Diese Seite ist erreichbar unter:
https://abi.de/orientieren/was-will-ich-was-kann-ich/ich-will-was-machen-mit/berufe-rund-um-immobilien-hintergrund
Ob in der Bewirtschaftung, der Instandhaltung oder der Vermarktung von Immobilien – für Abiturientinnen und Abiturienten bietet die Immobilienbranche eine große Bandbreite an Arbeitsmöglichkeiten. Aktuelle Entwicklungen wie die Digitalisierung und die Energiewende machen sie zu einem zukunftsträchtigen Aufgabenfeld.
Wer wissen will, was eine Immobilie wert ist, beauftragt meist eine Fachkraft wie Marc-Emanuel Bühler mit der Immobilienbewertung. Als Immobiliensachverständiger erstellt er im Auftrag von privaten und gewerblichen Kundinnen und Kunden unabhängige Gutachten, die Auskunft über den sogenannten Verkehrswert einer Immobilie geben. Oft muss es mit der Beurteilung schnell gehen, es fallen also kurzfristige Termine an – nicht selten am Abend oder am Wochenende.
Die Bestandsaufnahme beginnt der Sachverständige meist mit einer Besichtigung des Objekts vor Ort. Anschließend prüft er die dazugehörigen Bauunterlagen, wie Grundrisse, Wohnflächenberechnungen oder Mietverträge. Wie viel ein Haus oder eine Wohnung wert ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, beispielsweise der Lage, Größe, Bausubstanz, Ausstattung und Restnutzungsdauer. Marc-Emanuel Bühler muss sich also in den verschiedensten Bereichen gut auskennen. „Einiges davon wurde im Studium behandelt, vieles lernt man jedoch erst in der Praxis und durch kontinuierliche Weiterbildung“, sagt der 36-Jährige. Nach seinem Bachelorabschluss in Betriebswirtschaftslehre absolvierte er zunächst ein Management-Masterstudium und anschließend berufsbegleitend die Studiengänge zum Diplom-Sachverständigen sowie Diplom-Immobilienwirt an der Deutschen Immobilien-Akademie (DIA) in Freiburg.
Der Zugang zum Beruf ist nicht festgelegt, viele Sachverständige haben aber einen immobilienwirtschaftlichen Hintergrund und Betriebswirtschaftslehre, Bauingenieurwesen oder Architektur studiert. Marc-Emanuel Bühler ist seit 2013 Geschäftsführer einer Sachverständigengesellschaft in Friedrichshafen. Da er im Schnitt zwischen 35 und 50 Fälle gleichzeitig betreut, ist eine gute Selbstorganisation für ihn das A und O. Ein Verkehrswertgutachten muss auch vor Gericht Bestand haben. Bei der Erstellung dürfen keine Fehler unterlaufen, da man sonst dafür haftbar gemacht werden kann. Kein Wunder, dass manch ein Gutachten bis zu 120 Seiten umfasst. „Das Gutachten muss die Marktwahrnehmung des Objekts abbilden. Manchmal muss man geradezu Detektivarbeit leisten, um die Umstände einer Immobilie bis ins Detail zu verstehen und ihren Wert ermitteln zu können“, berichtet der 36-Jährige.
Einiges davon wurde im Studium behandelt, vieles lernt man jedoch erst in der Praxis und durch kontinuierliche Weiterbildung.
Marc-Emanuel Bühler, Immobiliensachverständiger
Wir brauchen in Deutschland Lösungen für bezahlbares Bauen und Wohnen. Die fortschreitende Digitalisierung kann uns dabei helfen, indem durch sie etwa Planungs- und Baugenehmigungsprozesse beschleunigt werden.
Professor Wolfgang Schäfers, Experte vom Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA)
„Welche Berufe in der Immobilienbranche für Abiturientinnen und Abiturienten konkret infrage kommen, ist abhängig von den individuellen Kompetenzen und Zukunftserwartungen“, sagt Barbara Keil, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit Bocholt. „Für die meisten Tätigkeitsfelder in der Immobilienbranche sind kaufmännisches Denken und Verhandlungsgeschick von Vorteil, außerdem Kommunikationsfähigkeit, Kunden- und Serviceorientierung sowie eine gute Beobachtungsgabe.“
Wer sich vor allem für die Immobilienwirtschaft interessiert, hat beispielsweise die Möglichkeit, sich für eine kaufmännische Ausbildung wie Immobilienkaufmann/-frau oder Immobilienassistent/in zu bewerben. Für Studieninteressierte kommt etwa ein Studium in Wirtschaftswissenschaften oder Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Immobilienwirtschaft infrage. Gefragt sind darüber hinaus Ingenieurinnen und Ingenieure für Gebäudetechnik oder Facility-Management, die Gebäude instandhalten, energieeffizient umrüsten oder die Gebäudetechnik an die Anforderungen der Digitalisierung anpassen.
