FAQ: Lebenslauf:
Mit Ecken und Kanten – und trotzdem überzeugend
Diana Dolgner ist Berufs- und Studienberaterin bei der Agentur für Arbeit in Darmstadt. Warum der eine oder andere Abstecher auf dem Weg zum Traumberuf nicht schadet und wann Arbeitgeber eine Neuorientierung sogar positiv sehen, erklärt die Psychologin in diesen FAQ.
Es gibt keine allgemeingültige Antwort, denn jeder Arbeitgeber hat eigene Anforderungen. Allerdings haben viele Personalverantwortliche selbst keinen komplett geradlinigen Lebenslauf und so fällt das Verständnis für den einen oder anderen Umweg in der Laufbahn leichter. Den Personalerinnen und Personalern ist bewusst, dass es Jugendlichen heute angesichts der Fülle an Möglichkeiten und Informationen oft schwerfällt, sich direkt nach dem Schulabschluss für ein bestimmtes Studium oder eine bestimmte Berufsausbildung zu entscheiden.
Wenn junge Menschen nach der Schule erst einmal ausprobieren, was sie wirklich interessiert, kann das eine wertvolle Phase sein: um herauszufinden, was Freude macht, wo die eigenen Stärken liegen und um wichtige Soft Skills zu entwickeln.
Foto: Diana Dolgner/Kai Bergander
Diana Dolgner ist Psychologin sowie Berufs- und Studienberaterin bei der Agentur für Arbeit Darmstadt.
Auch in dem Fall würde ich den einen oder anderen Abstecher nicht so kritisch sehen. Bei der Bewerbung und später im Vorstellungsgespräch zählen eher andere Dinge: Wie motiviert ist eine Kandidatin oder ein Kandidat? Hat sie oder er sich gut über die Stelle und das Unternehmen informiert?
In der Bewerbung sollte klar werden, welchen Nutzen man aus Umwegen gezogen hat: Wer zum Beispiel zunächst Soziologie studiert hat und später im Vertrieb für technische Produkte arbeiten möchte, bringt oft wertvolle Soft Skills mit, etwa Empathie und Kommunikationsstärke, die auch dort gefragt sind.
Wichtig ist es, Brüche und Auszeiten im Lebenslauf möglichst als bewusste Entscheidungen zu präsentieren – besonders, wenn es mehrere Wechsel gab. Andernfalls könnte sich der ein oder andere Arbeitgeber fragen, ob sich die Kandidatin oder der Kandidat jetzt länger ans Unternehmen binden möchte oder doch schnell wieder kündigen wird. Gut kommt es an, wenn man Lücken aktiv nutzt – etwa für ein Praktikum oder einen Auslandsaufenthalt zur Verbesserung der Sprachkenntnisse.
Belege deine Soft Skills mit konkreten Beispielen. Es genügt nicht, einfach zu behaupten, man sei kommunikations- oder teamfähig. Wünscht sich ein Unternehmen zum Beispiel Offenheit für neue Techniken, dann kann man darstellen, mit welchen Tools man bereits gearbeitet und wie man Neues dazugelernt hat.
Wenn ich mich für eine Stelle mit Kundenkontakt bewerbe, zählen auch Jobs in der Gastronomie und im Verkauf, sogar der vermeintlich unwichtige Nebenjob am Spargelstand. Denn auch dort trägt man Verantwortung, wenn man allein arbeitet und Kundinnen und Kunden berät.
Nebenjobs während des Studiums kommen grundsätzlich gut an: Sie zeigen, dass man aktiv ist und in der Lage, eine Doppelbelastung zu meistern.
Wichtig ist außerdem, sich gründlich über das Unternehmen zu informieren – etwa über die Website oder Social-Media-Kanäle. Zudem gilt es, genau auf die Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle einzugehen. Denn nur so wird es gelingen, passende Beispiele auszuwählen, die Soft Skills belegen.
Schulische Berufsorientierungsangebote sowie Online-Portale wie BERUFENET bieten einen guten ersten Überblick über Studien- und Berufsmöglichkeiten. Die eigenen Stärken und Interessen lassen sich zum Beispiel mit dem kostenlosen Berufswahltest Check-U erkunden.
Auch ein Termin bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit vor Ort ist empfehlenswert. Als unabhängige Stelle hilft sie dabei, fundierte Informationen zu erhalten und mehr Klarheit über Studien- und Berufswünsche zu gewinnen, ebenso wie über Praktika, Freiwilligendienste oder Auslandsaufenthalte.
Gerade wenn man sich scheut, ungewöhnliche Ideen im Freundes- oder Familienkreis offen anzusprechen, kann eine neutrale Beratungsperson hilfreich sein. Und nicht zuletzt: Wer frühzeitig ein gutes Netzwerk aufbaut, kommt oft leichter an wichtige Informationen – etwa dazu, welche Arbeitgeber zur eigenen Persönlichkeit und zum Lebenslauf passen könnten.
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