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Lautsprecher auf Konzerten, Surround-Soundanlagen im Kino oder Hörgeräte, die direkt ins Ohr gehen – wie Musik und Töne produziert werden und wie Schall in unser Ohr gelangt, beschäftigt Menschen seit Langem. In einem Studium der Hörtechnik und Audiologie setzen sich die Studierenden mit genau dieser Thematik auseinander. Wie ein solches Studium genau aussieht und wie viel Praxis es beinhaltet, erfahrt ihr im abi» Podcast.
Jeder kann sich vorstellen, wie eine Kirche klingt und wie ein Wohnzimmer klingt, als zwei sehr starke Kontraste, die man wirklich so in freier Wildbahn findet. Und wenn man sich clever anstellt, kann man mit entsprechendem Wissen fast jeden Raum klingen lassen wie eine Kapelle oder wie ein Wohnzimmer.
Peter Schumacher studiert Hörakustik und audiologische Technik an der Universität Lübeck.
Jingle: abi», dein Podcast für die Berufsorientierung!
abi»: Herzlich willkommen zum abi» Podcast! Mein Name ist Klaus und ich habe mich heute mit Peter Schumacher unterhalten, der Hörakustik und audiologische Technik an der Universität Lübeck studiert. Lautsprecher auf Konzerten, Surround-Soundanlagen im Kino oder Hörgeräte, die direkt ins Ohr gehen – wie Musik und Töne produziert werden und wie Schall in unser Ohr gelangt, beschäftigt Menschen seit Langem. In einem Hörtechnik- und Audiologie Studium setzen die Studierenden sich mit genau dieser Thematik auseinander. Sie lernen physikalische und biologische Grundlagen des Hörens und ingenieurtechnische Aspekte der Schall- und Soundproduktion. Sie können mit ihrem Wissen beispielsweise bei Unternehmen einsteigen, die Soundanlagen produzieren, oder bei medizinischen Unternehmen, die Hörgeräte entwickeln und vertreiben. Wie ein Studium der Hörtechnik und Audiologie genau aussieht und wie viel Praxis das Studium beinhaltet, erfahrt ihr im abi» Podcast. Hallo Peter!
Peter Schumacher: Moin.
abi»: Weshalb hast du dich denn für das Hörtechnik und Audiologie Studium entschieden?
Peter Schumacher: Ja, entschieden habe ich mich dadurch, dass ich vorher eine Ausbildung gemacht habe und in der Ausbildung für mich gemerkt habe, dass das, was wir dort lernen, mir nicht reicht. Und da fällt mir immer wieder diese sehr nette Anekdote ein: Damals habe ich mal einen von unseren Akustiklehrern gefragt, wie denn gewisse Arbeitsweisen im Hörgerät funktionieren und warum die so funktionieren, und er hat zu mir gesagt: „Herr Schumacher, wissen Sie, Sie lernen Hörgeräteakustiker, Sie müssen nicht wissen, warum das so ist, Sie müssen nur wissen, wie Sie es anwenden müssen“. Dann dachte ich mir so, „Ja, ne, also, ich will schon wissen, warum das so ist“, und dann haben wir einen Professor getroffen. Also wir hatten eine Exkursion, wo unsere TH vorgestellt wurde, und da habe ich halt gesehen, wie cool das eigentlich ist, was die da so machen, dass mich das eigentlich noch mal mehr interessiert als nur letztendlich Hörgeräte zu verkaufen oder zu lernen, wie man Hörgeräte anpasst.
abi»: Welche Fächer gehören zu dem Studium?
