Bewerbung um einen Studienplatz – Hintergrund:
Schritt für Schritt zum Wunschstudium
Einschreiben – das klingt eigentlich ziemlich einfach. Doch davor steht ein Prozess, der je nach Hochschule und Studiengang unterschiedlich aufwendig ist. Vom Wunsch über die Bewerbung bis zur Einschreibung – abi» hat die wichtigsten Infos gesammelt.
Zuerst war es nur eine Option: Jura. „Das hat mich interessiert, aber ich war mir lange nicht sicher, ob ich das tatsächlich studieren will“, erzählt Lennart Mack. Der 25-Jährige ließ sich nach seinem Abitur Zeit und machte erstmal ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). In Indien arbeitete er als Fußballtrainier für sozial benachteiligte Kinder. „Dort habe ich viel über meine Zukunft nachgedacht“, erinnert er sich. Und mit der Zeit wurde aus der Option ein Plan: Er wollte Rechtswissenschaft studieren.
Wieder Zuhause, informierte er sich über die Bewerbungsfristen. „Das rate ich allen dringend“, sagt Klaus Arnold, Leiter des Studentensekretariats der Universität Leipzig. Denn die Fristen bei der Studienbewerbung sind meist gesetzliche Ausschlussfristen. „Zu diesem Zeitpunkt müssen die Dokumente vorliegen – da zählen keine Ausreden“, betont der Experte. Tipp: Um im Zweifel keine Fristen zu verpassen, sollte man sich frühzeitig informieren. Für bundesweit zulassungsbeschränkte sowie die meisten örtlich zulassungsbeschränkten Studiengänge ist in der Regel der 15. Juli (Wintersemester) bzw. der 15. Januar (Sommersemester) Bewerbungsschluss. Bei Altabiturienten endet diese Frist schon früher, in der Regel am 31. Mai.
Lennart Mack
Foto: privat
Lennart Mack klickte sich durch die Webseiten der Hochschulen. Er fand heraus, dass es zwar zulassungsfreie Studiengänge im Bereich Rechtswissenschaft gibt – doch an seinen favorisierten Hochschulen war der Studiengang örtlich zulassungsbeschränkt. „Das heißt, dass nur eine begrenzte Zahl an Studienplätzen vergeben werden kann“, erklärt Klaus Arnold. Bei der Auswahl ist in diesem Fall oft der Abischnitt ausschlaggebend, wobei die Hochschulen häufig weitere Kriterien festlegen. Das können zum Beispiel Berufserfahrung, Aufnahmetests, Noten in einzelnen Fächern oder geleistete Dienste sein. Die Bewerbung für örtlich zulassungsbeschränkte Studiengänge lassen viele Hochschulen inzwischen über das Dialogorientierte Serviceverfahren (DoSV) von der Serviceplattform Hochschulstart koordinieren.
Für einige Studiengänge, etwa im kreativen Bereich, für Musik oder Sport, müssen Bewerber ihre besondere Eignung nachweisen – durch das Einreichen einer Mappe mit künstlerischen Arbeiten, ein Vorspielen oder eine Sporteignungsprüfung. Hier gilt es, gesonderte Anmeldefristen zu beachten, die in der Regel deutlich vor den Bewerbungsfristen liegen.
Ein Sonderfall sind die Studiengänge Human-, Tier-, Zahnmedizin und Pharmazie. Diese sind bundesweit zulassungsbeschränkt. Die Bewerbung läuft ausschließlich und zentral über Hochschulstart (siehe auch den abi» Beitrag „Bewerben oder direkt einschreiben" und die Reportage „Ausbildung als beste Grundlage“).
Klaus Arnold
Foto: privat
Für zulassungsfreie Studiengänge kann man sich oft noch bis kurz vor Studienbeginn ohne Bewerbung einschreiben. Jedoch erfolgt auch hier die Zulassung teilweise über das Dialogorientiere Serviceverfahren oder man muss sich vor der Immatrikulation zumindest formal bewerben. Über eventuelle Fristen sollte man sich also auch bei zulassungsfreien Studiengängen informieren. „Die Immatrikulation erfolgt in der Regel online über ein Formular. Der Antrag wird ausgedruckt, unterschrieben und zusammen mit den erforderlichen Unterlagen an die Hochschule geschickt“, erklärt Klaus Arnold. Manchmal müssen die Unterlagen jedoch persönlich bei der Hochschule vorbeigebracht werden.