Immer wieder kommen Abiturientinnen und Abiturienten zu Barbara Keil in die Beratung, die „etwas mit Immobilien“ machen möchten. „Manche von ihnen haben realistische Vorstellungen, weil ein Familienmitglied oder Freund in der Branche tätig ist, andere kennen Jobs wie Immobilienmakler hauptsächlich aus dem Fernsehen.“ Dass das Berufsbild, das dort vermittelt wird, nicht immer der Realität entspricht, wird schnell klar, wenn Barbara Keil mit den Ratsuchenden über deren Erwartungen spricht.
Doch auch, wenn es in der Immobilienbranche längst nicht nur um die Vermittlung schicker Penthouse-Wohnungen oder luxuriöser Villen geht, wie es manche Sendung im Fernsehen vermuten lässt, warten hier viele spannende Aufgaben. Gerade weil sich in der Branche derzeit viele aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen spiegeln, zum Beispiel die fortschreitende Digitalisierung oder das Thema Klimaschutz.
Professor Wolfgang Schäfers vom Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) sieht darin zwei der wichtigsten Themen der Immobilienbranche: „Wir brauchen in Deutschland Lösungen für bezahlbares Bauen und Wohnen. Viele Immobilienmärkte sind angespannt – das gilt für Wohnungsmärkte, aber auch für Büromärkte. Die fortschreitende Digitalisierung kann uns dabei helfen, indem durch sie etwa Planungs- und Baugenehmigungsprozesse beschleunigt werden“, sagt der Experte.
Natürlich lassen Trends und Entwicklungen neue Berufsbilder entstehen. „Vor allem im Bereich von Innovation und Digitalisierung bieten sich vielfältige Job-, aber auch Ausbildungschancen, etwa ein Intensivstudium im Bereich Digital Real Estate Management. Das Thema wird für die Branche wichtiger und die Unternehmen erkennen das“, ist sich Wolfgang Schäfers sicher.
Der Arbeitsmarkt rund um Immobilienverwaltung und -vermarktung hat sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt. 81.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte arbeiteten 2023 in dieser Berufssparte. „Das sind knapp 2 Prozent mehr als im Jahr davor“, sagt Claudia Suttner vom Team Arbeitsmarktberichterstattung der Bundesagentur für Arbeit. Knapp 5.000 neue Stellen wurden den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern 2023 neu gemeldet, und die berufsspezifische Arbeitslosenquote lag bei gut drei Prozent.
Das Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild.
www.arbeitsagentur.de/berufenet
Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier findest du Informationen zu allen Studienmöglichkeiten in Deutschland.
www.studienwahl.de
Die Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit hilft dir bei der Auswahl von Studienort und Studienfach.
www.arbeitsagentur.de/studiensuche
Mit diesem kostenlosen Online-Test der Bundesagentur für Arbeit findest du heraus, welcher Beruf zu dir passt.
www.check-u.de
Der Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. ist ein Wirtschaftsverband der deutschen Immobilienwirtschaft, der auf seiner Webseite unter anderem über neue Berufe in der Branche informiert.
Der Gesamtverband Gebäudetechnik e.V. ist ein Zusammenschluss von Unternehmen, die ingenieurmäßig Anlagen der Haus- und Gebäudetechnik planen und handwerklich ausführen sowie Ingenieurbüros für Technische Gebäudeausrüstung.
Stand: 06.09.2024
Vielen Dank für dein Feedback zu dieser Seite! Deine Kritik oder dein Lob zu abi.de kannst du uns gerne auch ergänzend über „Kontakt“ mitteilen. Deine abi» Redaktion
Diese Seite ist erreichbar unter:
https://abi.de/orientieren/was-will-ich-was-kann-ich/ich-will-was-machen-mit/berufe-rund-um-immobilien-hintergrund