Peter Schumacher: Bachelor und Master sind halt schon sehr unterschiedlich. Der Bachelorstudiengang, da ist letztendlich alles drin, was das Grundstudium anbelangt. Also du hast natürlich erst mal ein bisschen Akustik-Grundlagen, wobei Grundlagen eigentlich nicht, es ist eher schon sehr vertiefend, weil wir viele Sachen an Grundlagen der Akustik in der Ausbildung hatten. Das ist mittlerweile etwas anders. Aber grundlegend lernst du erst mal, wie Akustik und Schall funktioniert. Dann hast du Elektrotechnik in den Grundzügen, du hast Physik, alles auf Abi-Niveau, auch Mathe, Abi-Niveau an sich, alles sehr machbar. Also dann hast du BWL mit drin. Im Master wird es deutlich anspruchsvoller. Da ist dann, was auch im Bachelor schon ist, Programmieren. Matlab zum Beispiel und Python sind so die beiden Sachen, die sehr dominant sind, das sind zwei Programmiersprachen. Und dann im Master wird es noch ein bisschen intensiver. Da geht es dann noch mal tiefer in die Psychoakustik rein, warum wir wie hören, wie der Mensch das aufnimmt als Empfänger von dem, was die Umwelt uns gibt. Vertiefendere Signalverarbeitung, wie akustische Schaltungen funktionieren, solche Geschichten. Das geht so ein bisschen in die medizinische Richtung, dass man ein tieferes Verständnis davon hat, wie das Hören funktioniert, und dann speziell in der Ausrichtung, wie es in Lübeck ist, wo ich meinen Master aktuell mache. Das ist eine sehr technische, medizinische Richtung von Akustik, speziell jetzt in meinem Fall, Richtung Hörgeräte und auch Cochlea-Implantate, solche Geschichten. Angenommen, man würde sich jetzt nach dem Bachelor beispielsweise für Bau- und Raumakustik interessieren, dann wäre zum Beispiel eher München und Mittweida passend, dort wird das unterrichtet, das sind dann die Sachen, die man dort lernt. „Wie muss ich einen Raum konzipieren, damit er mir akustisch das bringt, was er soll?“ Jeder kann sich vorstellen, wie eine Kirche klingt und wie ein Wohnzimmer klingt, so als zwei sehr starke Kontraste, die man wirklich so in freier Wildbahn findet. Und wenn man sich clever anstellt, kann man mit entsprechendem Wissen fast jeden Raum klingen lassen wie eine Kapelle oder wie ein Wohnzimmer. Und wenn man halt weiß, wie das funktioniert, aufgrund von akustischem Wissen, das man eher in diesem Masterstudium mitgeteilt bekommt, in Anfängen auch schon im Bachelor, dann kann man sich dahin orientieren. Wenn man mehr über das Audiologische, das Verstehen des Hörens wissen möchte, dann sind Lübeck und Oldenburg und auch Aalen die Anlaufstellen. Also am meisten kann ich halt über Lübeck erzählen, weil ich dort eben studiert habe.
abi»: Das heißt, wenn man sich spezialisieren möchte, dann muss man sich an verschiedenen Unis auch umschauen.
Peter Schumacher: Definitiv ja, also der Anfang in Lübeck ist ein sehr guter Start, letztendlich für die Akustik selber. Um es zu studieren, gibt es in Deutschland drei Standorte. Da gibt es einmal in Mitteldeutschland Aalen, dann Oldenburg, der sehr, sehr technisch ist. Ein sehr großes Spektrum auf einem vernünftig guten Niveau hast du halt in Lübeck.
abi»: Was findest du, ist denn das Spannende an deinem Studium?
Peter Schumacher: Ich persönlich fand am spannendsten die Bau- und Raumakustik und die Psychoakustik, weil ich mir schon immer dachte, ja, es ist schön, wenn du diesen ganzen Kram berechnen kannst und den Raum so schön machen kannst, wie du willst. Alles cool und schön, aber wenn es niemanden gibt, der das Ganze dann auch hört, dann hast du damit nichts gekonnt. Und so finde ich halt diese ganze Psychoakustik Geschichte dahinter unglaublich spannend. Also, du kannst eine akustische Täuschung erzeugen, wo du vermeintlich einen Ton immer höher werden lässt, der aber wirklich physikalisch gar nicht höher wird. Wenn man einfach weiß, wie man das machen muss, und wie man das Gehirn austrickst, solche Sachen finde ich halt mega interessant. Oder zum Beispiel auch das, was jetzt gerade aktuell meine Masterarbeit ist, den Lombard-Effekt zu untersuchen. Das ist im Endeffekt unsere intuitive Angleichung unserer Stimme an eine sich verändernde Hintergrundsituation. Beispielsweise du stehst irgendwo an der Straße und ein Auto fährt vorbei und du unterhältst dich gerade mit jemanden, dann wird sich deine Stimme automatisch ändern, ohne dass du das selber aktiv steuerst. Und das finde ich halt irgendwie interessant zu verstehen, warum das so ist, und vor allem auch, welche Ereignisse das quasi triggern, und wie man das gegebenenfalls unterbinden kann. Kann ich das irgendwie fördern, verstärken oder halt auch für irgendwas nutzen?
abi»: Du hast von deiner Masterarbeit schon erzählt. Wie hoch ist denn der Praxisanteil im Studium allgemein?
