Berufe for Future:
Think Green
Das Angebot an „grünen“ Produkten und Dienstleistungen wächst, da immer mehr Unternehmen und Branchen das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus stellen. Es entstehen zahlreiche zukunftsweisende Arbeitsplätze, für die es Fachkräfte mit entsprechendem Know-how braucht.
Nachhaltig produzierte Mode statt Fast Fashion, Fahrrad statt Auto, Solarstrom statt Braunkohle, Recycling statt Einwegverpackung: Jeden Tag kann man sich aufs Neue für einen nachhaltigeren Lebensstil entscheiden – und immer mehr Menschen folgen dem Trend. Doch was genau steckt hinter dem Begriff Nachhaltigkeit?
Krischan Ostenrath
Foto: WILA Bonn
„Nachhaltigkeit ist ein gesellschaftspolitisches Leitbild, bei dem es um eine Balance zwischen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Faktoren geht“, erklärt Krischan Ostenrath vom Wissenschaftsladen Bonn. Der Begriff stammt eigentlich aus der Forstwirtschaft. Dort erkannte man schon früh, dass es sinnvoll ist, nur so viele Bäume zu fällen, wie auf Dauer nachwachsen können, damit der Wald erhalten bleibt.
Heute spielt Nachhaltigkeit in so gut wie allen Lebensbereichen und in der Arbeitswelt eine wichtige Rolle. Das Ziel ist hierbei, bestehende Einkaufs-, Konsum- und Produktionsmuster so zu verändern, dass auch die nachfolgenden Generationen genügend Rohstoffe und natürliche Ressourcen zur Verfügung haben. „Die Unternehmen haben begriffen, dass das Thema eine große Rolle spielt. Auch, weil sich heute mit dieser Etikettierung Produkte gut verkaufen lassen“, erklärt der Experte. Zudem achten immer mehr junge Leute bei der Wahl ihrer Ausbildung und ihres Arbeitgebers auf das Thema Nachhaltigkeit – so wie die 21-jährige Hannah Rados.
Hannah Rados
Foto: privat
Die junge Frau absolviert gerade eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement im Vertrieb von LANIUS, einem zertifiziert nachhaltigen Modeunternehmen. „Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, woher die Rohstoffe für ihre Jeans, Kleider und T-Shirts kommen, wie die Arbeitsbedingungen vor Ort sind oder welchen ökologischen Fußabdruck das Kleidungsstück hinterlässt“, erzählt die Auszubildende im zweiten Lehrjahr.
„Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt zum Glück in der Branche an Bedeutung, die Nachteile von Fast Fashion wie Umweltverschmutzung und Ausbeutung von Arbeitenden in Textilfabriken werden verstärkt ins Scheinwerferlicht gerückt. Ich bin froh, dass ich mit meiner Arbeit eine faire und nachhaltige Textilproduktion unterstütze.“ Dass ein Umdenken stattfindet, merkt die 21-Jährige im Ausbildungsalltag: Auf ihrem Tisch landen zunehmend Anfragen von Modehäusern, die Interesse an den nachhaltigen Kollektionen ihres Arbeitgebers haben.
Hannah Rados steht in telefonischem Kontakt zu den Händlern, sie gibt die Nachorder ins System ein und berät die Vertriebspartnern. Ebenso fällt der Bereich Musterware in ihre Verantwortung. „Obwohl im Vertrieb angesiedelt, ist meine Ausbildung breit gefächert. So ist zum Beispiel auch mal in der Design-Abteilung meine Unterstützung gefragt, sodass ich inzwischen ‚Fachfrau fürs Knopfannähen bin“, schmunzelt die Modebegeisterte. Auch nach ihrer Ausbildung möchte Hannah Rados der „grünen“ Mode nicht den Rücken kehren. Am liebsten möchte sie nach Abschluss ihrer Ausbildung bei LANIUS bleiben.
Wer beruflich nachhaltig unterwegs sein möchte, kann sich, wie Hannah Rados, gezielt nach einer Ausbildung in einem nachhaltigen Unternehmen umschauen – oder einen „grünen“ Ausbildungsberuf ergreifen. Für den Umbau in Richtung erneuerbare Energien braucht es zum Beispiel Anlagenmechaniker*innen für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Elektroniker*innen für Energie- und Gebäudetechnik und Technische Assistent*innen für regenerative Energietechnik und Energiemanagement. Sie alle sorgen für mehr Energieeffizienz und Klimaschutz rund ums Haus, und das mit modernster digitaler Technik.
Im umwelttechnischen Bereich zu nennen wären beispielsweise Fachkräfte für Wasserversorgungstechnik, für Abwassertechnik, für Rohr-, Kanal- und Industrieservice oder für Kreislauf- und Abfallwirtschaft. Daneben zählen Umweltschutztechnische Assistentinnen und Assistenten dazu oder Handelsfachwirtinnen und -fachwirte im Bereich Recovery, die nachhaltige Arbeitsprozesse in Unternehmen überwachen.
„Umwelthemen halten zunehmend Einzug in viele bekannte Berufe, da das Thema immer mehr an Bedeutung gewinnt. Es gibt für junge Menschen also vielfältige Möglichkeiten, im Bereich Umwelt- und Klimaschutz zu arbeiten. Ein Bedarf an Fachkräften ist definitiv vorhanden – und daran wird sich in Zukunft wohl kaum was ändern“, bestätigt Dr. Bernd Lienstädt von der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven.
Dr. Bernd Lienstädt
Foto: privat
Auch die Hochschullandschaft schwimmt längst auf der grünen Welle mit. Immer mehr Studiengänge tragen das Präfix „Umwelt“. Darunter Umwelttechnik, Umweltingenieurswesen, Umweltmanagement und Umweltsicherung. „Es gibt bestimmt über hundert vorrangig technische und naturwissenschaftliche, aber auch sozialwissenschaftliche Studiengänge, welche Know-how in Sachen Nachhaltigkeit, Ökologie und Umwelt vermitteln“, weiß der Berufsberater.
Ob als nachhaltige*r Forstwirt/in, in der Abfall- und Entsorgungstechnik, als Manager/in natürlicher Ressourcen, Stadt- und Regionalplaner/in, Bio-Landwirt/in, Umweltinformatiker/in oder Global Change Manager/in – von der Industrie über den öffentlichen Dienst und die Forschung bis hinein in den Einzelhandel: Auf „grüne“ Expert*innen warten überall zukunftsweisende Jobs, die ihren Teil zu einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Zukunft beitragen.
BERUFENET
Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: nachhaltig)
https://berufenet.arbeitsagentur.de
studienwahl.de
Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier findest du Informationen zu allen Studienmöglichkeiten in Deutschland.
www.studienwahl.de
Check-U – Das Erkundungstool der Bundesagentur für Arbeit
Das Erkundungstool der Bundesagentur für Arbeit ist eine kostenfreie, bundesweite Online-Anwendung zur beruflichen Orientierung. Teilnehmer können vier Module bearbeiten (Fähigkeiten, soziale Kompetenzen, Interessen und berufliche Vorlieben) und erhalten eine Übersicht über passende Studienfelder und Ausbildungsberufe.
check-u.de
Vielen Dank für dein Feedback zu dieser Seite! Deine Kritik oder dein Lob zu abi.de kannst du uns gerne auch ergänzend über „Kontakt“ mitteilen. Deine abi» Redaktion