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Studium mit Praxisanteil: „Hier kann ich das Gelernte gleich anwenden“

Jan-Niklas Erdmann (22) studiert Wirtschaftsinformatik an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Karlsruhe.

Auf einem Whiteboard stehen mehrere Fachbegriffe der Wirtschaftsinformatik

Eigentlich hatte Jan-Niklas Erdmann nach dem Abitur keine Lust auf eine große Veränderung. Um in der Nähe seiner Schulfreunde zu bleiben, entschied er sich für ein BWL-Studium an der Hochschule Schmalkalden, ganz in der Nähe seiner Heimat in Thüringen. Doch schon nach zwei Semestern hatte er genug davon. „Ich bin jeden Tag in die Vorlesung gegangen und habe mich gefragt, wofür ich diesen trockenen Stoff eigentlich lerne“, erinnert sich der inzwichen 22-Jährige.

  • Ich bin ein guter Lerner, wenn ich weiß, warum ich etwas lernen soll. Im Praxissemester konnte ich direkt sehen, wie die Theorie angewendet wird.

    Jan-Niklas Erdmann

Ein Arbeitgeber mit Namen

Freunde hatten ihm vom dualen Studium erzählt, das von vielen großen Unternehmen angeboten wird und die Möglichkeit bietet, das Gelernte gleich in der Praxis anzuwenden. Die Idee, bei einem Konzern mit großem Namen Karriere zu machen, gefiel Jan-Niklas Erdmann so gut, dass er einfach nach den 100 größten Unternehmen googelte und sich bei den Erstplatzierten bewarb. Von Siemens erhielt er eine Zusage und die Möglichkeit, einen Standort auszuwählen. „Ich hätte in Berlin arbeiten und in Leipzig studieren können, aber das Angebot ist noch recht neu und ich wollte lieber das bewährte Modell der Dualen Hochschule Baden-Württemberg“, erzählt er. Auch die DHBW hat unterschiedliche Standorte, die mit Siemens kooperieren. Jan-Niklas Erdmann entschied sich für Karlsruhe: „Ich wollte eine Stadt, die nicht zu groß ist, aber eine gute Lebensqualität, gute Zugverbindungen und ein gutes Sportangebot bietet. Da war Karlsruhe die perfekte Option“, sagt er.

Inzwischen genießt Jan-Niklas Erdmann sein Leben fern der Heimat. Vom Gehalt, das er im dualen Studium bekommt, kann er gut leben – und damit gelegentliche Reisen nach Thüringen sowie seine Mietkosten finanzieren. Bei der Wohnungssuche hatte er offenbar großes Glück: „Viele meiner Freunde aus Karlsruhe erzählen, dass es sehr schwer ist, hier eine Wohnung zu finden. Ich habe einfach auf den großen Portalen gesucht und mir drei Wohngemeinschaften angesehen. Die haben mir dann alle zugesagt, sodass ich die schönste auswählen konnte“, erzählt er. Jetzt habe er zwei tolle Mitbewohnerinnen, mit denen er sich super verstehe. 

Zwischen Theorie und Praxis

Drei Monate Theorie in der Hochschule im Wechsel mit drei Monaten Praxis im Unternehmen – das ist jetzt sein Studienalltag. „Ich bin ein guter Lerner, wenn ich weiß, warum ich etwas lernen soll“, sagt er. Da sei das duale Studium genau die richtige Option: „Im ersten Semester hatte ich Finanzbuchführung und dann konnte ich im Praxissemester im Controlling direkt sehen, wie die Theorie angewendet wird“. Kaffee holen musste er im Karlsruher Siemenswerk noch nie, stattdessen wurde er von Anfang an in die Arbeit eingebunden, die auch die Kolleginnen und Kollegen machen: In der Buchhaltung arbeitet er zum Beispiel mit den Programmen SAP und Excel, um die Instandhaltungskosten zu überprüfen oder die Lohnabrechnung von Zeitarbeitskräften zu dokumentieren.

Jan-Niklas Erdmann genießt es außerdem, dass er einen festen Stundenplan bekommt, sich nicht für Prüfungen anmelden muss und grob weiß, was er bis zum Ende seines Studiums wann machen wird. „Für mich ist das ein Rundum-Wohlfühl-Studium“, sagt er. Auch das Studium in einer kleinen Gruppe von 33 Leuten gefällt ihm, weil sich alle gegenseitig unterstützen: „Ich selbst finde Marketing cool. Und ich weiß, wer gut im Programmieren und wer gut in Kosten-Leistung-Rechnung ist. So können wir uns gegenseitig unterstützen, wenn wir online oder in der Bibliothek zusammen lernen“, sagt er.

Das Arbeitspensum bewältigen

Manchmal ist das Studium ganz schön stressig, weil er nach einem langen Tag in der Uni noch Zusammenfassungen schreiben und den nächsten Tag vorbereiten muss oder weil es neben der Praxis im Unternehmen noch wissenschaftliche Projektarbeiten anzufertigen gilt. Allerdings hat er schon die Erfahrung gemacht: Wenn er mit seinen Kolleginnen und Kollegen spricht, finden sich auch hier Lösungen und er wird zum Beispiel während der Praxisphasen zu bestimmten Zeiten freigestellt, um an seinen Texten zu arbeiten.