Peter Schumacher: Im Bachelor deutlich mehr, gerade in Lübeck. Das liegt aber auch daran, dass der Bachelor in Lübeck an einer technischen Hochschule gemacht wird und eine technische Hochschule unterscheidet sich von einer Universität dahingehend, dass du mehr praktische Arbeit machst. Also das sieht in größten Teilen so aus, dass du kleine Projekte bearbeitest. Zum Beispiel das, was ich ganz cool fand in einem Modul, das wir im Bachelor hatten: Da haben wir so einen kleinen Roboter gebaut, der mit Mikrofonen ausgestattet ist. Das war letztendlich wie so eine Playstation 4 Kamera oder Playstation 3 Kamera, ich weiß nicht genau, die hat halt mehrere Mikrofone drauf, und wenn du weißt, wie du diese Mikrofone ansteuerst und die Signale davon bearbeitest, kannst du die so clever auswerten, dass du dem eine Richtung entnehmen kannst, wo der Schall herkommt. Wir haben dann mit so einem kleinen „Raspberry Pi“ über ein Pythonscript einen Richtungszeiger drauf gepackt und haben dann quasi von irgendeiner Richtung ein Geräusch gegeben, und der hat sich dann zu dem Geräusch hin ausgerichtet. Das war an sich ein cooles Ding.
abi»: Was hättest du denn vorher gerne über dein Studienfach gewusst?
Peter Schumacher: Ich glaube, ich hätte vorher gerne gewusst, dass das Grundstudium, was im Endeffekt drei Semester bei uns ging, ziemlich eintönig ist und dass es danach aber cooler wird. Es war erst mal wirklich Abi-Mathe, quasi Abi-Physik, Abi-E-Technik und Englisch und auch BWL, wo ich dachte, „Mann, wann kommen die coolen Sachen?“ und das hat mich ein bisschen abgeschreckt. Zum Glück habe ich aber gesagt, „nee, komm, das kann ja nicht hinhauen, die müssen ja auch mal mit Akustik anfangen“ und dann glücklicherweise direkt so das Semester drauf, dann kamen die coolen Sachen, die deutlich mehr Spaß gemacht haben. Das Hörprojekt, was sehr cool war. Da haben wir eine Kapelle ausgemessen und haben die akustisch bearbeitet, was dann auch Richtung Bau- und Raumakustik ging, und das hat mega Spaß gemacht. Da ist man richtig in so eine Kapelle reingefahren, hat hier ausgemessen und die letztendlich auch dann verbessert. Das war mega interessant, hat mega Spaß gemacht! Man hatte ein richtiges Projekt an der Hand, hatte dann auch ein Ergebnis davon und hat sagen können: „Mit dem, was ich jetzt hier gelernt habe, auch aus dem Grundstudium, war ich in der Lage, hier wirklich etwas zu verändern, etwas zu verbessern“.
abi»: Zum Abschluss noch, was für Pläne hast du für deine berufliche Zukunft? Möchtest du bei der Firma bleiben, wo du jetzt deine Masterarbeit machst, oder ...?
Peter Schumacher: Ja, definitiv, ich hab’s ich noch gar nicht gesagt. Also ich bin in der Schweiz aktuell, und ich habe meine Masterarbeit bei der Sonova AG, die sich mit Hörgeräten, Cochlea-Implantaten beschäftigt, also hier wird sowohl Inklusion als auch ein Miteinander unglaublich wertgeschätzt und auch hochgehalten, weshalb ich gerne hierbleiben möchte.
abi»: Ja, super, vielen Dank für das schöne Interview.
Peter Schumacher: Gerne.
abi»: Wenn du dich für Berufe interessierst, die mit Hören und Sound zu tun haben, schau dir doch mal den Studiengang „Audiovisuelle Medien“ auf abi.de an bei „Studium > Studienbereiche > Ingenieurwissenschaften > Medien- und Veranstaltungstechnik“ oder den Beruf „Hörakustiker/-akustikerin“ bei „Ausbildung > Berufsfelder > Gesundheit“. Dort haben wir eine Ausbildungsreportage, eine Berufsreportage und einen Podcast. Das war dein abi» Podcast. Redaktion und Produktion Klaus Harfmann für den Meramo Verlag im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit.
Stand: 06.08.2024
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