen. „Die Patientinnen und Patienten sind sehr dankbar, wenn dann das Ergebnis ihren Vorstellungen entspricht“, freut sie sich. Vom Baby mit dem ersten Zahn bis zum 90-jährigen Senior arbeitet sie im zweiten Ausbildungsjahr an den unterschiedlichsten Fällen mit.

  • Ina

    Man braucht definitiv ein stabiles Umfeld, sonst klappt das nicht.

    Ina

Teilzeit mit 30-Stunden-Woche

Neben der Arbeit in der Praxis ist Ina aber auch zuhause als Mutter von zwei Kindern im Alter von sechs und sieben Jahren gefordert. Dass sie beides unter einen Hut bringt, ist in erster Linie dadurch möglich, dass sie die Ausbildung in Teilzeit machen kann: Sie arbeitet „nur“ 30 Stunden in der Woche. Mittwoch und Freitag ist sie jeweils einen halben Tag in der Praxis, sonst von 7:45 bis 16:00 Uhr. Hinzu kommen die Tage in der Berufsschule: jeden Donnerstag acht Stunden sowie jeden zweiten Dienstag.

Die beiden Söhne sind in der Zeit in Schule und Kindergarten. Meist schafft Ina es, das alleine zu organisieren. Sonst springt ihr Lebensgefährte ein, der die Kinder abholt. Auch ihre Mutter und ihre Schwester leisten immer wieder Unterstützung. „Man braucht definitiv ein stabiles Umfeld, sonst klappt das nicht“, spricht Ina aus Erfahrung. Dennoch kommt sie manchmal an ihre Grenzen, etwa wenn eines der Kinder krank wird und alles neu organisiert werden muss.

Teilzeitausbildung – Chance für alle

Nicht nur junge Mütter wie Ina können von dieser Art der Ausbildung profitieren. „Die Ausbildung in Teilzeit richtet sich an alle, die keine Ausbildung in Vollzeit durchführen können oder möchten. Jede oder jeder, aus welchen Gründen auch immer, kann sich für eine Teilzeitausbildung entscheiden. Wichtig ist, sich über die Ausgestaltung mit dem Betrieb zu einigen“, erklärt Sabine Schwarz, Leiterin des Stabes der Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Bundesagentur für Arbeit.

Neben Alleinerziehenden, Menschen mit Pflege- und Betreuungsaufgaben, Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder Behinderungen und auch Migrantinnen und Migranten, die zusätzlichen Unterstützungsbedarf, etwa durch Sprachkurse, benötigen, besteht also auch für alle anderen Ausbildungssuchenden die Möglichkeit, eine Ausbildung in Teilzeit zu machen. „Die Teilzeitberufsausbildung bietet nun für alle die Chance, Beruf und Privates miteinander zu vereinbaren“, ergänzt Sabine Schwarz.

Keine Verkürzung in der Berufsschule

Inhaltlich unterscheidet sich Inas Teilzeitausbildung in keiner Weise von der in Vollzeit. „In der Berufsschule bin ich exakt auf demselben Stand wie die anderen Azubis, denn hier ist es gar nicht möglich, Stunden zu reduzieren“, erklärt sie. Das gibt auch die Beauftragte für Chancengleichheit Sabine Schwarz zu bedenken: „Der Berufsschulunterricht lässt sich in der Regel nicht individuell gestalten und muss gerade bei Familienpflichten beachtet werden. Aber hier gibt es schon gute Ansätze in einzelnen Bundesländern für individuelle Ausgestaltungen.“

Auch im Betrieb lernt Ina genau dasselbe wie andere zahnmedizinische Fachangestellte, kann sich jedoch mehr Zeit lassen. Dadurch verlängert sich die Gesamtausbildungsdauer, jedoch höchstens bis zum Anderthalbfachen der regulären Dauer. Bei zahnmedizinischen Fachangestellten bedeutet das: maximal viereinhalb Jahre statt drei. Allerdings besteht auch bei Teilzeitberufsausbildung die Möglichkeit – zum Beispiel mit einem höheren Schulabschluss – die Ausbildung zu verkürzen. Da Ina über Fachhochschulreife verfügt, hat sie genau das vor.

Bewerbung mit entsprechendem Hinweis

Inas Bewerbung unterschied sich ein wenig von anderen. Die junge Mutter bekam nach einem abgebrochenen Studium und einigen Gelegenheitsjobs Geld vom Jobcenter. In einem dort organisierten Projekt erstellte sie Bewerbungsunterlagen für Praktika. Darin machte sie von Anfang an deutlich, dass nur eine Ausbildung in Teilzeit möglich ist.

Die Unterlagen schickte sie unter anderem an Praxen für Allgemeinmedizin, Frauenheilkunde und Zahnmedizin, da sie sich für den medizinischen Bereich interessierte. Ihre jetzige Chefin, die bereits jemanden in Teilzeit ausgebildet hatte, lud sie zur Probearbeit ein. Die Chemie stimmte von Anfang an und Ina wurde Teil der Praxis mit zwei Zahnärztinnen und neun Angestellten.

Video: Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r

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