Lennart Mack meldete sich für seine Bewerbung für das DoSV an. Zwölf Studienwünsche können Bewerber angeben – ein Angebot, das Lennart Mack gerne wahrnahm. „Ich hatte ein gutes Abi, aber kein überragendes – ich wollte alle Chancen nutzen.“ Klaus Arnold kann das nur empfehlen: „Man weiß vorher nie, wie groß die Konkurrenz sein wird, denn der NC steht immer erst im Nachhinein fest.“ Für Bewerber, die Angst haben, am NC zu scheitern, hat er einen Tipp: „Besser ist es, nicht nur den Wunschstudiengang anzugeben! Eventuell ist die Zulassung zu einem verwandten Studiengang mit ähnlichen Modulen weniger schwierig. So hat man die Option, später noch zu wechseln. Das gleiche gilt für den Studienort.“
Lennart Mack brachte seine Studienwünsche in eine bestimmte Reihenfolge. Ganz oben auf seiner Prioritätenliste stand Berlin, gefolgt von Hamburg und Leipzig.
Als nächstes bereitete Lennart Mack seine Bewerbungsunterlagen für die Hochschulen vor: „Die wollten ganz unterschiedliche Unterlagen. Natürlich das Abizeugnis, manchmal einen sehr ausführlichen Lebenslauf und den Nachweis über mein FSJ.“ Dieses wurde ihm als Wartesemester angerechnet. „Die staatlich anerkannten Dienste werden von den Hochschulen akzeptiert“, erklärt Klaus Arnold. Gut zu wissen: Je nach Studium können Bewerber für ein FSJ Extrapunkte sammeln. Hat man sich vor dem FSJ bereits erfolgreich um einen Studienplatz beworben, bleibt dieser außerdem erhalten, bis man den Dienst abgeschlossen hat (siehe auch das „FAQ Studienplatzbewerbung“).
Sind alle Unterlagen komplett, muss die Bewerbung meist noch ausgedruckt, unterschrieben und zur Post gebracht werden. Die meisten Hochschulen bieten aber inzwischen die Möglichkeit, sich online zu bewerben, sodass man sich die Briefmarke sparen kann. Lennart Mack orientierte sich an seiner Prioritätenliste und erledigte die Bewerbungen nacheinander. „Ich hatte sechs oder sieben Bewerbungen abgeschickt – dann kamen schon die ersten Zusagen.“
Im DoSV hatte er den Stand seiner Bewerbungen immer im Blick. „Man sieht direkt, wann die Unterlagen angekommen sind, ob die Bewerbung akzeptiert wurde und ob es eine Zu- oder Absage gab.“ Sehr praktisch fand der 25-Jährige das Angebot, weil das Verfahren seine Prioritätenliste automatisch berücksichtigt. So ist immer die Zusage der Uni aktuell, die auf der Liste am weitesten oben steht. Diese kann man sogar noch während der Bewerbungsphase ändern. „Ich habe eine Zusage von Leipzig bekommen und mich sehr darüber gefreut“, erzählt Lennart Mack. „Inzwischen wollte ich lieber dort studieren als in Hamburg, auch aus finanziellen Gründen.“ Also setzte er Leipzig vor Hamburg und nahm die Zusage an.
Mittlerweile bereitet sich Lennart Mack auf die Abschlussprüfungen vor – und ist witerhin mit seiner Wahl sehr zufrieden. „Die Stadt ist spannend und das Studium gefällt mir sehr.“ Vor allem Strafrecht findet er interessant und kann sich gut vorstellen, das später zum Beruf zu machen.
Vielen Dank für dein Feedback zu dieser Seite! Deine Kritik oder dein Lob zu abi.de kannst du uns gerne auch ergänzend über „Kontakt“ mitteilen. Deine abi» Redaktion